Zwischen „christlich Entwöhnten“ und „Kernkatholiken“

Wenige Tage nach dem Relaunch am 27. September zeigt sich der neue Kurs von katholisch.de besonders deutlich. Im Aufmacher spricht die Redaktion da mit einem Bischof über die Ökumene. Und auch sonst dreht sich auf der frischen Seite konsequent alles um Kirche und Glauben. Das andere christliche Portal evangelisch.de macht derweil mit einer Kritik des vorherigen Fernsehabends auf: Günther Jauch zur Eurokrise. „Wir sehen uns da nicht als Konkurrenzunternehmen“, sagt David Hober, Programmgeschäftsführer des Portals und damit quasi Chefredakteur und Geschäftsführer in Personalunion. Evangelisch.de verstehe sich „offensichtlich eher als Nachrichtenportal“. Seine Seite wolle hingegen den „Mut zur Reduktion“ leben – eben Kirche und Glauben durch und durch bieten –, während evangelisch.de auch Weitläufigeres abdecke. Die evangelische Publizistik warte immerhin auch mit mehr Fachmagazinen etwa zu Filmen und Soziales auf, decke mehr ab.

Das neue Portal der Katholischen Kirche entsteht in Bonn. Zum Relaunch wurde die Redaktion auf zwölf Mitarbeiter verdoppelt. Mit Technik und Verwaltung zählt Hober 16 Mitarbeiter. Geht es nach dem Programmdirektor, dann bedient das Portal „sowohl die christlich Entwöhnten als auch die Kernkatholiken“. Das sei ein Spagat, der sich auch im neuen Design zeige: dezent modern, bloß nicht revolutionär.

Die Kirche hat sich für das neue katholisch.de von den Kreativen der Agentur Jung von Matt beraten lassen. Das alte zählte bis zu 240.000 Visits im Monat. Nun sollen es deutlich mehr werden, nicht zuletzt mit einer Marketingaktion. „Wir werben aber noch um Geld“, sagt Programmdirektor Hober. „Gleich zum Start hat das nicht geklappt.“ Inhaltlich greift die Redaktion neben eigenen Recherchen und den Texten von beauftragten Autoren vor allem auf das zurück, was die Katholische Nachrichtenagentur (KNA) liefert. Katholisch.de will zudem so fleißig wie möglich auf die 27 Bistümer verweisen. „Manche dachten bis vor kurzem noch, dass das Internet an ihrer eigenen Bistumsgrenze aufhört“, sagt Hober. „Unser Anspruch ist es, ein echtes Portal zu sein, im wahrsten Sinne des Wortes.“

Erschienen in Ausgabe 10+11/202012 in der Rubrik „Medien und Beruf“ auf Seite 41 bis 41 Autor/en: Daniel Bouhs. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.