Zeitung zum Ausdrucken

3. STOCKHOLM. Irgendwie klingt es seltsam altmodisch, was der schwedische Medienunternehmer Lars Adaktusson da als Zukunft des Journalismus verkaufen möchte: das gedruckte Wort, und zwar buchstäblich. Zeitungen wie „Dagens Nyheter“ aus Stockholm etwa. Tagesaktuell und auf Papier will er die Blätter verkaufen. Adaktusson war selbst lange Journalist und Nachrichtensprecher, mit seinem Bruder Hans will er im kommenden Jahr in Schweden Zeitungsdruckautomaten aufstellen. Dort kann sich dann jeder die aktuelle Ausgabe auf Abruf frisch drucken lassen, fertig in zwei Minuten. Für Leute, für die ein Tablet-Gerät (noch) nichts ist, und auch Verlage sollen profitieren. „Sie sehen große Möglichkeiten, dadurch Kosten für Distribution und Rücknahme zu sparen“, so Adaktusson zu „Dagens Nyheter“.

Seine Automaten sollen dort aufgestellt werden, wo es keinen Platz für einen Kiosk mit großer Auswahl, wohl aber viel Laufkundschaft gibt. Also beispielsweise an Regionalflughäfen oder in Krankenhäusern. Auch an deutschen Bahnhöfen gibt es vereinzelt schon Kioske, die ausländische Zeitungen nicht mehr vorrätig halten, sondern frisch drucken. Auch das wollen die Adaktussons übernehmen. Dass Lars einen Riecher für überraschende Schritte hat, bewies er Anfang des Jahres, als er zusammen mit ein paar Kollegen für das Finanzinstitut Handelsbanken einen eigenen Internet-Kanal mit Wirtschaftsnachrichten startete. Und zuvor arbeitete er in einem PR-Büro – in Nordeuropa ist es kein großes Problem, zwischen Öffentlichkeitsarbeit und Journalismus hin und her zu wechseln.

Aber dass es den Adaktussons nicht nur um ein Nischenprodukt geht, zeigt ihre Kundenliste: Immerhin haben sie mit Bonnier, Aller Media und Egmont schon einige namhafte Verlage gefunden, die sich beteiligen wollen. Allerdings dürften die damit nicht allzu viel riskieren – die Investitionen haben die Adaktussons selbst übernommen.

Bleibt abzuwarten, ob eine so technikaffine Nation wie Schweden das Zwitterprodukt der Adaktussons genügend nachfragt und die Zeitungen dann durch dreigeteilte Auflage – Print, Print-on-Demand und Digital – wieder solidere Leserzahlen bekommen können.

Erschienen in Ausgabe 12/202012 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 15 bis 15. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.