In & Out: Die jungen Journalisten

IN: Über den Tellerrand schauen

Die englischen Printkollegen bringen Deutschland mehrfach die Woche auf Seite 1. Was so berichtet wird? Nichts über Nazis oder den Zweiten Weltkrieg. So viel vorab. Ein kurioser Mix aus Merkel (die stoische Sparerin), Fußball (sehr gut), Essen (sehr gut), Infrastruktur (fantastisch). Und sonst? Wirtschaftswunderland! Autos! Ingenieure! Ach ja, und Wetter (besser, meistens). Der Blick auf uns hat sich gewandelt, im Blätterwald hat sich der raue Wind gelegt. Im Internet, auf BBC oder dem „Guardian“ ist es ähnlich. Wer Heimweh hat, wird leicht wehmütig, an manchen Tagen wirkt Deutschland in der britischen Presse wie ein Land, in dem Milch und Honig fließen. Ach ja, und Englisch spricht daheim angeblich auch jeder.

OUT: Weniger ist mehr

Je weniger man weiß, desto klarer liegen die Dinge auf der Hand, nicht wahr? Gerade im Bezug auf Israel wird einem sofort und vor allem ungefragt und ausführlich die persönliche politische deutsche Meinung mitgeteilt. Schwarz-weiße Stammtisch-Satzkeulen vermischen sich mit Küchen-Psychologie zu einer Politiksuppe, die mit der Realität so wenig zu tun hat wie Gefilte Fisch mit Schweinebraten und Knödeln. In Israel wird Deutschland als effizientes Land mit hübschen Frauen, tollen Autos und einer euroschweren Frau Merkel dargestellt. Alltägliche deutsche Innenpolitik? Kein Wort dazu.

Jennifer Bligh (32) lebt nach ihrem Masterabschluss in England derzeit in Tel Aviv und ist Mitglied im Netzwerk jungejournalisten.de.

Erschienen in Ausgabe 01-02/202013 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 6 bis 6. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.