Sonderpreis „Journalisten des Jahres“ 2017: an Deniz Yücel und den Unterstützerkreis #FreeDeniz

Deniz Yücel, der inhaftierte Türkei-Korrespondent der „Welt“, und der Freundes- und Unterstützerkreis #FreeDeniz werden von einer Jury der Branchenzeitschrift „medium magazin“ mit dem Sonderpreis der „Journalisten des Jahres 2017“ ausgezeichnet. Damit ehrt die Jury deren beharrlichen Kampf für das Recht auf freie Meinungsäußerung und für die vollständige Freilassung der in der Türkei zu Unrecht inhaftierten Kollegen und Kolleginnen – darunter auch die deutsche Journalistin Mesale Tolu, die heute unter Auflagen frei kommen soll.

In der Jurybegründung für den Sonderpreis der „Journalisten des Jahres“ heißt es: Seit Februar 2017 befindet sich Deniz Yücel, Korrespondent der Welt-Gruppe, in türkischer Haft – ohne Anklageschrift bis heute (Mitte Dezember). Deniz Yücel ist so unfreiwillig zu einem Symbol geworden: Für den Kampf um und für die Pressefreiheit, für die vielen Kollegen und Kolleginnen, die unter staatlicher Willkür leiden. Wie auch Yücels deutsche Kollegin Mesale Tolu, die in der Türkei Ende April inhaftiert wurde – und nun vorerst unter der Auflage eines Ausreiseverbots aus der Haft entlassen wurde.

In einem Brief aus der Haft an „medium magazin“-Chefredakteurin Annette Milz schrieb Deniz Yücel: „Zu wissen, dass man im Recht ist, ist viel wert. Doch noch besser ist es zu wissen, dass man im Recht ist und dabei zu fühlen, dass man nicht allein ist – nicht einmal in Einzelhaft.“ Seine journalistische Stimme ist stark – selbst unter Haftbedingungen. Dass er aus dem Gefängnis hörbar wird, ermöglicht ein großes Netzwerk von Kollegen und Kolleginnen, von Freunden und Fremden, die alles unternehmen, um dem Unrechtszustand der Inhaftierten ein Ende zu setzen. Die Unterstützer #FreeDeniz sorgen bundesweit unermüdlich mit öffentlichen und nicht-öffentlichen Aktionen dafür, dass die unbegründete Haft von Deniz Yücel und vieler anderer Journalisten und Journalistinnen in der Türkei nicht in der Alltagsroutine vergessen wird. Stellvertretend für den gesamten Unterstützerkreis #FreeDeniz seien genannt: Daniel Dylan-Böhmer, Ulf Poschardt, Sascha Lehnartz (Welt), Doris Akrap (taz), Imran Ayata (Autor), Ivo Bozic (Jungle World), Mely Kiyak (Autorin), Özlem Topcu (Zeit), Georg Löwisch (taz), Tanit Koch (Bild), Leo Fischer (Titanic),

Jenseits der Konkurrenz der unterschiedlichen Medien und Individuen kämpfen sie alle gemeinsam – außerhalb und innerhalb der Gefängnismauern – um ein gefährdetes Gut: die Pressefreiheit. Denn, so schrieb Deniz Yücel: „Die Pressefreiheit ist kein privater Zeitvertreib und kein Privileg eines Berufsstandes, sondern vor allem anderen eine gesellschaftliche Aufgabe. Wir erfüllen sie, indem wir erzählen und erklären, informieren und kritisieren und manchmal auch unterhalten. Wir verraten sie wo wir unseren Anspruch aufgeben, mit Hilfe der Vernunft und der Moral nach der Wahrheit zu suchen. Wo die Pressefreiheit bedroht ist, ist die Freiheit aller bedroht.“

Deshalb ehrt die Jury der „Journalisten des Jahres“ Deniz Yücel und die elf Genannten – stellvertretend für den Unterstützerkreis #FreeDeniz und für die zu Unrecht inhaftierten Kolleginnen und Kollegen 2017 – mit einem Sonderpreis für den beharrlichen und unbeugsamen Kampf für die Pressefreiheit als die Basis eines freiheitlich-demokratischen Gemeinwesens.

Der undotierte Preis „Journalisten des Jahres“ wird seit 2004 von der Branchenzeitschrift „medium magazin“ verliehen. Die unabhängige rund 100-köpfige Jury der „Journalisten des Jahres“ 2017 besteht aus renommierten Journalisten und Medienexperten sowie aus den jeweiligen Vorjahres-Preisträgern und Nachwuchs-Talenten der „Top 30 bis 30“ des Jahres 2017. Die Liste mit allen „Journalisten des Jahres“ 2017 und Jurybegründungen erscheint in „medium magazin“ 1/2018 und ist ab 22.12. Digital unter mediummagazin.de und im iKiosk verfügbar, gedruckt ab 28. Dezember 2017.