Wie die DuMont-„Rege“ künftig funktionieren soll

Für Brigitte Fehrle ist die DuMont-Redaktionsgemeinschaft weiterhin ein „Erfolgsmodell“. Sie habe „einen Zuwachs an journalistischer Qualität gebracht“, und daran wolle man festhalten. „Der Fortbestand der FR ist mindestens bis zum 31. Januar gesichert“, betont auch deren Chefredakteur Arnd Festerling, der sich wie die gesamte Führungsriege der FR ansonsten Stillschweigen verordnet hat bis Ende Januar, bis zur Klärung des laufenden Verfahrens.

Sollte jedoch die „Frankfurter Rundschau“, die im November Insolvenz beantragt hat, tatsächlich Ende Januar zum letzten Mal erscheinen, sieht es für die Rege finster aus. Die nämlich ist eine GmbH, die von den vier DuMont-Qualitätszeitungen dafür bezahlt wird, dass sie von Berlin aus deren Mantelteile füllt. Fünf Prozent trägt die „Mitteldeutsche Zeitung“, 15 Prozent der „Kölner Stadtanzeiger“, je 40 Prozent „Berliner Zeitung“ und eben die FR. Bricht deren Anteil weg, müssten die übrigen drei die Rege allein bezahlen. Das werden sie kaum schaffen, zumal sie schon jetzt unter Kostendruck ächzen: Der Berliner Verlag bot den Mitarbeitern von „Berliner Zeitung“, „Berliner Kurier“ und des Verlags selbst Ende 2012 – schon vor dem Insolvenzantrag der FR – Aufhebungsverträge an, nachdem die Anzeigenflaute ihn in die roten Zahlen gerissen hatte. Ein Ende der FR, ihr Ausstieg aus der Rege und die Kündigung der Mantelproduktion würde wohl einen wesentlich härteren Kahlschlag nach sich ziehen: Bei Rege und „Berliner Zeitung“ wären dann bis zu 46 Stellen betroffen.

Fehrle nennt das den „schlechtesten denkbaren Fall“, schließt aber auch den bestmöglichen nicht aus. Der träte ein, wenn ein möglicher Investor die FR in der Rege hielte. Interessiert sein sollen sowohl die „Süddeutsche Zeitung“ als auch die FAZ. „Alle warten jetzt gespannt und besorgt auf die Entscheidungen in Frankfurt“, sagt Fehrle. In Schockstarre sei die Rege aber nicht: „Wir machen täglich leidenschaftlich Zeitung, die Arbeit macht Spaß, und in den Konferenzen wird auch gelacht.“

Weniger Sorgen muss Fehrle sich in ihrem zweiten Amt machen: Seit vergangenem Sommer ist sie bekanntlich auch Chefredakteurin der „Berliner Zeitung“, angetreten nicht zuletzt, um das Berliner Profil des Blattes wieder zu schärfen. Der Posten war zugunsten der Rege eigentlich abgeschafft worden, und nicht alle im Haus hielten seine Renaissance für eine gute Idee. Mittlerweile hat Fehrle das Blatt umgebaut, dem Lokalteil vor allem am Wochenende mehr Seiten verschafft und dafür z.B. die Medienseite abgeschafft, mehr Berlin-Themen in den Wirtschaftsteil und in die Schwerpunktseiten gerückt.

Daniel Kastner

Info: In der Serie „Hallo wie geht´s“ haben wir nach dem Start ein Jahr lang die Entstehung der DuMont-Redaktionsgemeinschaft begleitet, ebenso wie zuvor die Entstehung der Gemeinschaftsredaktion der Gruner+Jahr-Wirtschaftsmedien. Alle Beiträge der Serie sind gebündelt dokumentiert unter www.mediummagazin.de

Erschienen in Ausgabe 01-02/202013 in der Rubrik „Medien“ auf Seite 37 bis 37. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.