Eine Themenkarriere

Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre

Mit der Regierungserklärung des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt (1969), dem „Sofortprogramm Umweltschutz“ der Bundesregierung 1970 und der Einrichtung des Umweltrates 1970 erfuhren Umweltthemen eine erste große Aufmerksamkeitswelle in der Öffentlichkeit. Zudem gründeten sich ökologisch orientierte Bürgerinitiativen.

Anfang der 70er

Katastrophenszenarien bestimmen den zunehmend polarisierten Diskurs. Anlass war der Bericht des Club of Rome 1972, „Die Grenzen des Wachstums“, über die rasche Endlichkeit der Ressourcen. Die Umweltschutzbewegung wächst durch den Streit um die Atomenergie.

Mitte der 80er

Die Grünen etablieren sich bundesweit als vierte Kraft, Umweltschutz steht auf der Agenda aller Parteien. Die Bereitschaft zu einer gemeinsamen Suche nach Lösungen wächst. Vertreter der Umweltbewegung sind gefragte Ansprechpartner geworden. Ein deutliches politisches Signal: die Gründung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt 1990.

Mitte der 90er

Die Umweltbewegung befindet sich in einer Krise. Ihr scheinen die Argumente auszugehen: Der Wald steht trotz Baumsterben immer noch, der Himmel über der Ruhr ist wieder blau. Die UN-Konferenz für Nachhaltige Entwicklung in Rio de Janeiro sorgt 1993 für große Aufmerksamkeit, während sich die Prioritäten in der Politik durch weltwirtschaftliche Rezession und deutsche Einheit verschieben. Es ist eine Phase, in der Magazine zu Umweltthemen eingestellt werden, der Arbeitskreis „Umweltschutz für Journalisten“ löst sich auf. Zugleich tauchen Umweltthemen nicht mehr nur in Ressorts wie „Umwelt und Wissenschaft“ auf, sondern in sämtlichen Ressorts.

Seit 2000

Wegen Seuchen wie BSE (2000) oder Maul- und Klauenseuche (2001) stehen Umweltfragen dauernd auf der Agenda. Das Klimathema explodiert ab 2004 medial: Zuerst mit dem Film „The Day after Tomorrow“, ein Jahr später real mit dem Hurrikan Katrina in den USA, dann erhält Al Gores Umweltfilm „Eine unbequeme Wahrheit“ gar einen Oscar. Die Studien des Weltklimarats IPCC sorgen für Furore, ebenso wie der Bericht zu den Kosten des Klimawandels von Sir Nicholas Stern. Die UN-Klimakonferenz in Bali ist der Gipfel der medialen Inszenierung – das Stichwort Nachhaltigkeit fällt in den Medien immer häufiger. Der Begriff setzt sich langsam durch, wird jedoch meist mit „Umwelt“ gleichgesetzt.

Erschienen in Ausgabe 07+08/202012 in der Rubrik „Special Energie & Umwelt“ auf Seite 50 bis 50. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.