Was bedeutet für Sie der Journalistinnenbund?

Auf eine Kurzumfrage unter Frauen in leitenden Positionen in Medienunternehmen war das Echo nicht sehr laut. Auf die Frage, welche Bedeutung die angeschriebenen Frauen dem Journalistinnenbund beimessen, antwortete beispielsweise Sabine Kartte, Redaktionsleiterin von „Stern-Gesund Leben“: „Offene Antwort: keine. Zumindest hat sich der Verband in meinem Erfahrungsumfeld noch nie konstruktiv bemerkbar gemacht.“ Bettina Warken, die Chefin der „heute“-Redaktion beim ZDF, sagte, ihr sei der Bund nicht bekannt. Kirsten Bertrand, Chefredakteurin von „Geolino“, schrieb: „Ich bin weder Mitglied im Journalistinnenbund, noch kenne ich Frauen, die dort organisiert sind. Generell habe ich kaum Erfahrung mit Netzwerken, das hat sich für mich einfach nicht ergeben.“

Die Fahne des Journalistinnenbundes hoch hielt Maria von Welser, die Direktorin des NDR Landesfunkhauses Hamburg. Sie urteilt über das Netzwerk: „Ein wichtiger Verbund der Journalistinnen in Deutschland, die sich untereinander stärken und gemeinsam wichtige Ziele für Frauen im Journalismus verfolgen können.“ Und weiter: „Nur wenn wir Frauen quer durch alle Hierarchien und in allen Altersgruppen uns miteinander verbinden, können wir auch die Entscheidungspositionen im Journalismus in Deutschland ebenso besetzen wie das Männer längst tun. Der Journalistinnenbund ist eines der Netzwerke, aber es gibt in jeder Stadt in Deutschland auch lokale Netzwerke der journalistisch arbeitenden Frauen, es gibt natürlich auch den Deutschen Journalistenverband und inzwischen in fast allen Berufsgruppen wichtige Netzwerke, in denen Frauen sich informieren können, gefördert werden und sich austauschen können.“

„Stern“-Frau Kartte sieht den status-quo hingegen wenig optimistisch: „Journalistinnen-Netzwerke sind sehr wichtig, und ich kenne keines, das auch dort wirkt, wo die, Musik spielt‘: nämlich da, wo Macht und Einfluss verteilt werden. Selbst innerhalb der Redaktionen schaffen Frauen selten, an einem Strang zu ziehen. Da sind die Kollegen in der Regel viel besser aufgestellt.“ cm

Erschienen in Ausgabe 9/2007 in der Rubrik „Netzwerken“ auf Seite 32 bis 32. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.