noch mal komplett ran …

Sven Heitkamp, 44, freier Journalist in Leipzig

„Zwei Sachen haben mich begeistert: Erstens, dass man die schönsten Einstiege manchmal verschenkt, weil sie irgendwo mitten in der Geschichte stehen. Wenn man die nach vorne holt, kann die Geschichte viel gewinnen. Und zweitens, dass Bernd Ulrich von der „Zeit“ gestern darüber gelästert hat, dass Reportagen inszeniert sind, künstlich sind, Helden suchen und eine Dramaturgie haben – also fast genau das Gegenteil von dem, was Cordt Schnibben gesagt hat: Baut eine Dramaturgie und überlegt euch sehr genau, wie ihr die Leute fesselt.“

Judith Liere, 32, Pauschalistin bei der SZ im München-Kultur-Teil

„Ich fand den Vergleich des Lesers mit einem jungen Hund, dessen Aufmerksamkeit man fesseln muss, sehr interessant. Die Ablenkung durch Youtube, Twitter & Co. wird immer größer, und daher ist es vielleicht viel wichtiger als vor 20 Jahren, dass man die Leute beim Text behält. Auch die Idee, dass die alten Formen der Dramaturgie, die, Klassiker‘, schon so abgenutzt sind, dass man zu anderen Mitteln greifen muss, um noch Aufmerksamkeit zu bekommen.“

Jan Rübel, 42, Partner bei „Zeitenspiegel Reportagen“

„Ich habe vor allem mitgenommen, dass wir mit den Emotionen der Protagonisten sorgsam und verantwortungsvoll umgehen müssen. Schnibben hat zum Beispiel von, emotional nicht brauchbaren‘ Einstiegen gesprochen. Ich finde auch: Wir sind Journalisten, keine Psychoanalytiker – und deshalb müssen wir nicht in allen menschlichen Wünschen und Facetten puhlen. Denn wir verstehen unser eigenes Leben ja auch nicht.“

Lilith Becker, 29, Redakteurin bei evangelisch.de

„Ich habe gelernt, dass man sich ruhig trauen sollte, an einen fertigen Text noch mal komplett ranzugehen. Den Text also erst mal fertig zu schreiben, sich aber dann noch mal zu überlegen: Wo könnte sich da noch ein spannender Einstieg verstecken?“

Paula Scheidt, 29, freie Journalistin in Zürich

„Am spannendsten fand ich die Idee der Sanddüne – wie also die Dramaturgie einer guten Reportage aussehen soll. Das hatte ich mir noch nicht so systematisch überlegt. Grundsätzlich fand ich auch die Idee gut, einen fertigen Text noch mal in seine Bausteine zu zerlegen, und dann grundlegend zu überlegen, ob man die Dramaturgie noch mal ganz neu zusammenstellt.“

Link:TIPP

Die Workshops, die beim diesjährigen Reporterforum in Hamburg stattfanden, werden mit allen besprochenen Texten und mit Audiofiles von den Diskussionen dokumentiert unter: workshop.reporter-forum.de

Erschienen in Ausgabe 07+08/202012 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 57 bis 57. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.