Die Amerikanerin Amber Case nennt sich „Cyborg Anthropologist“. Sie analysiert, wie Technologie immer stärker und gleichzeitig immer unauffälliger unseren Alltag bestimmt, und entwickelte die Plattform Geoloqi, die es ermöglicht, mit Freunden in einem dauerhaften Austausch von Geodaten zu stehen.
Während Technik-Pionier Steve Mann, der seit Jahrzehnten ein selbst gewähltes Dasein als Mensch-Maschine führt, in den 1980er Jahren noch eine schwere Apparatur mit Rucksack und klobiger Datenbrille mit sich herumtrug, um Tag und Nacht in einer Datenwolke zu leben, braucht der moderne „Cyborg“ oder Nutzer der virtuell angereicherten Realität nur noch sein Smartphone.
AR-Anwendungen können die Realität nicht nur ergänzen, sondern auch individuell verändern. So sehen Nutzer beispielsweise statt eines Werbeplakats auf der Straße eine persönliche an sie gerichtete Nachricht.
Auch das „Internet der Dinge“ mit intelligenten und vernetzten Alltagsgeräten spielt laut Case eine pragmatische Rolle in einer Welt des ständigen Datenaustausches. Während der vielbeschworene Kühlschrank, der sich selbst auffüllt, wahrscheinlich nur in wenigen Haushalten stehen wird, könnte das Haus, das selbst daran denkt, sein Licht auszuschalten, wenn niemand da ist, durchaus praktisch sein. Bei Amber Case ist dieser Service schon heute Realität: Wenn die Cyborg-Anthropologin ihr Heim in Portland/Oregon verlässt, tritt sie kurz danach aus der Datenwolke, die das Haus umgibt. Die Geoloqi-App auf ihrem Smartphone macht dann das Licht aus und bei der Rückkehr kurz vorher wieder an.
Amber Case schilderte ihre Erkenntnisse und Erlebnisse im März 2012 in einer faszinierenden Keynote beim Netzkongress SXSW im texanischen Austin.
Folien zu ihren Vorträgen gibt es hier:
www.slideshare.net/caseorganic
Erschienen in Ausgabe 06/202012 in der Rubrik „Medien und Beruf“ auf Seite 43 bis 43. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.