Ritt übern Bodensee

Der Südkurier erhielt Mitte Oktober den Deutschen Lokalzeitungspreis. Für die Atmosphäre im Haus wars überfällig. Die Preisverleihung hat der Redaktion einen Schub gegeben, sagt Chefredakteur Stefan Lutz über die Auszeichnung der Konrad-Adenauer-Stiftung. Dass die Mitarbeiter einen Schub gebrauchen können, kann man nachvollziehen. Die letzten zwei Jahre waren unruhig. Erst ging der Chefredakteur Thomas Satinsky, dann gab es einen Relaunch zu stemmen, der nächste Chefredakteur blieb nur für zwei, drei Monate, der bisherige Vize Lutz übernahm. Und dann trat der Südkurier im Januar aus dem Tarifvertrag aus, wie so viele andere auch. Eine Zäsur, gibt Lutz zu, das lasse sich nicht schönreden. Einem Haustarif versperrt man sich bis heute, dass ein Teil der Mitarbeiter streikte, wurde im Blatt ignoriert. Ein Affront für die Belegschaft, man fühlte sich nicht ernst genommen. Und dass Lutz kurz nach dem Streik einer seiner Sekretärinnen kündigte*, die mitgestreikt hatte, war zumindest schlechtes Timing. Er verschaffe dem Blatt spaßige Zeiten, stand auf dem Cover unseres Juli-Hefts, der Preis für den Südkurier war Titelgeschichte. Die Redaktion habe bitter gelacht, sagen nun einige aus dem Haus. Dass Geschäftsführung und Betriebsrat nach wie vor miteinander redeten, sei jedoch immerhin etwas.

So schlecht ist die Stimmung nicht, wie es nach außen dargestellt wird, sagt Lutz. Für den Betriebsrat ist die Sache mit dem Haustarif allerdings noch nicht vom Tisch.
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*“Update: Richtig ist: Am Tag nach dem Streik hat Stefan Lutz seine Sekretärin von ihrem Dienst entbunden. Im August einigte sich der „Südkurier“ außergerichtlich mit ihr und kündigte ihr zum Jahresende 2011. Bis dahin ist sie freigestellt.

Erschienen in Ausgabe 10-11/2011 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 8 bis 8. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.