Nachgefragt bei Gerard Ryle

Haben Sie dem „Spiegel“ die Teilnahme an dem „Offshore Leaks“-Projekt angeboten? Warum ist es letztlich nicht zu einer Kooperation gekommen?

Gerard Ryle: Am Beginn eines jeden Projekts geht eine Anfrage an alle ICIJ-Mitglieder. Darin wird grob beschrieben, worum es geht. So war es auch dieses Mal. Wir haben unsere Mitglieder darüber informiert, dass sich das nächste Projekt um Steueroasen dreht, und gefragt, wer Interesse an einer Kooperation hat. Wer sich meldet, wird ins Projektteam aufgenommen und bekommt nähere Infos. Es ist nicht immer leicht, Medienpartner zu finden, und das „Offshore Leaks“-Projekt war sehr komplex. Viele Reporter mussten aufwendig graben, um die eigentliche „Story“ zu finden. Wir hatten viele Rückschläge zu verkraften und es war keinesfalls immer klar, dass wir Erfolg haben würden. Grenzüberschreitende Kooperationen sind nicht leicht und auch die Daten waren nur schwer zu verstehen. Unsere Partnerschaft in Deutschland wurde von ICIJ-Mitglied Hans Leyendecker geleitet. Er hatte das Potenzial erkannt und wir sind froh darüber. Er brachte die Ressourcen seiner Zeitung in das Projekt ein und den NDR. Was Ihre spezielle Frage anbelangt: Das Projekt wurde dem „Spiegel“ nicht in besonderer Weise angeboten. Daher ist eine Zusammenarbeit auch nicht „gescheitert“. Wir würden künftig sehr gerne mit dem „Spiegel“ zusammenarbeiten. Er gehört zu den besten Medien-Organisationen der Welt, die ich sehr bewundere.“

Anfrage und Übersetzung: Katy Walther

Gerard Ryle ist Direktor des ICIJ

Erschienen in Ausgabe 04/202013 in der Rubrik „Medien und Beruf“ auf Seite 20 bis 20. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.