Medienköpfe & Karrieren

Aufsteiger/Innen

Die „taz“ hat eine monatelang klaffende Lücke in ihrer Hierarchie geschlossen: Frauke Böger (30) und Julia Niemann (39) leiten nun gemeinsam die Online-Aktivitäten der alternativen Berliner Tageszeitung. Damit folgen zwei Hausgewächse auf Matthias Urbach, der nach 15 Jahren bei der „taz“ bereits im Sommer zum Spiegel-Verlag gewechselt war, um dort die deutsche Version des „New Scientist“ mit auf die Füße zu stellen. Böger ist sei 2009 bei der „taz“, zuletzt bereits als Redakteurin von taz.de. Für die Foto-Video-Serie „berlinfolgen“ erhielt sie den Grimme Online Award. Niemann, gelernte Verlagsbuchhändlerin, arbeitet seit 2008 für taz.de Im Frühjahr erhielt sie den Emma-Journalistinnenpreis für eine Reportage über „Berliner Macchiato-Mütter“. Auf die beiden wartet gleich zu Beginn ein großes Projekt, das sie nun verantworten dürfen: Im März 2013 steht ein taz.de-Relaunch an.

Die Fußball-Kommentatoren von Sky erwarten Nachwuchs – und erstmals weiblichen: Christina Graf (26) soll Anfang Februar am 20. Spieltag als erste Frau überhaupt eine Begegnung der Herren-Bundesliga live im Fernsehen begleiten. Graf hat ein Casting des Senders, die Aktion „Wir wollen Deine Stimme!“, gewonnen und sich gegen etwa 1.200 Konkurrentinnen durchgesetzt. Die fußballverliebte Studentin kommentiert bereits für Radio Siegen regelmäßig die Spiele der Sportfreunde Siegen. Außerdem arbeitet sie für die Sportredaktion von n-tv. Das Geschehen auf dem Platz kennt sie zudem auch aus eigener Erfahrung: Graf war für Bad Neuenahr und Heike Rheine in der Frauenfußball-Bundesliga aktiv. Nun wird sie von Sky auf ihren neuen Job vorbereitet.

Jan Oberländer (32) verantwortet vom Jahreswechsel an nicht mehr nur wenige Seiten über das kulturelle Leben in der Hauptstadt, sondern als neuer Chefredakteur das Stadtmagazin „Zitty“. Oberländer löst damit Kai Röger (43) ab, der die „Zitty“ seit 2009 geführt hat. Röger will Verlagsangaben zufolge eigene Projekte angehen, zugleich „Zitty“ von außen beraten. Der neue Chef ist seit 2009 beim „Tagesspiegel“, der wie „Zitty“ zur Holtzbrinck-Gruppe gehört. Zuletzt hat er die neu konzipierten Seiten „Mehr Berlin“ betreut. Wiederholt wurde eine Kooperation der „Zitty“ mit dem „Tip“ spekuliert, dem Konkurrenzmagazin des Berliner Verlags („Berliner Zeitung“). Konkrete Projekte wie eine gemeinsame Vermarktung stehen allerdings weiter aus.

Umsteiger/Innen

Christoph Hauser (56) ist neuer Programmdirektor des Südwestrundfunks (SWR). Er folgt auf Bernhard Nellessen, der nach zehn Jahren nicht mehr zur Verfügung stand und unter anderem als künftiger HR-Intendant gehandelt wird (siehe mm 10/2012). Hauser wechselte vom deutsch-französischen Sender Arte, wo er bereits Programmdirektor war. In Stuttgart ist er wiederum kein Unbekannter: Hauser hatte seine Karriere als Referent in der Intendanz des damaligen Südwestfunks begonnen und auch dort volontiert.

