Zahlen fürs Klicken

Nach einem vergleichsweise kleinen Relaunch im September, der die Anmutung des Internetauftritts näher an den der bildlastigen Zeitung heranrückte, arbeitet „Bild“ an deutlich tiefgreifenderen Neuerungen. Mit dem Projekt, das intern als „Bild plus“ firmiert, will die Redaktion im ersten Halbjahr des nächsten Jahres die Bezahlschranke herunterlassen: Wer Premiuminhalte lesen und sehen will, soll bezahlen.

Bislang zahlen „Bild“-Leser vor allem für die digitale Ausgabe der klassischen Zeitung: täglich mehr als 100.000 Stück, hieß es bereits vor gut einem Jahr.

Neue Zahlen gibt der Verlag bislang ebenso wenig heraus wie Details zu seinem ambitionierten Plan „Bild plus“. Dem Vernehmen nach sucht das Team um Springer-Managerin Donata Hopfen aktuell aber vor allem nach Möglichkeiten, nicht nur mit dem Themenfeld Sport neue Erlösquellen zu erschließen, wo das einfach scheint.

Der Verlag darf von der Bundesligasaison 2013/2014 an für mindestens drei Jahre Videoberichte der Fußballbegegnungen im Netz zeigen. Für die „Highlight“-Berichterstattung hatte er die Exklusivrechte der Deutschen Telekom weggeschnappt. Kern von „Bild plus“ wird daher zwar Fußball sein, letztlich sollen aber alle Ressorts Premiuminhalte bereitstellen.

Neben neuen Angeboten soll das Projekt bei „Bild“ die Strategie des Verlags fortsetzen, die Marken konsequent zu vereinheitlichen. So wie in diesem Jahr aus „Welt Online“ in Anlehnung an die Printmarke „Die Welt“ wurde, soll auch „Bild“ künftig auf allen Plattformen nur noch einen Namen tragen. Der Zusatz „.de“, der aus den Anfangszeiten des Internets stammt, fällt nach bisheriger Planung für den Onlineableger weg.

Völlig offen ist unterdessen im Verlag, ob „Bild“-Chef Kai Diekmann wieder im Haus sein wird, wenn die neue Digitalstrategie umgesetzt wird. Diekmann weilt seit Ende September im Silicon Valley – im Haus sprechen einige launisch von einem „Digitalpraktikum“ für Diekmann, der bislang vor allem als leidenschaftlicher Printjournalist gilt.

Tatsächlich sucht er neue Geschäftsideen – und ist in das Projekt „Bild plus“ selbstverständlich involviert, wie der Verlag erklärt.

Erschienen in Ausgabe 10+11/202012 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 14 bis 14 Autor/en: Daniel Bouhs. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.