Die Kriegsfotografin

Die Fotografin Anja Niedringhaus dokumentiert seit über 20 Jahren die Lebenswirklichkeit in Kriegs- und Krisengebieten. Nun ist ein Bildband mit ihren Bildern erschienen.

 

Sie weiß noch genau, wann es „Klick“ machte. Sie war gerade auf dem Rückweg von einem Termin in Baden-Baden, auf der Autobahn, als die Radionachrichten über den ersten Angriff in Slowenien berichteten. „Da war klar: Ich muss da hin“, nach Jugoslawien, alles andere erschien ihr auf einmal sinnlos. Sie arbeitete zunächst für die European Press Agency, seit fast einem Jahrzehnt nun für AP, allein viereinhalb Jahre davon aus dem Irak.

Mitte Oktober erst kehrte sie aus Afghanistan zurück, sie war für AP von Norden nach Süden gereist, um zehn Jahre nach Kriegsbeginn zu dokumentieren, was aus dem Land geworden ist; erstmals auch mit Video-Porträts. Es war ein anstrengendes Projekt, wie immer; auch weil es Stunden dauerte, die Daten via Satellitentelefon zu verschicken, ständig brach die Verbindung ab, sie schlief selten mehr als zwei Stunden. Ihre Arbeit habe sich verändert in den vergangenen Jahren, sagt sie: „Ich bin direkter geworden, schonungsloser.“ Und nüchterner. Dennoch hält sie am Movens fest, mit den Bildern Krieg stoppen zu wollen. In ein paar Wochen wird sie wieder unterwegs sein, eventuell für eine längere Magazingeschichte. Dass sie all das schafft, liegt auch an ihrem anderen Thema: der Sportfotografie. Sie sagt: „Ich will kein Kriegsjunkie werden.“

 

ZUR PERSON:
Anja Niedringhaus, geboren 1965, begann eigentlich als Printjournalistin, wechselte dann aber bald hinter die Kamera. Für ihre Arbeit wurde sie 2005 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet. Die Ausstellung „At War“ im Berliner Fotomuseum C/O lief bis bis Dezember 2011, danach in der neuen Deutschen Börse in Frankfurt/M. www.co-berlin.info.

 

 
Bildband:
Anja Niedringhaus: „At War„, Hatje Cantz 2011, 180 Seiten, 34 Euro.

 

Erschienen in Ausgabe Journalistin 2011 in der Rubrik „Foto“, FOTO: AP-Photo. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.