Georg Restle, „Monitor“-Mann und Warteschleifenhasser

Warum sind Sie Journalist geworden?

Weil es kein besseres Eintritts-ticket für die ganze Welt gibt. Und weil mir die Juristerei zu grau zu werden drohte.

Wie kamen Sie an Ihren ersten Beitrag, was war das Thema?

Das erste Mal? Schülerzeitung: über zu teure Bustickets für Schüler.

Wer sind Ihre Vorbilder im Journalismus?

Vorbilder? Schwierig. Respekt für all jene, die an düstersten Orten und unter schwierigsten Bedingungen versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen.

Wann ist ein Journalist ein guter Journalist?

Wenn er ein unbestechlicher Menschenfreund ist.

Wie würden Sie in 140 Zeichen die Herausforderungen für den Journalismus charakterisieren?

Den Überblick behalten im Brei der multimedialen Gerüchteküche, den professionellen Einheizern und Einflüsterern nicht auf den Leim gehen.

Wie wichtig ist Klatsch?

Vernebelt die Sinne, wenn’s um das Wesentliche geht.

Wo haben es Frauen im Journalismus schwerer?

Immer noch: in Führungspositionen zu kommen; aber die Männerbünde werden brüchig …

Was macht Sie wütend oder ungeduldig?

Machtmissbrauch und Unaufrichtigkeit – Serverprobleme und Warteschleifen.

Welche sozialen Medien und Netzwerke nutzen Sie wofür? Wo sind Sie Mitglied?

Noch bei Facebook, aber mit zunehmender Wut im Bauch, weil meine Daten mir gehören sollten.

Welchem Thema würden Sie ein Buch widmen?

Der katholischen Kirche. Titel: „Unfehlbare Irrtümer.“

Mit wem würden Sie gerne mal einen Tag die Rolle tauschen?

Mit einem glücklich Sterbenden. Aber nur für einen Tag.

Ihr größter Flop?

Ein Hörfunkbericht über einen viel zu trockenen Sommer; als er gesendet wurde, goss es deutschlandweit in Strömen. Kein guter Start als Volontär.

Auf welchen Beitrag sind Sie stolz?

Auf einen Beitrag über Chadschimurad Kamalow, einen in Deutschland unbekannten, mutigen Journalisten aus Dagestan, der für seine Unerschrockenheit mit dem Leben bezahlte.

Welche Medieninnovation schätzen Sie besonders?

Das Internet (und was damit zum Beispiel in Russland möglich ist). Was lesen, schauen, hören Sie morgens als Erstes?

Tageszeitungen, tagesschau.de, Agenturen.

Sind Sie Mitglied einer Partei?

Nein, weil Journalisten ungebunden sein sollten – und weil es Spannenderes gibt als Parteitage.

Welche berufliche Entscheidung würden Sie rückblickend anders treffen?

(Grübel): keine.

Welcher berufliche Rat hat Ihnen besonders geholfen?

Misstraue deinen Vorurteilen!

Im nächsten Leben werden Sie …?

… wieder Journalist.

Was sollte Ihnen später einmal nachgesagt werden?

Dass ich niemanden (für eine gute Story) verraten oder verkauft habe.

Georg Restle (*1965) ist seit 1. Oktober neuer Leiter des WDR-Politmagazins „Monitor“ – er löst Sonia Mikich ab, die nach zehn Jahren nun Leiterin der Programmgruppe Inland Fernsehen des WDR wurde. Restle, studierter Rechtswissenschaftler und Ex-WDR-Volontär, kam direkt aus Moskau, wo er in den vergangenen zwei Jahren als Korrespondent für die ARD berichtet hatte. Die Stelle bei „Monitor“ ist auch eine Rückkehr für Restle: Im Jahr 2000 stieß er zur „Monitor“-Redaktion, 2007 wurde er stellvertretender Redaktionsleiter.

Wiedersehen macht Freude:

„medium magazin“ Nr. 12/2012 erscheint am 30.11.2012.

Erschienen in Ausgabe 10+11/202012 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 68 bis 68. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.