Aufschwung und Niedergang am Kiosk

Im November 2011 kamen gleich zwei neue Titel für Denker auf den Markt: Das „philosophie Magazin“ (mit Mutter in Frankreich) und „Hohe Luft“ (aus dem „Emotion“-Verlag). Für letzteren ist das erste Jahr so erfolgreich verlaufen – die Rede ist von 20.000 verkauften Heften – dass 2013 die Frequenz erhöht wird: erschienen 2012 vier Ausgaben, so geht „Hohe Luft“ im kommenden Jahr zweimonatlich an den Kiosk. Das „philosophie Magazin“, das etwa 25.000 Hefte verkauft, erscheint seit Beginn monatlich.

Chefredakteur des „philosophie Magazin“: Wolfram Eilenberger,

„Hohe Luft“: Thomas Vašek.

Ebenfalls ein gutes Jahr auf dem Markt, wird „Focus Gesundheit“ 2013 mehr als doppelt so oft erscheinen: zehn- statt viermal. Der kürzlich gelaunchte Titel „Focus Diabetes“ geht 2013 mit vier Heften an den Kiosk. Die Auflage beider Titel liegt bei etwa 100.000 Exemplaren.

Redaktionsleiter beider Magazine:

Jochen Niehaus.

Eine Erfolgsgeschichte ist offenbar „Beef!“, das „erste Kochmagazin für Männer“ (Gruner+ Jahr). 2009 gestartet, konnten zuletzt 60.000 Hefte verkauft werden. Daher gibt es im kommenden Gruner-Jahr Nachschlag: Sechs statt bislang vier Ausgaben lautet die Herdprämie.

Chefredakteur: Jan Spielhagen.

Bauers Lifestyle-Magazin „happinez“ verheißt den Leserinnen bereits seit 2010 positive Schwingungen. Mit zuletzt runden 111.000 verkauften Heften gelang in diesem Jahr sogar ein Plus von fast 20.000 Exemplaren. Die Folge: 2013 lässt sich das gedruckte Glück acht- statt bislang sechsmal käuflich erwerben.

Chefredakteur: Uwe Bokelmann.

Bei den neuen Zeitschriften-Titeln 2012 ergibt eine Erfolgsstichprobe folgendes Bild: Gruner+ Jahr hatte sein „junges Wohn- & Fashion-Magazin“ „Couch“ so erfolgreich getestet, dass es seit Mai regelmäßig erscheint – mit zehn Ausgaben pro Jahr. Verkaufte Auflage: 150.000.

Chefredakteur: Stephan Schäfer.

Jahr Top Special legte mit „Warum!“ ein „Naturmagazin für schlaue Eltern“ vor, das viermal pro Jahr Hilfe weiß, wenn der Nachwuchs mal wieder Löcher in den Bauch fragt. Verkaufte Auflage mittlerweile: 25.000.

Chefredakteur: Thorsten Höge.

Adels-Geschichten sind gefragt wie nie: Die WAZ Women Group konnte sich mit zwei Testausgaben von dem Interesse überzeugen und bringt „Frau im Spiegel Royal“ jetzt zweimonatlich heraus. 33.000 verkaufte Hefte lautet die erfreuliche Bilanz des gediegenen Blicks durchs Schlüsselloch.

Chefredakteurin: Claudia Cieslarczyk.

Erfolgreich getestet hat auch Burda mit „Cover“. Nach zwei Ausgaben startete das modeorientierte „Premium-Personality-Magazin“ im August mit einer Druckauflage von 320.000 und ist seither monatlich erhältlich.

Chefredakteurin: Michaela Mielke.

Für Verwirrung sorgte der Bauer Verlag mit „My Way“, dem Frauenmagazin für die Altersgruppe 40+. Hieß es im September, der Titel habe die Erwartungen voll erfüllt und werde fortan monatlich erscheinen, so gab der Verlag im November eine „Winterpause“ bekannt, die, offenbar in Erwartung einer langen Froststrecke, bis zum 10. April 2013 dauern soll. Chefredakteurin Angela Oelckers hat „My Way“ bereits verlassen.

Während hier die Entwicklung abzuwarten bleibt, ging es einer anderen Frauenzeitschrift, „Season“ von Gruner+Jahr, bereits an den Kragen. Im Februar erstmals erschienen, mit zweimonatlicher Frequenz, senkte sich bereits ein halbes Jahr später der Daumen des Verlags über den Titel.

2012, ein schlechtes Jahr für fußballinteressierte Frauen, könnte man sagen – denn Egmont Ehapas internationales Fußballmagazin „Goal“, das seit dem Antritt im Februar teils ansehnliche Kicker präsentierte, verließ das Zeitschriften-Spielfeld im Oktober wieder.

Weit länger hielt sich da mit fast neun Jahren „Brigitte Balance“. Der Ableger der Frauenzeitschrift ist inzwischen aus dem Gleichgewicht geraten und verabschiedete sich zum Jahresende 2012.

