Lehren und Lernen

Oliver Bialas, Herausgeber und Gründer

audimax Medien GmbH

„Die Alte Welt ist nicht der Nabel der Welt und im Silicon Valley muss auch hart gearbeitet werden, bis dann mal die erste Million auf dem Konto ist.“

Christoph Dernbach,

Chefredakteur (CR) dpa-infocom

„Die künftigen Grenzen werden nicht mehr durch On- und Offline definiert, sondern durch „pay“ und „free“. Außerdem dürfen wir die Herausforderung durch Mobile nicht unterschätzen.“

Rüdiger Ditz, CR Spiegel Online

„Fünf Begriffe sind hängengeblieben: Kollaboration, Vernetzung, Skalierung, user experience, Tempo. Von der Fokussierung auf diese Themen können wir in Deutschland viel lernen.

Erwartbar und dennoch erschreckend ist, dass sich unsere Gesprächspartner völlig von Print und herkömmlichen Verlagsstrukturen entfremdet haben.“

Carsten Erdmann, CR Berliner „Morgenpost“

„In vielen Unternehmen, die wir besucht haben, herrscht eine beeindruckende Fehlerkultur, die Innovationen fördert. Besonders beeindruckend war das Treffen mit Richard Gingras von Google: „This is an ongoing revolution. It‘s time to really rethink everything“. Und:„Consumer first, monetization second“.“

Sven Gösmann, CR „Rheinische Post“

„Zur Nachahmung empfohlen: Die Innovationsgeschwindigkeit ist beeindruckend hoch, Produktzyklen von sechs bis 18 Monaten sind die Regel, drei Jahre eine Produktgeneration. Dazu kommt die Fehlertoleranz: Fehler bringen Erkenntnis und werden nicht als Komplettversagen von Menschen oder Unternehmen gewertet.“

Christoph Grote, Geschäftsführer (GF) „Oldenburgische Volkszeitung“

„Verlage benötigen eine Unternehmenskultur, in der Veränderungen von Produkten und Arbeitsweisen die Regel und nicht die Ausnahme sind. Richard Gingras, der Chef von Google News, stellte ziemlich trocken fest, dass jeder, der sein traditionelles Medienhaus an die Erfordernisse der digitalen Welt anpasse, mit Kompromissen leben müsse. Das Beharrungsvermögen der alten Organisation sei einfach zu groß. Manchmal sei es daher besser, einfach neu zu investieren – in Unternehmen und Mitarbeiter, die kein „früher war es aber so“ kennen.“

Thomas Hauser, CR „Badische Zeitung“

„Es gibt keine Blaupause für den Erfolg journalistischer Angebote im Internet. Die Startups in Amerika arbeiten entweder non-profit oder nutzen Schwächen traditioneller journalistischer Angebote um deren Inhalte medien- und zielgruppengerechter aufzubereiten. Daraus müssen wir lernen.“

Stefan Hans Kläsener, CR „Westfalenpost“

„Die Zukunft des Journalismus liegt höchstens am Rande in stiftungsfinanzierter Recherche, denn die wird nie flächendeckend funktionieren. Genau das benötigen wir aber. Von der Innovations- und Risikofreude der Digitalbranche können wir uns eine dicke Scheibe abschneiden. Am besten beginnen wir mit kleinen lokalen Peer-Groups, einer Speerspitze der Willigen. Und Vernunft statt Hektik sollten uns leiten.“

Tanit Koch, Redaktionsleiterin „Bild“ Hamburg (ab Mitte März Unterhaltungschefin„Bild“)

„Wichtig, vor allem wohltuend: das positive Denken. Kostprobe: Wir leben im Zeitalter der „journalistischen Renaissance“ (Richard Gingras, Google) – und wir haben die Chance, sie zu gestalten. Aufregend.“

Christian Lindner, CR „Rhein-Zeitung“

„Wir lassen uns bei unseren Planungen und Produkten immer noch zu sehr von unseren internen Strukturen, gewohnten Prozessen und etablierten Produkten leiten – und nicht von den Bedürfnissen und Wünschen unserer Kunden und den neuen Möglichkeiten der digitalen Welt. Wir müssen uns selbstkritisch fragen, ob unsere klassischen Verlagsstrukturen fruchtbar genug für die nötigen Neuentwicklungen sind – oder ob wir nicht eigene Startup-Biotope gründen oder möglicherweise sogar nur finanzieren sollten, um die digitale Welt besser verstehen und besser nutzen zu können.“

Stephan Marzen, Verlagsleiter Tageszeitung Inland/GF rp-online.de

„Das beeindruckende Ausmaß an Dynamik und Schaffenskraft in der Digital- und Start-up-Szene sollte für die Um- und Neugestaltung unserer klassischen Medienunternehmen der Maßstab sein.“

Jan-Eric Peters, CR Welt-Gruppe

„Ich fühle mich darin bestärkt, möglichst radikal bei der Neuausrichtung zu sein. Die redaktionelle Integration von Print und Online, mit der wir überregional immer noch allein auf weiter Flur sind, ist goldrichtig, davon bin ich überzeugt. Weil wir so mehr Schlagkraft haben und keine Energie für unnötige Konkurrenz zwischen Print und Online vergeuden. Jetzt müssen wir den Mut haben, uns aufs Digitale zu konzentrieren. Wir brauchen mehr Frühling im Zeitungsherbst!“

