Nachgefragt bei Horst Seidenfaden

Sie haben die Kooperation der hessischen Zeitungen initiiert. Was treibt Sie dazu?

Horst Seidenfaden: Trotz langjähriger Kritik und vieler Bemühungen ist die Qualität des Landesdienstes Hessen nicht besser geworden. Jetzt greifen wir zur Selbsthilfe – möglicherweise können alle Teilnehmer profitieren: Die Zeitungen und dpa.

Was versprechen Sie sich davon?

dpa wird mittelfristig über Kostenstrukturen – und dazu zählen auch die vielen teuren Büros in der Fläche – nachdenken müssen, genauso wie die Verlage. Warum nicht rechtzeitig überlegen und ausprobieren, wie inhaltliche Qualität – auch durch Austausch mit der Agentur – verbessert werden kann auf der Basis zumindest nicht steigender Kosten?

Was unterscheidet dieses Modell von den bisherigen Kooperationsmodellen, die u. a. auf E-Mail-Austausch basierten? Wäre das nicht eine deutlich einfachere Lösung?

E-Mail-Verkehr ist hoher Klickaufwand – die neue Plattform, die dpa zur Verfügung stellt, ist für Producer und Blattmacher ein ideales Tool zur Themenplanung und -auswahl.

Wie gehen Sie und Ihre Kollegen mit der Konkurrenzsituation und ggf. Paywall-Schranken um?

Konkurrenzsituationen gibt es heute auch schon – mit Blick auf Online-Auftritte. Was man online stellt, kann man auch auf der Plattform anbieten. Was man exklusiv haben möchte, hält man ja auch online zurück – da kann man auf der Plattform zudem eine Sperre für die Konkurrenz aktivieren. Wenn die Teilnehmer, die eine Paywall haben, Inhalte erst verspätet anbieten, kann man auch damit leben: Viele Dinge werden vom Landesdienst auch nur über die Auswertung von Zeitungen verspätet berichtet.

Ist angestrebt, dass dieses Modell auch über Hessen hinaus Schule macht?

Das können wir nicht beeinflussen. Wir denken uns das so: Wenn es gut läuft, dann ist es ein Erfolg. Und wenn nicht, dann irgendwie auch: Dann weiß man, was nicht funktioniert.

Was erwarten Sie eigentlich heute von einer Nachrichten-Agentur?

Dass sie vor allem nicht insolvent wird, denn daran zeigt sich seriöses wirtschaftliches Arbeiten. Dazu können wir als Zeitungen aber beitragen, indem wir uns an der künftigen Ausrichtung einer Agentur beteiligen – Kooperation statt einseitiger Kundenerwartungshaltung. Wenn wir wollen, dass wir in fünf Jahren zumindest eine Vollagentur haben, die flexibel, innovativ, verlässlich und gut ist, dann müssen wir beispielsweise dpa helfen, so zu werden, wie wir es brauchen. Das wird sich auch ökonomisch positiv auswirken – für beide Seiten.

Erschienen in Ausgabe 10+11/202012 in der Rubrik „Medien und Beruf“ auf Seite 31 bis 31. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.