Mit dem Jahreswechsel wechselt auch die Spitze der SPD-Mitgliederzeitung „Vorwärts“. Während Uwe Knüpfer (57) in die Parteizentrale wechselt, um sich um den Onlineauftritt der Partei und das anstehende Magazin zum 150-jährigen Parteijubiläum zu kümmern, kommt von dort die Vize-Sprecherin Karin Nink (51). Nink hatte einst für die „Financial Times Deutschland“, die „taz“ und den „Kölner Stadt-Anzeiger“ gearbeitet. Stellvertretende Sprecherin der Sozialdemokraten war sie seit 2004, seinerzeit unter Parteichef Franz Müntefering. Der ehemalige „WAZ“-Chefredakteur Knüpfer wiederum hatte „Vorwärts“ damit gut zwei Jahre geleitet.

Von der zuletzt insolventen Nachrichtenagentur dapd zum nächsten privaten Informationsdienstleister ging es für Sven Scheffler (41). Zum Dezember heuerte er bei N24 an, wo er fortan als Leiter Digital fungiert und zunächst n24.de einen Relaunch bescheren soll. Scheffler hatte zuvor gut ein Jahr lang bei dapd den Bereich „Neue Geschäftsfelder“ verantwortet und war dafür auch Mitglied der Geschäftsleitung. Zuletzt hatte er versucht, mit dem dapd-iLab eine hauseigene Innovationsschmiede aufzubauen. Erfahrung gesammelt hat Scheffler davor wiederum vor allem in der Verlagsgruppe Handelsblatt, unter anderem bei „News“, „Business Punk“ und als Leiter von handelsblatt.com. Eigentlich sollte er anschließend als Digitalchef zu den G+J-Wirtschaftsmedien wechseln, doch dazu kam es nicht: Er musste einräumen, vereinzelt fremde Texte abgeschrieben zu haben.

Wechsel hinter den Kulissen des ZDF-Talks „Maybrit Illner“: Der aktuelle Redaktionsleiter Wolfgang Klein geht in den Ruhestand. Auf ihn folgt zu Jahresbeginn ein der Redaktion bekanntes Gesicht: Volker Wilms, der den in Berlin angesiedelten Talk, der zum Start noch „Berlin Mitte“ hieß, von 1999 an bereits fünf Jahre lang mit aufgebaut hatte. Seit 2004 ist Wilms Chef vom Dienst der Hauptredaktion Politik und Zeitgeschehen in der Mainzer Sendezentrale des ZDF.

Nora Gantenbrink (26), im Sommer von „medium magazin“ als eine der „Top 30 bis 30“ des Jahres 2012 auserkoren, arbeitet seit 1. Januar fest als Kulturredakteurin für den „Stern“. Damit verwirklicht sich wohl ein Teil dessen, was sie sich als Idealjob gewünscht hat (siehe auch „Vier im Chat“, medium magazin 09/2012): „Ich wollte einen Job, in dem ich auch mal aufstehen kann, um eine Runde um den Block zu laufen. Um drei Stunden nachzudenken.“ Und hoffentlich auch das: „Ich wünsche mir vor allem, gute Texte zu schreiben.“

Steffen Grimberg arbeitet künftig für die, über die er fleißig geschrieben hat: die Öffentlich-Rechtlichen. Der langjährige medienpolitische Redakteur der „taz“ arbeitet seit Januar als Redakteur für das NDR-Magazin „Zapp“. Grimberg hat in Dortmund und Edinburgh Journalistik und Geschichte studiert und unter anderem für die „Westfälische Rundschau“ und die „Thüringer Allgemeine“ gearbeitet. Erste Erfahrung mit Fernsehen sammelte er zudem Mitte der Neunziger Jahre als Mitarbeiter des Berliner CNN-Büros.

Medienjournalist Peer Schader (35) hat eine neue Heimat für sein „Fernsehblog“ gefunden, das die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ nach vier Jahren nicht mehr fortsetzen möchte. Das „Fernsehblog“, ursprünglich zusammen mit Stefan Niggemeier gegründet, lebt jetzt bei ulmen.tv weiter, einem neuen Web-TV-Angebot um den Schauspieler Christian Ulmen. In einer Mitteilung hieß es süffisant: „Während die etablierten Online-Medien mit ihren Kritiken zu ‚Tatort‘ und Talkshows vollständig ausgelastet sind, steht im Fernsehblog, was sonst alles im Programm passiert.“ Auch das ebenfalls von der FAZ nicht mehr finanzierte „Supermarktblog“ betreibt Schader weiter: Es schloss sich dem Verbund Exciting Commerce an und steht nun auf supermarktblog.com.

