Test: „OÖ-Nachrichten“

Die „OÖNachrichten“ erscheinen in Linz, Oberösterreich, und hatten 2011 eine verkaufte Auflage von 109.441 Exemplaren (ÖAK, Jahresdurchschnitt Mo-Sa). Die Zeitung wird im Berliner Format produziert. Sie wurde vor kurzem neu gestaltet und präsentiert sich nun als Regionalzeitung mit zahlreichen Faktenboxen, Zitaten und Auflockerungselementen. Besonders interessant: Man folgt dem Trend zu plakativer Titelseitengestaltung. Das Aufmacherbild geht bis zum Bruch und der Politik-Aufmacher ist auf der unteren Hälfte. Sehr gut: Die Titelseite dieser Zeitung wird als Schaufenster für die vielen Inhalte der Zeitung benutzt, und nicht als „Startseite“ eines Ressorts, wie man es noch bei vielen anderen Zeitungen sieht.

Titelseite

Schriftzug: Gegenüber der früheren Version wurde der 3D-Effekt entfernt. Der Kopf wirkt nun wertiger als früher. Insgesamt hat er durch den Rot–Blau-Farbwechsel, die fette kursive Schrift und die linksbündige Anordnung eine leicht boulevardeske Anmutung.

Anrisse: Unter dem Kopf sind zwei Anrisse: Einer mit, einer ohne Bild. Sie sind in zwei verschiedenen Beige-Tönen unterlegt. Insgesamt eine Lösung, die für den Kiosk sehr geeignet ist.

Bildaufmacher: Es wird eine Bild-Text-Kombination eingesetzt, die genau bis zum Bruch geht. Auch hier erzielt man am Kiosk damit die höchste Aufmerksamkeit.

Text im Bild: Es ist etwas zu viel Text im Bild. Die Serifenschrift ist nicht gut lesbar auf dem Foto und wird darum nur wenige Leser finden.

Textaufmacher: Das Politikthema steht als größter Textblock unter dem Bruch. Da der Text relativ kurz ist, wurde hier keine weitere Auflockerung eingebaut.

Freisteller: Die untere Hälfte der Seite wird von einem Freisteller auf einer hochformatigen Farbfläche dominiert. Es ist ein Hinweis auf einen Artikel im Inneren.

Anzeigenplatzierung: Die Anzeige rechts wurde gut in die Leiste integriert. Die Anzeige links unten bereitet dagegen permanent Umbruchprobleme, weil man um sie herum layouten muss.

Ressortstart

Seitentitel: Die Startseite des Ressorts „Kultur & Leben“ ist mit einem großen, roten Seitentitel gekennzeichnet. Daneben steht auf dunkelblauem Grund ein Anriss, der auf einen Artikel im Inneren der Sektion verweist. Das Blau ist zu dunkel und die Schrift zu leicht – nicht so gut lesbar. Die Seitenzahl 17 ist wirklich nicht zu übersehen.

Aufmacherbild: Im Aufmacher geht es um einen neuen Kinofilm: „American Pie“. Der Schauspieler scheint eine Torte werfen zu wollen. Ein Standbild aus dem Film wäre möglicherweise spannender gewesen.

Aufmacher: Es ist ein seitenhohes Interview. Die Überschrift wirkt etwas zu klein im Verhältnis zur Gesamtseite. Die Fragen in den Interviews werden mit kleinen roten Strichen sehr schön gegliedert.

Ergänzung: Im Interview ist unten eine Ergänzung platziert, die aus Zitaten besteht. Eines der Zitate hat eine größere Schrift und einen Freisteller.

Grundschrift Zitate: Die Schrift ist sehr fein und deutlich kleiner als die Grundschrift. Ein guter Sehtest für die Leser.

Überschriftentype: Die Schrift mit Serifen wirkt sehr klassisch. Sie passt nicht ganz zum modernen Gesamtlayout. Starke Spannung zwischen Tradition und Moderne.

Grundschrift: Die Grundschrift ist etwas zu zart für den Zeitungsdruck. Sie könnte auch etwas größer sein.

NORBERT KÜPPER ist Zeitungsdesigner ( www.zeitungs-design.de) und Veranstalter des European Newspaper Award.

nkuepper@layouttipp.de

Erschienen in Ausgabe 09/202012 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 59 bis 59. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.