Gut möglich, dass der „kleine König vom Halberg“ (FAZ) Fritz Raff auch die Thronfolge auf Schloss Halberg, dem Sitz des Senders, noch organisiert hat, bevor er Ende Januar 62-jährig starb. Jedenfalls hat er die Namen zweier möglicher Nachfolger selbst ins Gespräch gebracht. Würde einer von beiden Mitte April tatsächlich vom Saarbrücker Rundfunkrat gewählt werden, wäre das ein eindrucksvoller Beweis mehr für eine besondere Qualifikation des Medienstrategen Raff: Er war ein pragmatischer Realist und begeisterter Macher. Und es war beileibe nicht wenig, was er nach nüchterner Analyse beherzt und durchsetzungsstark anging.
Seine eigene Nachfolge gehörte zuletzt dazu. Raff wusste: Wer den zweitkleinsten, finanziell bedrängten Sender an der Saar in krisenhaften Zeiten lenkt, kann entscheidend sein für dessen Zukunft als eigenständige Rundfunkanstalt. Und er wusste, dass ihm wenig Zeit bleiben würde, dabei das Gestaltbare noch zu gestalten. Sein Realitätssinn ließ auch in eigener Sache keine andere Erkenntnis zu: Der Muskelschwund infolge der unheilbaren Nervenkrankheit ALS schritt viel schneller voran, als ohnehin von ihm befürchtet. Als in einem CDU-regierten Land zweimal wiedergewählter Rundfunk-Intendant mit SPD-Parteibuch war Raff eine ziemliche Ausnahmeerscheinung. Dessen war er sich nicht ohne Stolz sehr bewusst. Er fand zwei, von deren Fähigkeiten er überzeugt war. Beide verfügen über viel ARD-Erfahrung und haben als ehemalige SWR-Mitarbeiter gute Kontakte zum großen Nachbarn, dem vorrangigen Kooperationspartner. Beide waren zudem lange beim Kulturprogramm Arte – Frankreich-Kompetenz ist ein Markenzeichen des SR. Der eine Kandidat ist der jetzige Arte-Programmdirektor Dr. Christoph Hauser (Jg. ‘56). Ehe er 2005 zu Arte wechselte, war er beim SWR Hauptabteilungsleiter Kultur/Fernsehen; der andere Kandidat, NDR-Verwaltungsdirektor Dr. Albrecht Frenzel (Jg. ‘66), ist gelernter Journalist, hat aber im organisatorischen Bereich Karriere gemacht. „Kennzeichnend für ihn waren seine Willensstärke und seine Kraft – ob bei der Arbeit oder im Kampf gegen seine Krankheit“, sagte ARD-Vorsitzende Monika Piel nach Raffs Tod. Und hob noch eine Eigenschaft hervor: seinen „Weitblick“. Der wird sich in seiner Nachfolge erneut zeigen. Mehr Infos dazu siehe: www.mediummagazin.de
Erschienen in Ausgabe 03/2011 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 9 bis 9 Autor/en: Axel Buchholz. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.