Falsche Freunde

Wer im Unternehmen für Social Media verantwortlich ist, wird oft daran gemessen, wie viele Fans auf der firmeneigenen Facebook-Fanpage gelistet sind. Für viele Marken ist es gar nicht so leicht, den eigenen Erwartungen gerecht zu werden und hohe Fanzahlen zu erzielen. Deshalb ist es verführerisch, auf Angebote wie von Fanslave, Ebay oder Fanbuy einzugehen.

Auf den ersten Blick lohnt sich so ein Fan-Einkauf. Schließlich kosten 2.500 „hochwertige“ Twitter-Follower oder Facebook-Fans bei manchem Anbieter nur rund 20 Euro. Innerhalb weniger Tage lassen sich auf diese Art und Weise die eigenen Zahlen sehr schnell in die Höhe schrauben. Viele Facebook-Rankings, die nur auf absolute Fanzahlen setzen, greifen daher zu kurz.

Die erste Wahrnehmung in den sozialen Onlinemedien ist zahlengetrieben: Je mehr Kontakte eine Social-Media-Präsenz aufweist, desto eher schenken wir ihr unser Vertrauen. Wir nehmen zuerst die Fan- und Followerzahlen wahr; erst bei näherer Betrachtung erschließt sich das wirkliche Engagement der Kontakte. Was nützen einem falsche Fans, wenn sie gar nicht existieren? Denn letztlich zählt auf Facebook vor allem die Interaktion als hohes Gut, die bei falschen Fans komplett auszuschließen ist. Je mehr „Fake Fans“ ein Profil besitzt, desto weniger Interaktion wird die Marke erhalten. Stattdessen wirkt eine Facebook-Fanpage oder ein Twitter-Account mit gekauften Freunden wie eine leere Welt, in der sich niemand rührt. Dort schickt keiner Twittermeldungen weiter, keiner klickt „Gefällt mir“.

Hohe Zahlen blenden uns. Viele Journalisten, Blogger und Social-Media-Verantwortliche lassen sich von vermeintlichen Fanzahlen täuschen. Kaum jemand überprüft, wie eine Marke ihre Fans und Follower gewonnen hat. Auf Facebook kann man es anhand der wenigen Likes und Kommentare im Verhältnis zur hohen Fanzahl erkennen. Bei Twitter genügt ein Blick auf die jeweilige Wachstumskurve der Followerzahlen, um zu erkennen, ob es sich um echtes Wachstum oder ein künstlich erzeugtes handelt. Eine Analyse dieses Wachstums ist via „Twitter Counter“ (twittercounter.com) oder „Twitter Grader“(tweet.grader.com) schnell möglich und bringt die Schummler in Erklärungsnot.

Wer Fans kauft, täuscht sich selbst und seine eigene Organisation. Wie negativ sich der Follower- und Fan-Kauf auf die Markenreputation auswirken kann, zeigte zuletzt der US-Präsidentschaftswahlkampf. Der republikanische Kandidat Mitt Romney geriet in die Erklärungsnot, weil seine Twitter-Followerschaft innerhalb eines einzigen Tages um 116.000 stieg.

Zudem gefährden „Fake Follower“ die echten Fans, fand der IT-Sicherheitsanbieter Barracuda Networks in einer Studie heraus: Sie verbreiten oft Links zu Phishing- und Spam-Websites und begünstigen Hackerangriffe.

Fakt ist: Wer für positive Bewertungen oder seine Fans bezahlen muss, wirkt dubios und schädigt auf lange Sicht die eigene Marke.

Zwar punkten einige Unternehmensauftritte mit gutem Community Management und guten Inhalten – doch andere schalten Anzeigen und lancieren Kampagnen, um die Kundenkontakte auszubauen. Das ist übliches und seriöses Vorgehen, um ein schnelles Wachstum zu erzielen. Noch besser verhalten sich Unternehmen, die über glaubwürdige Markenbotschafter ihre Community mit Leben füllen und dadurch für Fans attraktiver machen.

Kunden suchen heutzutage den Dialog mit den Unternehmen. Sie wollen Interaktion, sie wollen, dass man ihre Fragen beantwortet. Genau darauf sollten Organisationen setzen und so ihre Kundenbeziehungen ausbauen. Wer daher ein gutes Social-Media-Management aufsetzt und ausreichend attraktive Inhalte bietet, wird feststellen, dass die Fan- und Followerzahlen kontinuierlich steigen. Und zwar ganz organisch.

Tipps

Echt falsch:

01 Künstliche Fans und Follower schaden dem Image.

02 Echtes Social-Media-Engagement fördert Glaubwürdigkeit.

03 Markenbotschafter steigern das Fan-Engagement erfolgreicher.

Erschienen in Ausgabe 01-02/202013 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 77 bis 77 Autor/en: Klaus Eck. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.