Der Geschichtsonkel hört auf

Ja, es ist schwierig, Adolf Hitler und Guido Knopp nicht in einem Atemzug zu nennen. Der graumelierte ZDF-Geschichtslehrer Knopp – seit 1984 „Leiter der Redaktion Zeitgeschehen“ – hat ja auch genug Führer-Soaps senden und sich dafür ausgiebig verspotten lassen. Verbürgt sind die Reihen „Hitlers Krieger“, „Hitlers Kinder“, „Hitlers Frauen“, „Hitlers Helfer“ (Teil 1 und 2) und „Hitlers Manager“, dazu „Die Wehrmacht“, „Die SS“, Dresden, Stalingrad, Stauffenberg etc. pp. Dabei kann der einstige FAZ- und WamS-Redakteur durchaus anders: Promoviert hat er einst über die Spaltung und Wiedervereinigung von SPD und USPD zu Beginn der Weimarer Republik. Und ja, Knopp verantwortete auch Dokus und Reihen zum Wirtschaftswunder oder zu jenem von Bern sowie das Mammutprojekt „100 Jahre“. Deutschtümelei hat man ihm vorgeworfen, ein rechtslastiges, verklärendes Geschichtsbild, Zeitzeugen ohne historischen Kontext, eine seichte, populistische Wissensvermittlung, die das Dritte Reich so darstelle wie manche Klatschsendung ihre Celebrities. Ende Januar 2013 geht Knopp in den Ruhestand, nicht ohne sich angemessen zu verabschieden: „Weltenbrand“ heißt seine finale Reihe, die einen Bogen schlägt vom Ersten zum Zweiten Weltkrieg. Wer ihm beim ZDF nachfolgt, steht noch nicht fest.

Erschienen in Ausgabe 09/202012 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 71 bis 71. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.