Jana Hensel, Romanautorin und Freitagsfrau

Warum sind Sie Journalistin geworden?

Ich habe den Journalismus ja zuerst von der anderen Seite kennengelernt. Nachdem „Zonenkinder“ erschienen war, sind vor allem Texte über mich publiziert worden. Das war nicht immer lustig. Da habe ich beschlossen, die Seiten zu wechseln. Um es besser zu machen.

Wie kamen Sie an Ihren ersten Beitrag, was war das Thema?

Ich habe mit Literaturkritiken für den Deutschlandfunk angefangen. Richtig journalistisch tätig geworden bin ich dann im Jahr 2003 als Praktikantin beim „Spiegel“. Mein erster Text dort war eine Reportage über eine Sexmesse. Die Kollegen wollten mich reinlegen, glaube ich.

Wer sind Ihre Vorbilder im Journalismus?

Ich verehre Joan Didion.

Wann ist ein Journalist ein guter Journalist?

Wenn er zweifelt, zweifelt, zweifelt: an sich, an der Welt, an seinen Texten.

Wie würden Sie in 140 Zeichen die Herausforderungen für den Journalismus charakterisieren?

Das kann ich auch kürzer: Er sollte wahrhaftiger werden.

Wie wichtig ist Klatsch?

Mh, geht so.

Wo haben es Frauen im Journalismus schwerer?

Bis vor nicht langer Zeit gab es einfach zu wenige Frauen im Journalismus. Sie waren mit ihren Ansichten, Sichtweisen und Themen viel zu oft Außenseiter. Ich bin froh, dass sich das nun ändert. Jede Frau im Job sollte politisch agieren.

Was macht Sie wütend oder ungeduldig?

Wütend macht mich, wenn Journalisten sich überschätzen. Ungeduldig bin ich immer.

Was sind Ihre (handwerklichen) Stärken und Schwächen?

Ich komme ja eigentlich aus der Literatur, habe Germanistik studiert und wollte in einem Verlag arbeiten. Journalismus habe ich mir selbst beigebracht. Ich halte das für eine Stärke, aber daraus resultieren auch meine Schwächen.

Welche sozialen Medien und Netzwerke nutzen Sie wofür?

Ich bin bei Facebook, dort aber eher faul.

Welchem Thema würden Sie ein Buch widmen?

Nun widme ich alle meine Themen erst einmal dem „Freitag“. Es wäre schön, wenn man jede Ausgabe wie ein Buch lesen könnte.

Ihr größter Flop?

Ich habe nach jedem Text die Sorge, falschzuliegen.

Mit wem würden Sie denn gerne mal einen Tag die Rolle tauschen?

Mit Angela Merkel.

Welche Medieninnovation schätzen Sie besonders?

Den Buchdruck.

Ihre drei Lieblinge unter den Zeitungen, Sendungen und Websites?

Habe ich nicht. Im Gegenteil versuche ich immer, so viele verschiedene Zeitungen wie möglich zu kaufen, um zu sehen, wie die anderen das machen. Gestern waren das: „Wedding“, „Fräulein“ und die „taz“.

Welcher berufliche Rat hat Ihnen besonders geholfen?

Jakob Augstein hat einmal zu mir gesagt: Man kann nicht konsequent das verfolgen, was man für richtig hält, und erwarten, dafür geliebt zu werden.

Sind Sie Mitglied einer Partei?

Ich komme aus dem Osten, Mitgliedschaften finde ich generell schwierig. Im nächsten Leben werden Sie?

Briefträgerin.

Jana Hensel (*1976) ist seit April die neue stellvertretende Chefredakteurin bei Jakob Augsteins Wochenzeitung „Der Freitag“. Sie studierte in Leipzig, Marseille, Paris und Berlin, gab dann die Leipziger Literaturzeitschrift „Edit“ heraus. 2002 erschien ihr Roman „Zonenkinder“, sieben Jahre später die Sachbücher „Achtung Zone“ und „Neue deutsche Mädchen“. Parallel fing sie an, journalistisch zu arbeiten, unter anderem für die „Zeit“ und den „Spiegel“, seit 2011 auch für „Der Freitag“. 2010 erhielt Hensel für ihren Essay „Vater Morgana“ fürs „Zeit Magazin“ den Theodor-Wolff-Preis.

Erschienen in Ausgabe 06/202012 in der Rubrik „Terminal“ auf Seite 74 bis 74. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.