Selten so gelacht!

Woran erkennt man ein Herrenmagazin? Klare Sache: An der Witzeseite. Oder haben Sie schon mal eine Frauenzeitschrift mit Witzen gesehen? Glossen, klar. Cartoons, vielleicht. Aber Witze, Ostfriesen, Klein Ida und Co.? Niemals. Was ein Fundamentalproblem aufwirft für alle, die in gemischtgeschlechtlichen Redaktionen arbeiten. Worunter so etwa 90 Prozent aller Journalisten und Journalistinnen fallen dürften. Fakt nämlich ist doch: Wenn‘s bei der Arbeit lustig ist, geht man lieber hin. Gerade in Zeiten wie diesen – Krise, Krise, Krise – ein nicht zu unterschätzender Erfolgsfaktor für jede Redaktion, mindestens so wichtig wie gutes Kantinenessen. Doch was „lustig“ ist, darunter verstehen Männer und Frauen völlig unterschiedliche Dinge.

Der Brüller für den Durchschnittsmann ist anzüglich, eher aggressiv und durchaus frauenfeindlich. Das jedenfalls fand der britische Psychologe Richard Wiseman in seinem „Laughlab“-Lachlaboratorium heraus und das lässt sich jederzeit auf den Witz-Seiten besagter Herrenmagazine überprüfen. Die Durchschnittsfrau dagegen kichert am liebsten über Wortspiele und gerne über sich selbst. Und sie liebt Situationskomik. Wenn Männer lustig sein wollen, erzählen sie einen Witz, Frauen eine Geschichte aus ihrem Leben. Merken Sie was? „Es gibt fundamentale Unterschiede in der Art und Weise, wie Männer und Frauen Humor nutzen“, folgert Lach-Professor Wiseman.

Die traurige Konsequenz: Wenn die einen es witzig finden, finden die anderen es total daneben. Und vielleicht ist es für Redaktionen ein besonderes Problem, dass der journalistische Nachwuchs überwiegend weiblich ist.

Denn Frauen sind nicht ganz unkompliziert, was Witzigkeit angeht – und somit auch nicht, was die Arbeitszufriedenheit angeht. Männer machen ihren Job einfach besser, wenn ihnen jemand vorher etwas Lustiges erzählt hat, fand ein Harvard-Psychologe heraus. Er spielte Männern und Frauen Videos vor, die alle komisch fanden. Anschließend mussten sie aus Plastiklöffeln, Strohhalmen und Trinkbechern „ästhetisch befriedigende“ Türme und Brücken bauen.

Männer stellten sich mit Witzvorbereitung geschickter an als ohne. Sie fühlten sich danach aktiver, interessierter, aufmerksamer und aufgeregter. Bei Frauen klappte das nicht. Was ökonomisch ein großer Nachteil ist. Man müsste sich nur mal vorstellen, wie einfach es wäre, die Qualität des Qualitätsjournalismus ins Unendliche zu steigern, wenn nur wieder mehr Männer die Redaktionen bevölkerten: Dauerbeschallung mit Mario Barth und schon arbeitet der Redakteur ganz wie von selbst. Studien haben sogar gezeigt, dass Chefseitiger Humor Mitarbeiter dazu bringt, mehr zu arbeiten. Freiwillig. Einfach so.

Mit Frauen können sie diese Studien nicht gemacht haben. Die sind nämlich witzetechnisch verdammt anspruchsvoll. Ihr skeptisches Hirn analysiert einen Witz erst einmal, freut sich aber umso mehr, wenn er dann wirklich lustig ist. Das zeigte auch eine Studie mit Magnetresonanztomografie an der Stanford-Universität: Fanden sie einen Cartoon richtig komisch, war das Belohnungszentrum im Gehirn viel aktiver als bei Männern. Wahrscheinlich ist das die biologisch-evolutionäre Folge schlechter Erfahrungen mit schlappen Witzen.

Dass Frauen statistisch bemessen doppelt so viel lachen wie Männer – ist vor diesem Hintergrund etwas unlogisch. Aber wer in der Hierarchie oben steht, entscheidet nun mal, was lustig ist: Über Witze von Vorgesetzten, auch das zeigen Studien, amüsieren sich Untergebene mehr als über die von Gleichgestellten. Keine Frage, warum Frauen milde kichern, solange ihre Chefs männlich sind, selbst, wenn die nur müde Klischeewitze zustande kriegen: Frauen sind einfach nur pragmatisch. Lachen verbraucht schließlich 20 Prozent mehr Kalorien als ruhig dasitzen.

LINKTIPP: Kapitel 1 in der „Journalistin 2007“ war dem weiblichen Verstand, Kapitel 2 in der „Journalistin 2008“ dem weiblichen Gefühl gewidmet. Beide Kolumnen sind in nachzulesen unter www.mediummagazin.de, Archiv

Erschienen in Ausgabe Journalistin 2009/20Journalistin 2009 in der Rubrik „Schlusspunkt“ auf Seite 15 bis 15 Autor/en: Eva-Maria Schnurr. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.