Labor USA

Amerika – das Land der unbegrenzten Möglichkeiten? Das schöne Klischee stimmt nicht mehr ganz. Trotzdem ist die Experimentierlust ohne Angst vor Fehlern und Scheitern ungebrochen. Erst recht im Zentrum der digitalen Entwicklungswelt, dem kalifornischen Silicon Valley mit der singulären Dreiecksverbindung von Entwickler-Knowhow, hochkarätiger Wissenschaft (Stanford & Berkeley) und potenten wie risikofreudigen Investoren.

Die Folge: „Deutschland hinkt gefühlt fünf Jahre hinter den technischen und sozialen Entwicklungen der Digitalisierung in den USA hinterher – das ist einmal mehr überdeutlich geworden“. Klare Worte von Stefan Plöchinger, Chefredakteur von sueddeutsche.de und Teilnehmer der 1. Chefrunde Studytour in die USA. Ende Februar waren wir eine Woche lang mit 20 Chefredakteuren und einer Redaktionsleiterin aus deutschen Print- und Online-Medien (s. Seite 55f) in San Francisco und im Silicon Valley unterwegs, um uns über neueste Entwicklungen in der Kommunikationsbranche zu informieren (Übrigens: Dass außer den Organisatorinnen „nur“ eine Journalistin dabei war, lag nicht an uns. Es waren durchaus mehr Kolleginnen eingeladen).

Auf dem Programm standen Besuche und Diskussionen bei Unternehmen wie Google, Twitter und Facebook, bei erfolgreichen Start-ups wie Tumblr, Circa, Storify, Matter und Jimdo, Treffen mit Korrespondenten und Venture-Capital-Gebern und ein Besuch im Social Media- und Research-Lab von Mercedes Benz.

Veranstalter dieser Studienreise waren „medium magazin“ und die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg/IMEA Institut für Medienentwicklung und Analyse. Die Idee zu einer Innovationsreise in die USA hatten IMEA-Professor Andreas Schümchen und Jennifer Schwanenberg, wissenschaftliche Mitarbeiterin am IMEA, vor zwei Jahren bei einem Forschungsaufenthalt an der Universität Stanford. Mit „medium magazin“ -Chefredakteurin Annette Milz entstand das Konzept und das Programm für die Studytour.

Ebenfalls im Organisationsteam und als fach- und ortskundiger Begleiter in den USA mit dabei: Jochen Siegle, Managing Editor MomentiMedia GmbH und Gründer von techfever.net, der als freier Journalist mehrere Jahre in San Francisco gelebt hat und heute zwischen Deutschland und den USA pendelt.

So wurde das neue Format der „Chefrunde-Studytour” begründet, die nach dem erfolgreichen Auftakt künftig regelmäßig stattfinden wird.

Denn trotz aller virtuellen Möglichkeiten der Kommunikation: Das persönliche Gespräch und vor allem das eigene Erleben ist durch nichts zu ersetzen. Auf den nachfolgenden Seiten haben wir einige der vielen Impressionen und Erkenntnisse dokumentiert.

Wir haben unsere amerikanischen Gesprächspartner nach ihrer Einschätzung zur Zukunft des Journalismus gefragt (Seite 53f) und die Teilnehmer nach wichtigen Erkenntnissen, die sie mit nach Hause genommen haben (Seite 55f).

Zu den wichtigsten Erkenntnissen gehört sicher, was Christian Lindner so zusammenfasste: „Wir müssen uns selbstkritisch fragen, ob unsere klassischen Verlagsstrukturen fruchtbar genug für die nötigen Neuentwicklungen sind – oder ob wir nicht eigene Startup-Biotope gründen oder möglicherweise sogar nur finanzieren sollten, um die digitale Welt besser verstehen und besser nutzen zu können.“

Info

„Chefrunde“ ist eine „medium magazin“-Veranstaltungsreihe mit Führungskräften (Mitglieder von Chefredaktionen, Ressortleiter/innen) aus deutschsprachigen Redaktionen, die bereits seit 2004 in loser Reihenfolge mit Vor-Ort-Besuchen und Diskussionsrunden stattfindet (verantwortlich: Annette Milz). Interessenten an den Chefrunde-Veranstaltungen und Reisen wenden sich bitte per E-Mail an: chefrunde@mediummagazin.de

Erschienen in Ausgabe 03/202013 in der Rubrik „Special Medienlabore USA“ auf Seite 52 bis 52 Autor/en: Text und Umfragen: Andreas Schümchen, Jennifer Schwanenberg, Annette Milz. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.