Aufsteiger/Innen

Aus der Guerilla-Aktion „Pro Quote“ wird nun ein Verein: Das Schreiben von 350 Kolleginnen und Kollegen, das am 26. Februar Verlegern, Chefredakteuren und Intendanten zuging, liest sich nun wie ein Gründungsmanifest des Vereins. Die Erstunterzeichner, darunter Prominente wie Anne Will und Sabine Christiansen, forderten eine Frauenquote von 30 Prozent in den Medienhäusern – binnen fünf Jahren und, wohlgemerkt, auf allen Hierarchie-Ebenen. „Ohne Quote scheint es nicht zu gehen“, sagt die Mitte Juni auf der Gründungsversammlung gewählte Vorsitzende, „Spiegel“-Redakteurin Annette Bruhns. Von den 360 deutschen Tageszeitungen, so hat „Pro Quote“ ermittelt, haben nur acht eine Chefredakteurin. „Männer müssen Rechtfertigungsdruck bekommen, wenn sie eine Frau nicht einstellen“, sagt Bruhns. Bislang förderten Männer eher Männer, auch weil sie Mutterschutz und Kindererziehung vor allem mit Produktivitätsausfall und Teilzeit bei Frauen gleichsetzten, das traditionelle Familienbild fest im Kopf. Knapp 4.000 offizielle Unterstützer hat „Pro Quote“ inzwischen. Der Verein will künftig deutlich vernehmbar sein und das Geschlechterverhältnis bei allen Mediengattungen untersuchen. Annette Bruhns wünscht sich zudem für die Vereins-Webseite eine Jobbörse und ein Business-Netzwerk à la LinkedIn. Gerade im eigenen Haus wird sie noch zu kämpfen haben: Ihrem Vorgesetzten, „Spiegel“-Chef Georg Mascolo, entschiedener Gegner einer festen Quote, gesteht sie zu, er habe „anerkannt, dass die Frauen im Haus unzufrieden sind“, und befinde sich „in einem intensiven Dialog“ mit den Kolleginnen. Das verlagseigene „Manager Magazin“ behauptet indes auf seinem aktuellen Cover: „Im Verlagswesen stimmt die Quote“ – meint aber nur die sechs größten Verlage und ignoriert deren männerdominierte Vorstandsebene.

Frankreichs dapd-Mann

dapd bekam mal wieder einen Neuzugang: Jean Luc Testault, der bisherige Chefredakteur der AFP-Gruppe, begann am 1. Juli als Chefredakteur der französischen Nachrichtenagenturtochter SIPA der dapd. Er soll SIPA zur Vollagentur ausbauen, die dapd erst im vergangenen Jahr übernommen hatte.

Und noch mehr neues Personal bei dapd: Mit dem Auftrag, in Zukunft das Auswärtige Amt zu beliefern, baut die Agentur einen Fremdsprachendienst auf. Gesamtleiter wird Markus Weidling, der nach Anfängen im Öffentlich-Rechtlichen und als BMZ-Pressesprecher, Diplomat bei den UN in New York und zuletzt Vertriebsleiter für Institutionen und Verbände bei dapd nun seine beiden Karrieren verbinden kann. Die Redaktionsleitung übernimmt Peter Gehrig, Leiter der dapd- Akademie und lange Chefredakteur von AP Deutschland. Nachrichtenchef wird David Rollik, zuletzt leitender Redakteur in der Chefredaktion der Mediengruppe Oberfranken und davor in leitender Funktion bei DDP.

dapd zum Dritten: Seit 1. Juli gehört Rolf Westermann (51) als stellvertretender Chefredakteur zur Führungsriege – und ersetzt damit Dirk Lübke (51), der während der Fusionsphase von DDP und AP zu der neuen Agentur gestoßen war. Lübke verlässt die dapd, um sich „neuen Aufgaben in der Medienwelt“ zu widmen, wie es heißt. Westermann ist auch Leiter der Nachrichtenproduktion. Zuvor arbeitete Westermann 23 Jahre lang bei der konkurrierenden Nachrichtenagentur dpa, zuletzt als Landesbüroleiter Ost.

Das Fitness-Magazin „Loox“ bekommt einen neuen Chefredakteur. Nachdem der bisherige Leiter Sven Bergmann (40) den Titel nach nur einem Jahr Ende August verlassen wird, übernimmt Verlagsleiter Michael A. P. Divé (33) kommissarisch die Stelle.

Und noch ein Magazin hat einen neuen Chefredakteur: Das Frauenmagazin aus dem Hause Burda „Freundin“ hat nun auch einen Mann an der Spitze – und zwar Nikolaus Albrecht (43). Der hat Erfahrung mit Frauenthemen: Er leitete schon „Glamour“, baute „Myself“ mit auf und war dann bei „Vanity Fair“ vorne mit dabei, entwickelte den Titel „Season“ mit. Für Albrecht wird’s wohl ein stressiges Jahr: Denn nebenher hat er auch noch die diesjährige Leitung des legendären Magazins „Max“ übertragen bekommen, das 2011 erstmals wieder am Kiosk lag – und nun jedes Jahr ein Mal von einem anderen Redaktionsteam gestaltet werden soll.

Kaum wurde bekannt, dass der „Bild“-Chedredakteur mit einer Digital-Crew für ein halbes Jahr gen Silicon Valley zieht, um dort über neuen Online-Ideen zu brüten, hat bild.de nun seit 1. Juli einen neuen redaktionellen Leiter für Social Media und die Community: Torsten Beeck (34). Er ist damit Nachfolger von Rowan Barnett, der kürzlich als Market Director Germany zu Twitter gewechselt war. Beeck arbeitete zuvor für „Neon“ und stern.de und seit 2007 fürs Digitalteam von „Computer Bild“ – ausgerechnet jenem Magazin, dessen Redakteure gerade wegen einer Kündigungswelle im Arbeitsstreit mit dem Verlag liegen.

Der Verleger Hubert Burda bleibt Präsident des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger VDZ. Und zwar nach einstimmiger Wahl. Der 72-Jährige ist bereits seit 1997 Verbandspräsident – und eigentlich hieß es lange, er stünde für eine weitere Amtsperiode nicht zur Verfügung.

Auch die Intendantin des Rundfunks Berlin Brandenburg Dagmar Reim (60) darf weitermachen: Mitte Juni wurde sie in ihrem Amt bestätigt. Das heißt: weitere fünf Jahre, von Mai 2013 bis 2018.

Erschienen in Ausgabe 07+08/202012 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 70 bis 70. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.