Sabine Rückert, Frau der „Zeit“ und homerische Lacherin

Warum sind Sie Journalistin geworden?

Ich habe zwei Augen, zwei Ohren und die Welt ist eine ziemlich gute Geschichte.

Wie kamen Sie an Ihren ersten Beitrag, was war das Thema?

Es ging um Flugangst. Ich habe sie.

Wer sind Ihre Vorbilder im Journalismus?

Keine.

Wann ist ein Journalist ein guter Journalist?

Wenn er sich Zeit nimmt und die Mühe macht, die Dinge zu durchschauen. Wenn er die Menschen liebt und sich nichts gefallen lässt.

Wie würden Sie in 140 Zeichen die Herausforderungen für den Journalismus charakterisieren?

Was die „Zeit“ betrifft: Wir müssen uns dem Geschwindigkeitsdruck entziehen und unsere Leser aufklären – intelligent und kurzweilig.

Wie wichtig ist Klatsch?

Ich liebe Klatsch, aber er lenkt vom Journalismus ab.

Wo haben es Frauen im Journalismus schwerer?

Frauen haben es im Journalismus nicht schwerer als anderswo. Eher leichter.

Mit welchem Ihrer Merkmale würde man Sie am treffendsten karikieren oder parodieren?

Mit meinem homerischen Lachen.

Was macht Sie wütend oder ungeduldig?

Ungerechtigkeit macht mich wütend. Dummheit ungeduldig.

Was sind Ihre persönlichen (handwerklichen) Stärken und Schwächen?

Stärke: Ich kann die Tiefendimensionen von Themen erfassen. Ich kann Themen zusammendenken. Schwächen: Trainiere ich mir täglich ab. Welche sozialen Medien und Netzwerke nutzen Sie?

Ich bin bei Facebook, aber unter meinem Namen wird mich niemand finden.

Welchem Thema würden Sie ein Buch widmen?

Es gibt schon zwei Bücher. Die Themen und Titel sind bekannt.

Mit wem würden Sie gerne mal einen Tag die Rolle tauschen?

Mit Angela Merkel.

Ihr größter Flop?

Das klingt jetzt ein bisschen überheblich, aber ich soll ja ehrlich sein: keiner.

Auf welchen Beitrag sind Sie stolz?

Auf alle Beiträge, die Menschen vor Unrecht bewahrt haben – und das waren einige.

Welche Medieninnovation schätzen Sie besonders?

Google.

Generell: Ihre drei Lieblinge unter den Zeitungen, Sendungen und Websites?

Die „Zeit“, „Süddeutsche Zeitung“, alle öffentlich-rechtlichen Nachrichten. Was lesen, schauen, hören Sie morgens als Erstes?

„Bild“.

Sind Sie Mitglied einer Partei?

Ich bin Mitglied der evangelischen Kirche. Das ist genug.

Ihr liebstes Hobby?

Auf dem Sofa liegen und denken.

Welcher berufliche Rat hat Ihnen besonders geholfen?

Der Rat meiner Schwester, den Springer-Verlag nach dem Volontariat zu verlassen. Die Erfahrungen bei „Bild“ möchte ich aber nicht missen.

Im nächsten Leben werden Sie …?

Mutter von fünf Kindern.

Was sollte Ihnen später einmal nachgesagt werden?

Sie fehlt.

Sabine Rückert (*1961) ist seit 1. Dezember neue stellvertretende Chefredakteurin der „Zeit“ in Hamburg. Seit genau 20 Jahren ist sie schon bei der Wochenzeitung, zuletzt leitete sie das Ressort „Dossier“, ist aber vor allem wegen ihrer Gerichtsreportagen bekannt. Auszeichnungen erhielt sie jede Menge, vom Egon-Erwin-Kisch-Preis über den Henri-Nannen-Preis bis zum Deutschen Reporterpreis.

Rückert ist Pfarrerstochter, das ist ihr wichtig, damit habe alles angefangen, sagt sie. Das Thema setzt sich fort, wenn man die Fächer sieht, die sie in München studierte: Theologie – und Zeitungswissenschaft. Sie volontierte an der Axel-Springer-Journalistenschule, danach war sie – ein durchaus überraschender Sprung – ein Jahr „taz“-Redakteurin. Und wechselte danach direkt zur „Zeit“.

Übrigens: Die zwei Bücher, die Rückert im Fragebogen anspricht, heißen: „Tote haben keine Lobby“ und „Unrecht im Namen des Volkes“.

Wiedersehen macht Freude:

„medium magazin“ Nr. 01+02/2013 erscheint am 28.12.2012.

Erschienen in Ausgabe 12/202012 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 82 bis 82. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.