Test: „Rheinische Post“

Die „Rheinische Post“ wurde im Herbst 2012 neu gestaltet. Sie hat eine verkaufte Auflage von 338.415 Exemplaren (IVW III/2012) und ist damit eine der auflagenstärksten Regionalzeitungen Deutschlands.

Durch die leichtere Überschriftentype wirkt die Zeitung nicht mehr so nachrichtlich, sondern eher wie eine Wochenzeitung.

Beim Umbruch wird verstärkt auf den Über-Aufmacher zurückgegriffen, der in den letzten Jahren bei den meisten Zeitungen abgeschafft wurde. Man erreicht damit, dass der Aufmacher mit dem tragenden Bild nicht mehr oben, sondern eher in der Seitenmitte steht. Der klassische Umbruch mit einer oder zwei Meldungsleisten außen auf den Seiten wurde abgeschafft zugunsten längerer Aufmacher. Die Anzahl der Meldungen ist reduziert.

Titelseite

01 Zeitungskopf: Der Schriftzug scheint unverändert zu sein. Unter dem Kopf ist eine 10 mm hohe Abschlusslinie, die in der Mitte gelb ist und zu beiden Seiten orange wird. Zweifellos eine ungewöhnliche Farbwahl. Innerhalb des Farbbalkens steht das Motto der Zeitung: „Zeitung für Politik und christliche Kultur“.

02 Datum: Das Datum wurde über den Zeitungskopf gestellt. Man kann es sehr gut finden – aber es ist ja nicht wirklich wichtig.

03 Anrisse: Die Anrisse unter dem Kopf sind plakativer als früher. Täglich ist links ein freigestelltes Bild. Wirkt locker.

04 Aufmacher: Eine Besonderheit des neuen Layouts ist, dass es auch Titelseiten gibt, die über dem Bruch kein tragendes Bild haben.

So ähnlich arbeitete früher „Die Welt“.

05 Lokales Fenster: Links ist ein lokales Fenster. Es hat zwei Anrisse, die auf den Lokalteil verweisen, der obere hat ein Bild. Guter Service: Der Leser wird schon mal auf den Lokalteil aufmerksam gemacht.

06 Auflockerungselemente: Links ist die Rubrik „Zitat des Tages“, danach folgen Wetter-Piktogramme. Unten ist die Kolumne „Links außen“, die aktuelle Themen humorvoll bis anarchistisch behandelt.

07 Anzeige unten: Die 35 mm hohe Anzeige ist gut ins Gesamtlayout eingebettet. Sie stört den redaktionellen Teil nicht und ist trotzdem gut sichtbar.

Ressortstart

01 Seitentitel: Er steht analog zur Titelseite mittig. Auch hier steht ganz oben das Datum. Links ist ein Anriss, bei dem die Seitenzahl so hellgrau ist, dass man sie nur schwer erkennen kann. Rechts ist eine dreizeilige Meldung ohne Verweis auf einen Artikel. Dieses News-Häppchen ist zu kurz. Besser: auch hier auf eine Innenseite verweisen.

02 Über-Aufmacher: Der Artikel oben ist nicht der Aufmacher, es ist ein Über-Aufmacher. Diese Form wirkt unentschieden, denn wenn der Artikel wichtig wäre, hätte er ja die größte Überschrift. Man kann diese Form auch als Schein-Aufmacher bezeichnen.

03 Überschriften-Typografie: Es wird eine leichte Schrift eingesetzt, die der Zeitung eher die Anmutung einer Wochenzeitung gibt. Wirkt insgesamt sehr wertig.

04 Grundschrift: Die Utopia hat sich bei vielen Zeitungen bewährt. Sie könnte etwas größer sein, wie bei anderen Blättern auch.

05 Aufmacher: Das hochformatige Bild lockert die Seite sehr gut auf. Besser: Fotos eher innen platzieren, also in diesem Fall rechts neben den Artikeln. Innerhalb der Seite lockern sie noch besser auf.

06 Meldungen: Insgesamt ist die Anzahl der Meldungen in der Zeitung zurückgegangen. Hier werden sie als Trenner zwischen zwei Artikel gesetzt. Inhalte von Meldungen sind oft schon aus anderen Medien bekannt. Wenn man nichts hinzufügen kann, wiederholt man nur bereits bekannte Inhalte. Das wirkt auf viele Leser wie eine Wiederholung im Fernsehen.

Erschienen in Ausgabe 01-02/202013 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 67 bis 67 Autor/en: Norbert Küpper. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.