Wie sehen Sie denn aus, Herr Köster?

Unser prominentes Foto-Opfer Nr. 26 (u. a. nach Peter Matthias Gaede, Marietta Slomka, Wolfgang Herles, Sascha Lobo, Lisa Ortgies, Arno Luik, Sabine Töpperwien, Sigmund Gottlieb, Beate Wedekind, Andreas Tyrock) ist Philipp Köster (40).

Er ist Gründer und Chefredakteur des Fußballmagazins „11 Freunde“, das im vergangenen Jahr von Gruner+Jahr übernommen wurde. Köster begann bei der „Neuen Westfälischen“, bevor sich sein kleinverlegerisches Hobby zu einer Karriere mauserte, und wurde vom „medium magazin“ als „Sportjournalist des Jahres 2010“ ausgezeichnet.

Kösters Fotokommentar:

„Auf dem Foto stehe ich 1996 vor der Osttribüne des Stadions von Arminia Bielefeld, dort, wo damals Mitte der 90er die Stehplatzanhänger vorbeimussten. Wie man sieht, war relativ viel los – die Arminia war gerade aus der Dritten Liga aufgestiegen, die Stimmung war euphorisch.

Ich war damals 24 und stand mittendrin, mit einem Stapel unseres Fanzines in der Hand. Titel: ‚Um halb vier war die Welt noch in Ordnung‘ – die traditionelle Anstoßzeit in der ersten und zweiten Bundesliga. Eine Mark hat ein Heft gekostet, wir hatten eine Auflage von 1.500 Exemplaren. Mit Prittstift klebten wir damals das Heft zusammen, gedruckt wurde im Copyshop. Zu den Redaktionssitzungen trafen wir uns in der Studibude eines Kollegen, der auch das Geld verwaltete – in einer Metallbüchse.

Die Leute hielten unser Heft oft für die Stadionzeitung, und wenn sie merkten, dass die aktuelle Mannschaftsaufstellung nicht drinsteht, brachten sie es uns wieder zurück.

Wir waren eher so etwas wie die respektlose Alternative zum Stadionmagazin, schrieben auch darüber, wenn der Vereinsmanager sich einen neuen Porsche geleistet hatte.

Wir merkten irgendwann: Es gibt Interesse an Geschichten, die aus Fanperspektive geschrieben sind, wir weichten die Vorstellung auf, dass Fans sich nur für die Spiele selbst interessieren – und nicht für alles drumherum.

Auf einem Fanzinetreffen tat ich mich mit Reinaldo Coddou zusammen: Wir wollten ein bundesweites Fanzine machen. Das wurde dann ‚11 Freunde‘.

Mit unserer Fanzine-Denke haben wir übrigens die erste Ausgabe auch ganz selbstverständlich vor dem Stadion verkauft – 200 Stück hatten wir in eine große grüne Reisetasche gepackt. Ich wollte wenigstens das Geld für das Zugticket zurück nach Bonn verdienen. Und so standen wir also vor dem Olympiastadion in Berlin, beim DFB-Pokalendspiel Bayern München gegen Werder Bremen.

Wir haben acht Hefte verkauft. Zwei wurden uns wieder zurückgebracht. Da war uns endgültig klar: Wir müssen mit ‚11 Freunde‘ an den Kiosk, sonst wird das nichts.“

Erschienen in Ausgabe 09/202012 in der Rubrik „Spektrum“ auf Seite 12 bis 13. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.