Neue Annäherungen in der Causa „Tagesschau“-App

Nach dem überraschend deutlichen Urteil zur „Tagesschau“-App bereiten die Spitzen der deutschen Verlagslandschaft und der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten erneute Gespräche vor, um den Streit über die digitalen Aktivitäten von ARD und ZDF doch noch irgendwie beizulegen. Wie aus Verhandlungskreisen zu hören ist, stimmen Intendanten und Vertreter der Presse bereits ihre üppig bepackten Kalender ab. Ein Treffen sollte nur noch eine Frage von wenigen Wochen, nicht mehr von Monaten sein.

Die Richter des Kölner Landgerichts hatten die App der ARD-Nachrichten für Handys und Tablet-Computer am Beispiel vom 15. Juni 2011 „als Ersatz für die Lektüre von Zeitungen und Zeitschriften“ für geeignet befunden. Zugunsten der Verlage hieß es in dem Richterspruch Ende September, die App warte mit einer Informationsdichte auf, „die an diejenige herkömmlicher Presseerzeugnisse heranreicht“.

Viel besser hätte es für die Verlage nicht laufen können. Die ARD hatte deshalb flugs auch angekündigt, Berufung zu prüfen. Allein: Die Verlage würden in diesem Fall davon ausgehen, dass die öffentlich-rechtliche Konkurrenz nicht wirklich an einer friedlichen Koexistenz interessiert wäre.

„Das würde dem Einigungswillen der ARD widersprechen“, mahnt Hans-Joachim Fuhrmann, Kommunikationschef des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV). Er sieht den Sender in der Pflicht: „Wir erwarten täglich, dass die ‚Tagesschau‘ jetzt mit gutem Beispiel vorangeht.“ Er selbst halte jeden Morgen auf tagesschau.de nach den zu erwartenden Veränderungen Aussicht.

Tatsächlich stehen im Digitalangebot von ARD-aktuell („Tagesschau“, „Tagesthemen“, „Nachtmagazin“) deutliche Veränderungen an, die den Verlagen entgegenkommen dürften. Dem Vernehmen nach wird nach dem ZDF auch hier das Videoangebot schon bald deutlich in den Vordergrund rücken. Auf aktuelle Textberichte will die Redaktion um Kai Gniffke aber den aktuellen Plänen zufolge nicht völlig verzichten.

Mit Blick auf die medienpolitisch äußerst heikle Lage äußert sich Gniffke nicht. Im ARD-Verbund macht indes die Runde, der Relaunch von tagesschau.de und damit auch der App sei um den Jahreswechsel zu erwarten.

Erschienen in Ausgabe 10+11/202012 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 10 bis 10 Autor/en: Daniel Bouhs. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.