In seiner alten Journalisten-Identität war Gerd Schneider Sportredakteur bei der FAZ, in der neuen ist er seit Mitte Februar Chefredakteur beim „Donaukurier“ in Ingolstadt. Gerade mal ein Dreivierteljahr war er Vize-Chefredakteur dort, bevor Verleger Georg Schäff den amtierenden Chefredakteur Michael Schmatloch absetzte und Schneider nach oben katapultiert wurde, „eine totale Überraschung“, sagt Letzterer. Davor war Schneider bei der „Mittelbayerischen Zeitung“ in Regensburg, die erste Station zurück in Bayern nach elf Jahren beim „großen behäbigen Tanker“ in Frankfurt. Vom überregionalen Meinungsmacherblatt zur Regionalzeitung also: „Die Umstellung war enorm“, erinnert sich der 47-Jährige, „ein Realitätsschock“, ohne luxuriöse Arbeitsbedingungen mit 30 Redakteuren im Sportressort. Und nun also Chefredakteur. Zusammen mit seinem neuen Vize, dem bisherigen Lokalchef Eric Metzler (45), will er die Regionalisierung der Zeitung vorantreiben: „Die Trennung von Mantel und Regionalem ist noch ziemlich stark, wir halten das für überholt“, sagt Schneider. Im Laufe des Jahres werden sich die Umstellungen bemerkbar machen, so sein Plan. „Die Lokal- und Regionalzeitungen sind gefordert, ihre Politiker härter ranzunehmen“, findet Schneider. Dass der „Donaukurier“ das kann, sah man Ende Januar: Damals veröffentlichte die Zeitung ein Interview mit dem Kandidaten für den Chefposten der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien BLM, dem CSU-Staatskanzleichef Siegfried Schneider – eine vieldiskutierte Personalie. Das Besondere: Es war ein Interview ohne Antworten. Der BLM-Anwärter hatte auf die vielen Anfragen seiner Heimatzeitung nicht reagiert. Sich vor kritischen Fragen drücken geht nicht, befand die Redaktion. Und druckte nur die Fragen.
Erschienen in Ausgabe 03/2011 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 71 bis 71. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.