Syrien. Wenn Sinn und Zweck von Kriegsreportagen zur Diskussion stehen, hat das Urteil der renommierten Reporter Carolin Emcke und Terry Anderson Gewicht. Unter anderem, schreibt Anderson, sei es wichtig, in Krisengebiete zu reisen, „um die Wahrheit zu berichten, so gut es uns möglich ist, wenn so viele andere nichts als Lügen von sich geben“.
So dachte auch der freie Journalist Austin Tice aus Houston/Texas, als er nach Syrien reiste, um über die Brutalitäten des Bürgerkriegs zu berichten. Ende August 2012 wurde er dort gefangen genommen und verschleppt. Das Assad-Regime hat zunächst versucht, terroristische Regimegegner als Entführer zu beschuldigen. Als Beweis wurde auch eine kurze Videosequenz bei Youtube veröffentlicht. Eine Auswertung des Videos hat aber Zweifel an der offiziellen Version der Entführung genährt. Vieles spricht dafür, dass sich Tice in Gefangenschaft des Assad-Regimes befindet. In der Weltöffentlichkeit erfährt man wenig davon, aber im Hintergrund hat sich in den vergangenen Wochen ein Netz von journalistischen Hilfsorganisationen gebildet, zu dem auch JHJ gehört, das die Angehörigen von Austin Tice dabei unterstützt, Kontakt zu ihm herzustellen. Dass es dieses Netz gibt, ist ein ermutigendes Zeichen angesichts eines Konfliktes, dessen Brutalität scheinbar nur noch entmutigende Resignation hervorruft. „Nicht wir, die als Reporter in Krisenregionen reisen, um Zeuge zu werden, um den Menschen dort eine Stimme oder ein Gesicht zu verleihen, sind zynisch“, schreibt Carolin Emcke, „sondern die, die annehmen, es könne das geben im Angesicht des Leids der anderen: Gewöhnung.“ Carl Wilhelm Macke, JhJ
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Erschienen in Ausgabe 12/202012 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 6 bis 6. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.