Nach knapp einem Jahr kam für das Kindermagazin „mare ahoi“ im April das Aus. Nicht zuletzt die wachsende Konkurrenz (etwa „Zeit Leo“, im September 2011 gestartet) brachte das „mare“-Beiboot trotz guter Kritiken zum Kentern. Ein weiteres Opfer: „yuno“, der „Stern“-Ableger für Mädchen und Jungen ab zehn Jahren, der seit April 2011 zweimonatlich erschienen war. Im Juli fiel der Vorhang.

Das Stadtmagazin „Prinz“, das in 14 deutschen Metropolen monatlich erschien, lag im Dezember zum letzten Mal gedruckt am Kiosk. Der Jahreszeiten-Verlag spricht von der Perspektive eines tagesaktuellen Online-Magazins. Nicole Zepter, ehemals „Prinz“-Chefredakteurin, hat indessen einen eigenen Verlag gegründet, der das Gesellschaftsmagazin „The Germans“ herausgibt (Startauflage: 50.000).

Das Männermagazin „Maxim“ erregte dadurch Aufsehen, dass es bereits zum zweiten Mal eingestellt wurde: 2009 fand Marquard Media keinen Gefallen mehr an dem Titel. Im Oktober nun zog der Liechtensteiner Verlag New Level Establishment die Reißleine.

Trotz einer Auflage von nur 55.000 zählte das Wissensmagazin „New Scientist“ aus dem „Spiegel“-Verlag zu den meistbeachteten Neuerscheinungen des Jahres 2012. Was auch am wöchentlichen Erscheinen des deutschen Ablegers eines britischen Titels liegt.

Chefredakteur: Lothar Kuhn.

Was erwartet uns 2013?

Mehrere Test-Ausgaben sind noch auf dem Markt. Zu diesen stößt Mitte Februar 2013 „himmelblau“, das Reisemagazin aus dem Münsteraner Landwirtschaftsverlag, mit einer Startauflage von 100.000 Exemplaren. Man darf gespannt sein, ob der Verlag, der mit „Landlust“, dem Erfolgstitel der letzten Jahre schlechthin, 2012 die Marke von einer Millionen verkauften Heften knackte, damit erneut eine Erfolgsstory schreiben wird.

Redaktionsleiter: Ulrich Toholt (Objektleiter von „Landlust“).

Gespannt sind wir auch, wie es zum Beispiel mit Gruner+Jahrs „Deli“ weitergeht. Das Magazin für koch- und genussfreudige Frauen im Alter von 20 bis 45 Jahren wird seit Oktober getestet, Druckauflage: 150.000.

Entwickelt von „Essen & Trinken“ (Chefredaktion Stephan Schäfer, Elisabeth Herzel, Clemens von Luck).

Gleich mehrere Braten in der Röhre hat Burda. „Places of Spirit“ ging Ende September mit einer Druckauflage von 80.000 an den Kiosk. Das Heft soll die Leser mit Kunst, Design und Architektur inspirieren.

Chefredakteurin Angelika Puls.

Burdas „Mein schönes Landhaus“ (Druckauflage: 130.000), als saisonales Sonderheft von „Mein schönes Land“ seit Oktober im Test, soll bei Gefallen der Leserschaft halbjährlich erscheinen.

Redaktionsdirektorin: Andrea Kögel.

Der Boom bei den Landmagazinen nahm auch 2012 – sieben Jahre nach dem Start der „Landlust“ – kein Ende. Falkemedia launchte „Mein Landgefühl im Norden“.

Chefredakteurin: Hanna Kirstein.

Die „Land Apotheke“, ein Ableger der „Land Idee“, wurde vom gleichnamigen Verlag, einem Joint Venture der Häuser Gong und GeraNova Bruckmann, erfolgreich getestet.

Chefredakteurin Sandra Schönbein.

Panini gelang das Gleiche mit dem „Land Kind“, das nun zweimonatlich erscheint. Anders als der Titel eigentlich signalisiert, widmet sich „Land Kind“ einem „Landglück für die ganze Familie“. Der Titel begreift, so der Verlag, „das Land als Ort geborgener Kindheit und glücklichen Familienlebens“ – das kommt offenbar
an.

Chefredakteurin: Annita Bottoni.

Welcher Titel darf da nicht fehlen? Richtig: Die „Landfrau“. Sie gesellt sich beim ipm magazin-verlag zu „Landleben“.

Chefredaktion: Tina Cubara-Steiger,

Pamela Kastenbauer.

Unter all diese Erfolgsmeldungen mischt sich eine Einstellung: Springer gab im August das Aus für „Hörzu Heimat“ bekannt. Das Magazin überlebte nur zwei Jahre. Dafür hält sich das zweimonatliche „Hörzu Wissen“ wacker, und ab 1. Februar will „Hörzu Reporter“ (Startauflage: 25.000 Exemplaren) mit einer „best of Reportage und Fotos der Redaktion“ aufwarten.

Erschienen in Ausgabe 01-02/202013 in der Rubrik „Medien“ auf Seite 44 bis 45 Autor/en: Bernd Stössel. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.