In & Out: Die Jungen Journalisten

IN: Keine Angst haben

Bitte nicht schon wieder. Die „Frankfurter Rundschau“, die dapd, das Magazin „Prinz“, jetzt auch noch die FTD. Dazu Printtitel, die künftig „nur noch“ online erscheinen, und Lokalzeitungen, die Erfolge daran messen, ob die Konkurrenz schneller oder langsamer an Auflage verliert. Es gab schon bessere Zeiten, um Journalist zu werden. Ja, wir haben Angst – unseren Job zu verlieren oder erst gar keinen zu finden. Wir haben aber mindestens ebenso viel Angst vor der schlechten Laune, die bei den vergangenen Krisen auf der Branche lag wie Nebel im Spätherbst. Bildet uns lieber vernünftig aus, traut uns etwas zu. Wer in diesen Zeiten Journalist wird, hat nämlich wirklich Lust auf den Job.

OUT: Im Blatt blankziehen

Wie bringt man Hauptstadtjournalisten dazu, über ein Flüchtlingscamp vor dem Brandenburger Tor zu berichten? Indem man ihnen – das bewiesen kürzlich ein paar weibliche Mitglieder der Piratenpartei – nackte Brüste in Aussicht stellt. „Tits for human rights“ nannten sie die Satire-Aktion, die fast zum entlarvendsten Moment für den Journalismus seit den Hitler-Tagebüchern wurde. Fast. Dabei müsste man doch mal fragen, ob Leser und Anzeigenkunden Brüste im Blatt wirklich so schätzen wie damals, als das noch ein Tabubruch war. In England entsteht gerade eine Bewegung namens „Turn your back on page 3“, die gegen das tägliche Nacktfoto protestiert. Wär auch was für Berlin.

FLORIAN ZINNECKER (28) ist Kulturredakteur beim „Nordbayerischen Kurier“ in Bayreuth und Mitglied im Netzwerk jungejournalisten.de.

Erschienen in Ausgabe 12/202012 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 6 bis 6. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.