Stefan Plöchinger, CR sueddeutsche.de

„Deutschland hinkt gefühlt fünf Jahre hinter den technischen und sozialen Entwicklungen der Digitalisierung hinter den USA hinterher – das ist einmal mehr überdeutlich geworden. Der Mobil-Boom, die Verschiebungen im Anzeigenmarkt, der Niedergang der Presse, aber auch das Experimentieren mit neuen Produkt- und Geschäftsmodellen: Wer lernen will, worauf wir uns einstellen müssen und wie wir das tun sollten, muss gesehen haben, woran die Industrie hier arbeitet.“

Kai N. Pritzsche, Redaktionsleiter FAZ.NET

„Die Selbstverständlichkeit mit der die Amerikaner Fehler tolerieren (so lange derjenige daraus gelernt zu haben scheint), ist einer der wesentlichsten Antriebe der Start-up Szene im Valley.“ Drei Beispiele, die besonders beeindruckten: Das Center of Investigative Reporting zeigt, dass es neben allen immer wieder diskutierten Verlagsmodellen auch ganz individuelle Lösungsansätze gibt, um mit gutem Journalismus ehrliches Geld zu verdienen. Bei Circa faszinierte der Ansatz, die gewohnte Präsentationsform von Nachrichten radikal in Frage zu stellen und diese für die Smartphone-Nutzung neu zu definieren. Storify ist ein wunderbares Werkzeug um das Echo der sozialen Netzwerke einzufangen und mit den eigenen Themen zu verknüpfen.“

Ulrich Reitz, CR WAZ

„Schon die Recherche medienübergreifend anlegen, um am Ende eine spannende Story inklusive Fotos, Grafiken, O-Tönen und Film-Sequenzen überzeugend multimedial zu erzählen. Sich verabschieden vom Denken in Zeilenlängen. Dem Leser schneller und dorthin, wo er sich aufhält, zu geben, wonach er verlangt. Ihn zu überraschen, gehört dazu. Bei der Recherche „die da draußen“ mit Hilfe sozialer Netzwerke zu beteiligen. Überhaupt: Lernen, digital zu denken, also auch zu fragen, welche Inhalte sich wo für welchen Preis verkaufen lassen. Eine neue Arbeitsplatzkultur entwickeln. Das Büro als Einladung zur Kommunikation verstehen. Höhenverstellbare Schreibtische für alle anschaffen.“

Friedrich Roeingh, CR „Allgemeine Zeitung“, Verlagsgruppe Rhein Main

„Am meisten haben mich der Teamspirit, die flachen Entscheidungshierarchien und die Bereitschaft zum Scheitern in den Start-Ups beeindruckt. Hier liegt – neben dem Gap zwischen Umsatzverlusten und Investitionsbereitschaft – die größte Herausforderung für die Tageszeitungsverlage in Deutschland, die sich häufig nur nominell als moderne Medienhäuser verstehen. Nicht weniger beeindruckend aber auch der 93-jährige Venture Capitalist David Morgenthaler, der schon den frühen Steve Jobs mit Risikokapital versorgt hat. Als kleines Bonmot hier seine Analogie zwischen dem Business und einem Pferderennen: „The concept is the horse, the market is the race, the entrepreneur is the jockey and the venture capitalist is the trainer.“

Thomas Schiller, CR epd

„Erkenntnis 1.
Journalismus hat eine Zukunft, die bestehenden Medien nicht unbedingt. Erkenntnis 2. Wir sind spät dran und weit weg.“

Björn Schmidt, GF DuMont-Net

„Wir brauchen die Kultur des Fehler-machen-dürfens! Nicht, weil wir uns nicht verantworten wollen, sondern weil es das Produkt besser macht. Es reicht nicht, ein fertiges Konzept umzusetzen, sondern wir müssen innerhalb des Vorgangs Fehler machen, um bereit zu sein, das Produkt andauernd zu verbessern. Wir müssen auf die User-Experience setzen. Es reicht nicht mehr aus zu glauben, was der Kunde möchte. Und:Die Erkenntnis, dass Unternehmen wie Springer und ProSieben/Sat1 im Valley direkt nach Beteiligungen für den Aufbau ihres digitalen Geschäfts suchen. Quasi ein neues Haus neben dem bestehenden medial geprägten.“

Uwe Vetterick, CR „Sächsische Zeitung“

„Sei bereit, Fehler zu akzeptieren. Lerne aus ihnen! Aber trage sie nicht als Tattoo ein Leben lang mit dir herum.

Beeindruckend der Besuch im Social media und Resarch Lab von Mercedes (lässt im Silicon Valley das digitale Innenleben vieler Modelle entwickeln). Mercedes zeigt, wie ein sehr traditionelles Unternehmen den Spirit eines Start ups erzeugen und nutzen kann: 1) neue Einheit jenseits des Mutterhauses schaffen – und zwar an einem Standort, dessen Klima unkonventionelle, kreative Entwicklungen pusht, 2) Team dort machen lassen, 3) Manager finden, dem Team und Mutterhaus gleichermaßen vertrauen.“

Jochen Wegner, CR „Zeit Online“

„Unsere Diskussion mit all den Startups zu neuen digitalen Medienkonzepten wird meine tägliche Arbeit sehr lange befruchten.“

Tipp: Storify in der Praxis – Inge Seibel fasst die Nachrichten über #crusa13 zusammen: http://storify.com/issis/deutsche-chefredakteure-erkunden-silicon-valley

Erschienen in Ausgabe 03/202013 in der Rubrik „Special Medienlabore USA“ auf Seite 55 bis 56 Autor/en: Text und Umfragen: Andreas Schümchen, Jennifer Schwanenberg, Annette Milz. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.