Eckhard Stengel

… hat unser Werkstattheft über „Die Nachricht“ gelesen, das Abonnenten mit der Ausgabe 12/2012 erhalten haben, und hat sich ein wenig gewundert:

„Ihr Autor hält den klassischen Nachrichtenaufbau für überholt, weil viele Leser zu früh aussteigen und ‚das Angebot nicht nutzen, die Lektüre zu vertiefen‘. Aber viele wollen es doch so: kurz das Wichtigste erfahren und nur weiterlesen, wenn man mehr Details wissen will. Es ist kein Wert an sich, die Leserschaft bis zum Schluss bei der Stange zu halten. Nur bei Reportagen oder Porträts könnte frühzeitiges Aussteigen auf Qualitätsmängel hinweisen. Wer aber schnell die neuesten Meldungen überfliegen will, sollte nicht mit Hilfe von Spannungsbögen lange hingehalten werden.“

Eckhard Stengel, freier Journalist in Bremen.

Lieber Herr Stengel,

Blattmacher und Leseverhaltensforscher stehen letztlich vor der Frage, was zuerst da ist: die auf schnellen Ausstieg strukturierte Meldung oder der flüchtige Leser? Da gute Narrative grundsätzlich das Interesse beleben, halte ich mich an die Faustregel, klare Prioritäten zu setzen. Sobald eine Meldung mehr als zwei, drei Absätze hat, lohnt sich ihre Aktivierung mit narrativen Mitteln messbar, während sonst die meisten Leser vorn schon aussteigen.

Joachim Widmann, Autor der MM-Werkstatt „Die Nachricht“ und Leiter der Berliner Journalistenschule.

Erschienen in Ausgabe 01-02/202013 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 9 bis 9. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.