Test: „Magdeburger Volksstimme“

Vor einigen Monaten hat die „Magdeburger Volksstimme“ ihr Layout aufgefrischt. Die Zeitung erscheint im Rheinischen Format und hat sieben Spalten. Sie hat eine verkaufte Auflage von 190.374 Exemplaren (IVW IV 2011). Typografisch wurde das Blatt zweifellos erneuert.

Die Zeitung ist nicht zu elegant, zu edel geworden. Design und Inhalt passen gut zueinander. Das Seitenlayout bleibt jedoch problematisch: Oft ist unklar, was der Aufmacher auf der Seite sein soll. Damit ist keine klare Hierarchie vorgegeben und beim Leser wird der Eindruck vermittelt: In diesem Blatt steht nichts Wichtiges.

NORBERT KÜPPER ist Zeitungsdesigner ( www.zeitungs-design.de) und Veranstalter des European Newspaper Award.

nkuepper@layouttipp.de

Titelseite

Zeitungskopf: Er ist etwas zu klein im Verhältnis zur Seitengröße. Man tritt hier insgesamt etwas zu bescheiden auf.

Anrisse: Der Einzelverkauf liegt bei 7.801 Exemplaren. Daher hätten die Anrisse plakativer ausfallen können.

Über-Aufmacher: Es ist immer ein Zeichen der Unentschiedenheit, über den Aufmacher noch einen Artikel zu stellen. Der hat zwar eine kleinere Überschrift, steht aber ganz oben auf der Seite. Besser: liegengebliebene Autos und ihre Besitzer als echten Aufmacher platzieren.

Aufmacher: Beim Aufmacher sollte man sich fragen: Ist das Thema so toll, dass ich die Zeitung kaufen würde? Daher hätte man hier ein spannenderes Thema suchen müssen.

Aufmacherbild: Man hätte auf jeden Fall näher an die Personen heranzoomen müssen, um die Gesichter und Kostüme besser zeigen zu können. Außerdem: Bei diesem Bild sind die Beine überflüssig.

Gliederung im Text: Der Aufmacher hätte in der ersten und dritten Spalte eine zweizeilige Zwischenzeile gebraucht. So wirkt er sehr lang.

Spalte links: Es ist ein klassiches Inhaltsverzeichnis mit fünf Anrissen. Die Texte hätten etwas kürzer sein können. Ein oder zwei Bildelemente hätten geholfen, die Leser auf diese Spalte aufmerksam zu machen.

Innenseite

Seitentitel: Die Gestaltung der Titelseite wird hier konsequent fortgeführt: Auch dieser Seitentitel ist etwas zu klein. Gut dagegen die Seitenzahl oben rechts. Man kann sie nicht übersehen.

Über-Aufmacher: Brennende Lagerhalle oder bleiben die Bildschirme schwarz? Die Redaktion setzt das Feuer als Über-Aufmacher ein und darunter folgt dann die Bildschirmstory. Genau so wird es der Leser konsumieren, da er vom Großen zum Kleinen und von oben nach unten vorgeht. Konsequenterweise hätte man den Brand zum Aufmacher machen müssen.

Zeilenanzahl der Überschrift: Viele Jahre lang hatte die „Magdeburger Volksstimme“ nahezu nur zweizeilige Überschriften. Diese Marotte wurde mit der Neugestaltung eingedämmt. Aber heute, ungefähr ein halbes Jahr nach der Umstellung, tauchen sie allmählich wieder auf: Überschriften, die zu lang sind. Fraglich ist auch, ob man überhaupt Überschriften in Frageform machen soll. „Wir wollen den Lesern keine Fragen stellen, sondern Antworten geben“, lautet der Spruch aus Redaktionskreisen dazu.

Ergänzungsbox: Bei dem tiefer gelegten Aufmacher hätte es sich angeboten, unten rechts im Artikel eine Ergänzungsbox mit Tipps und Fakten zum Thema zu platzieren.

Erschienen in Ausgabe 03/202012 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 59 bis 59. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.