Na, wie sind wir so?

Oftmals überschätzen Organisationen den Wert ihrer eigenen Website. Sie sind überrascht, wenn sie erfahren, dass viele Bewerber, Kunden und Journalisten gar nicht als Erstes die Homepage eines Unternehmens betrachten, sondern stattdessen lieber den Bewertungen von Dritten vertrauen. Den Wert einer subjektiven Bewertung sollte daher niemand unterschätzen – in Deutschland haben sich Portale wie Kununu, Bizzwatch, Jobvoting oder, international, Kelzen auf diese Form der Firmenbewertung spezialisiert. Die Medienbranche hat das Angebot noch nicht für sich entdeckt.

Doch gerade bei dem Kampf um Talente müssen Firmen auf verschiedenen Plattformen aktiv sein, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu empfehlen. Auch da besonders jüngere Bewerber verstärkt das Internet zur Informationsrecherche und Bewerbung nutzen. Aber auch andere Arbeitnehmer wollen nicht mit anonymen Marken kommunizieren, sondern wollen Erfahrungsberichte von konkreten Menschen lesen. Deshalb berichten viele Unternehmen auf den verschiedenen Social-Media-Kanälen über ihren Firmenalltag und geben Einblicke in die Unternehmenskultur.

Grundsätzlich gilt längst: Persönlichen Einschätzungen anderer wird mehr vertraut als anonymen Firmeninformationen – statische Unternehmenswebsites rangieren da eher weiter hinten auf der Vertrauensskala. Und Social-Media-Plattformen wie Kununu, Bizzwatch und Co. sind ein Zwischending: Da können Arbeitnehmer selbst ihr Unternehmen bewerten, unter anderem das Arbeitsklima, die Aufgabenvielfalt und die Karrierechancen.

Bis März 2012 haben 184.000 Mitarbeiter rund 64.000 Unternehmen auf Kununu bewertet. Monatlich hat die Website rund eine Million Besucher und weist rund zwei Millionen Zugriffe auf. Außerdem ist das Angebot von Kununu eng mit der Businessplattform Xing verbunden. Arbeitgeber, die auf Kununu sehr präsent sind, wie etwa die Deutsche Telekom oder Siemens, weisen ihre Mitarbeiter mittlerweile explizit auf Kununu hin und ermuntern sie, dort Bewertungen einzustellen. Für negative Meldungen ehemaliger Mitarbeiter muss ein Unternehmen natürlich wenig tun – doch die eigenen Angestellten muss man erst einmal dazu motivieren, ebenfalls ihre Meinung auf derartigen Portalen zu bekunden. Erst recht, wenn sie zufrieden sind.

In vielen Verlagen hingegen wird das Potenzial für das Arbeitgeberimage oft noch nicht erkannt und genutzt. So kommen Medienhäuser wie Hubert Burda Media auf 34 Bewertungen bei über 18.000 Aufrufen. Auch die Axel Springer AG weist bei mehr als 16.000 Aufrufen nur 31 Bewertungen auf, das ZDF wurde gerade fünf Mal bewertet, Pro7Sat.1 14 Mal. Wer in Google als Bewerber beispielsweise „Berliner Verlag“ gekoppelt mit „Jobs“ eingibt, findet Kununu auf den ersten Plätzen der Suchmaschine: 1.300 Mal wurde er aufgerufen, bewertet nur sechs Mal.

Ganz offensichtlich gibt es auch Interesse an der Darstellung von Medienunternehmen bei Kununu – doch im Vergleich zu den Zugriffszahlen ist die Menge der abgegebenen Kommentare noch verschwindend gering.

Auch wenn gerade in der Medienbranche diese Firmen-Watch-Seiten noch nicht so bekannt sind: Mit wenig Aufwand kann jedes Unternehmen derlei Bewertungsportale fürs Employer Branding einsetzen. Und da viele Bewerber die Plattform als subjektive Informationsquelle längst für sich entdeckt haben, können auch Verlage und Sender nur davon profitieren.

LINKS

www.kununu.de

www.bizzwatch.de

www.jobvoting.de

www.kelzen.com

TIPPS

Jobwatch-Portale nutzen – so geht’s:

01 Berücksichtigen Sie die Plattform im Monitoring und Reputation Management.

02 Sorgen Sie für mehr Bewertungen, indem Sie aktiv Feedback einfordern.

03 Nehmen Sie die Kritik ernst und reagieren Sie darauf.

04 Verlinken Sie via Karriereseiten aktiv auf diese Firmen-Watch-Portale.

Klaus Eck ist PR-Blogger und hat mit „Transparent und glaubwürdig“ ein neues Buch vorgelegt.

ke@eck-kommunikation.de

Erschienen in Ausgabe 06/202012 in der Rubrik „Fallstudie“ auf Seite 69 bis 69 Autor/en: Klaus Eck. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.