Carolin Emcke erhält den Preis „Journalist des Jahres“ 2010

Der scheidende Chefredakteur der „Süddeutschen Zeitung“, Hans Werner Kilz, wird  außerdem für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Frankfurt, 10.12.2010. Die freie Autorin Carolin Emcke wird von der Fachzeitschrift „medium magazin“ mit dem Preis „Journalist des Jahres“ ausgezeichnet. In der Begründung der Wahl durch eine rund 70köpfige Jury heißt es:

„Carolin Emcke hat 2010 durch ihre publizistischen Beiträge der gesellschaftlichen Debatte in Deutschland wichtige Impulse gegeben. Ihr ist es beispielhaft gelungen, Themen wie kulturelle Identität und gesellschaftliche Konfliktsituationen aus der nationalen Bauchnabelschau zu holen und in den notwendigen internationalen Kontext einzuordnen. In der Vielfalt ihres publizistischen Wirkens – als Reporterin, Essayistin und Buchautorin – zeigt sie eine außergewöhnliche Bandbreite mit hoher intellektueller Unabhängigkeit in ihrer Urteilskraft.
Beispielhaft dafür stehen 2010 ihre Reportagen aus dem Irak und Europa ebenso wie ihr Essay über „Liberaler Rassismus“ (erschienen in „Die Zeit“ bzw „Zeit magazin“). Vor dem Hintergrund ihrer internationalen Erfahrung erhalten ihre kritischen Reflektionen des Journalismus um so mehr Gewicht, wenn sie davor warnt: „Mehr als das Internet schreckt mich die zunehmende Neigung unserer Zunft, sich angstvoll mit sich selbst zu beschäftigen, und darüber die Auseinandersetzung mit der Welt zu vernachlässigen.“

Hans-Werner Kilz; Foto: Heddergott, Andreas
Hans-Werner Kilz; Foto: Heddergott, Andreas

Den Preis für das Lebenswerk erhält Hans-Werner Kilz (67), der von 1990 bis 1995 Chefredakteur des „Spiegels“ war und seit 1996 bis zum Jahresende 2010 die „Süddeutsche Zeitung“ leitet:

„Mit außergewöhnlicher Souveränität und beispielhafter journalistischer Haltung hat er die „Süddeutsche Zeitung“ an die Spitze der meinungsbildenden Medien in Deutschland geführt. Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten hat er stets die redaktionelle Unabhängigkeit als oberstes Gebot verteidigt. Sein Wirken setzt Maßstäbe für die Branche, weil er stets klassische Tugenden wie sorgfältige Recherche und schreiberisches Können mit Innovationsfreude zu verbinden wusste.“

Die rund 70-köpfige Jury der „Journalisten des Jahres“  besteht aus renommierten Journalisten und Medienexperten – darunter Axel Buchholz, Dieter Degler, Bernd Gäbler, Michael Jürgs, Wolfgang Kaden, Wilm Herlyn, Eva Kohlrusch, Ingrid Kolb, Claus Larass, Maria von Welser, Adolf Theobald und Andre Zalbertus (Juryliste_2010) sowie Vorjahrespreisträger wie Nikolaus Brender, Kai Diekmann, Helmut Markwort, Ines Pohl und Frank Berberich .

Der „medium magazin“-Preis „Journalist des Jahres“ wird seit 2004 verliehen. Preisträgern waren bisher u.a. Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, Alice Schwarzer, Herausgeberin von „Emma“, Michael Ebert und Timm Klotzek, Chefredakteure der G+J-Zeitschrift „Neon“, Stefan Niggemeier, freier Journalist und Blogger sowie das Reporterteam Markus Grill und Malte Arnsperger , die 2008 im „stern“ den Bespitzelungsskandal bei Lidl aufgedeckt hatten und für das Jahr 2009 der ehemalige Chefredakteur des ZDF, Nikolaus Brender .

Die Liste mit allen gewählten „101 Journalisten des Jahres“ in zehn Kategorien und den Begründungen der Jury erscheint in „medium magazin“ 1+2/2011 zum Jahreswechsel. Die Preisverleihung findet Anfang 2011 in Berlin statt, der genaue Termin wird später bekanntgegeben.