Aussteiger/Innen

Mit der Kündigungswelle bei dapd hat auch der stellvertretende Chefredakteur Timon Saatmann (39) die Nachrichtenagentur im November unfreiwillig verlassen. Saatmann versucht nun, sich im Bereich „Sportvideos“ selbstständig zu machen. Damit hat er in den vergangenen Jahren bereits Erfahrung gesammelt: Als Chefredakteur beim Sport-Informations-Dienst (SID) hatte er über Jahre ein entsprechendes Angebot aufgebaut, Schulungen für etablierte Textjournalisten für den Umgang mit Bewegtbildern inklusive. Auch bei dapd, zu der er erst im März 2012 wechselte, trat er an, um diesen Bereich auszuweiten.

Außerdem verlässt Wolfgang Schoenwald (57) die Nachrichtenagentur – freiwillig. Er wird vom neuen Jahr an a
ls Pressereferent bei der Gewerkschaft der Polizei (GdP) arbeiten, nach drei Jahrzehnten bei Nachrichtenagenturen, darunter auch dem dapd-Vorläufer ddp. Bei dapd war Schoenwald zuletzt stellvertretender Leiter der Redaktion „Panorama“.

Lob & Preis

Für herausragende Ratgeber-Beiträge vergibt die R+V-Versicherung alle zwei Jahre den mit insgesamt 10.000 Euro dotierten Journalistenpreis „Die Service-Feder“. Die Gewinner 2012 sind: Ralf Klostermann mit einem Beitrag in „Bild“ über die Abschaffung der Glühbirne (Kategorie Tageszeitung), Silke Offergeld und Michael Aust vom Magazin des „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Kategorie Wochenzeitungen und Magazine), Catrin Gesellensetter, Ulrich Lohrer und Barbara Moormann von handelsblatt.com (Kategorie Online-Medien) und Markus Hinterberger mit einem fünfköpfigen Team vom Magazin „Euro“ (Sonderpreis für Ratgeber-Serien).

Infos: http://bit.ly/U7Xvcn

Oliver Bilger (32) ist für sein langjähriges Russland-Engagement belohnt worden. Der Moskauer Korrespondent des „Handelsblatt“ wurde vom Petersburger Dialog mit dem Peter-Boenisch-Gedächtnispreis ausgezeichnet, der je einen jungen Journalisten aus Deutschland und Russland ehrt, mit Berichten zu einem besseren Verständnis zwischen Deutschland und Russland beigetragen zu haben. Bilger geht laut Jury auf die Missstände in den deutsch-russischen Beziehungen direkt zu, ohne dabei den Rahmen aus den Augen zu verlieren. Die weiteren Recherchen des vom „medium magazin“ bereits als „Top 30 bis 30“ gelisteten Journalisten fördert der Petersburger Dialog nun mit einem Reisestipendium in Höhe von 2.000 Euro.

Infos: http://bit.ly/S3cJ1M

Die lokalen Fernsehsender in Deutschland haben ihre Glanzlichter mit dem Metropolitan ausgezeichnet. Alexander Link von center.tv in Köln ist ihr bester Moderator, center.tv in Bremen sendet mit „NORDreporter“ das beste Magazin, münchen.tv mit „münchen.heute“ die beste Nachrichtensendung eines Lokalsenders und Franken Fernsehen mit dem „Hausbesuch“ seines Moderators Tobias Burkert den besten lokalen Talk. Hamburg 1 wurde wiederum mit seinem „Hafengeburtstag XXL“ für die beste Sonderproduktion der deutschen Kleinstsender ausgezeichnet.

Infos: http://bit.ly/S3dcRA

Erschienen in Ausgabe 01-02/202013 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 78 bis 78. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.