Die neue „Frankfurter Rundschau“

„Amen“ – eine treffliche Titelzeite der „Frankfurter Rundschau“ für den 28. Februar, als die neuen Eigentümer Vollzug der Übernahme und die Rettung der FR bekanntgaben. Genauer gesagt: gerettet ist die Marke, nicht der Verlag, das Druck- und Verlagshaus DuV. Nur die Rechte am Titel und an der Abodatei (und 67.000 Abos It. IVW IV. Quartal 2012) sowie etwa die Hälfte der Redaktion wurden am 1. März von der neuen „Frankfurter Rundschau GmbH“ übernommen. Die FR-Druckerei wird stillgelegt, rund 300 der bisherigen DuV-Beschäftigten aus Druckerei, Verlag und Redaktion sind in eine Transfergesellschaft übernommen, die für die kommenden sechs Monate den Unterhalt sichern wird.

Eigentümer der neuen GmbH sind

> zu 55 Prozent die Frankfurter Societät

> zu 35 Prozent die „Frankfurter Allgemeine“

> zu 10 Prozent die Karl-Gerold-Stiftung.

Die Frankfurter Societät (Geschäftsführer: Hans Homrighausen, künftig auch für die FR GmbH zuständig) und „Frankfurter Allgemeine“ (Sprecher der Geschäftsführung: Tobias Trevisan) sind Töchter der FAZIT-Stiftung, unter deren Dach jetzt also auch die „Frankfurter Rundschau“ erscheint. Die Societät gibt die „Frankfurter Neue Presse“ (FNP) heraus, die mit der „Rhein-Main-Zeitung“ (dem Regionalteil der FAZ) gemeinsam vermarktet wird, von der „Rhein Main Media“, die seit dem 1. März auch die FR im Angebot hat. „Eine völlig andere Grundaufstellung“, nennt Hans Homrighausen das für den Anzeigenmarkt. Mediaagenturen rechnen laut „Horizont“ bereits mit steigenden Preisen, da die bisherige Konkurrenz entfällt. Nicht jedoch die redaktionelle Konkurrenz, wie Tobias Trevisan und Hans Homrighausen bei der Pressekonferenz betonten: „Wir wollen weder an der politischen Linie noch am Umfang der politischen Berichterstattung rütteln.“ Um dies zu bekräftigen, habe man die Karl-Gerold-Stiftung, benannt nach dem Gründer der FR und einer der ehemaligen Eigentümer des Blatts, zur Beteiligung an der neuen GmbH „eingeladen“. Sie soll das linksliberale Profil garantieren. Die Einspruchsmöglichkeiten sind allerdings gering, die Stiftung hat formal ein Vetorecht bei der Berufung des Chefredakteurs. Statt bisher 300.000 Euro jährlich von den FR-Gesellschaftern erhält die Stiftung künftig 50.000 Euro.

Entlastet „von Fixkosten im Druck und Verlagsbereich“, eröffneten sich jedoch neue wirtschaftliche Spielräume, um in die FR investieren zu können. Denn: „Wir haben durchaus was vor mit dieser Zeitung“, so Trevisan. Der Mantel soll wieder eigenständig in Frankfurt entstehen – ob mit dann ausgebauter Kernredaktion oder mit weiteren außertariflichen Mitarbeitern wie im Pressedienst Frankfurt (PDF), ist noch unklar. Sicher ist: Die Anzahl der freien und der PDF-Mitarbeiter soll ausgebaut werden. Denn: „Die FR soll eine eindeutigere Zuordnung bekommen, mit Schwergewicht der Berichterstattung auf die Region“, kündigte Homrighausen an. Der überregionale Anspruch werde aber aufrechterhalten.

Drei Monate soll die Übergangszeit dauern, um die bisherigen Strukturen zwischen Köln, Berlin und Frankfurt zu entflechten. Am 1. Juni wird Zwischenbilanz gezogen. ami

Erschienen in Ausgabe 03/202013 in der Rubrik „Medien und Beruf“ auf Seite 17 bis 17. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.