Meinen die das ernst? Der Jahresvorausblick 2026!
Redaktion: Senta Krasser
Januar
Anja Rützel

Foto: privat
2. Januar: Nach einer internen Nachhaltigkeitsinitiative beschließt RTL: Das Dschungelcamp findet nicht in Australien statt, sondern in einem leerstehenden Coworking-Space im Offenbacher Nordend, ehemals „The Mindery – Räume für radikale Ideen“. Die einzigen Kandidaten, die nicht aus einem Bumstrashformat stammen, sind Lanz und Precht, die man mit der Notlüge verpflichten konnte, es handele sich um einen „Beta-Test für ein Public-Intellectual-Streaming-Format“, sowie ein Tiktok-Schreiheiler (1,3 Mio. Follower). RTL überträgt erstmals 24/7 im Parallelfenster der RTL+-App, unterlegt mit Naturgeräuschen aus dem Archiv von „Bauer sucht Frau – Island“.
22. Januar: Dschungelkönigin wird Verona Pooth, nachdem sie der Gruppe ihren Luxusgegenstand, eine Gesichtscreme, als Notverköstigung zur Verfügung gestellt hat („Da ist Kollagen drin, das zählt als Eiweißquelle“). Die Quoten? Desaströs. Aus RTL-Kreisen heißt es: „Wir denken jetzt ganz neu. Vielleicht machen wir es nächstes Jahr einfach auf Linkedin.“
März
Julia Lorenz

Foto: Paula Merkert
2. März: Riesenaufregung in der deutschen Kinolandschaft: Michael „Bully“ Herbig kündigt an, aktuell das Ende der Ampel-Regierung als „packenden Politthriller“ (Arbeitstitel: „D-Day“) zu verfilmen. Als Olaf Scholz wird Charly Hübner zu sehen sein, Christian Lindner spielt Christian Lindner („Der Christian hatte ja nun ein paar Monate Zeit“, sagt Herbig in einer Pressekonferenz). Lars Eidinger bereite sich intensiv auf seine Rolle als „geheimes Strategiepapier“ vor.
8. März: In einer Ansprache zum Internationalen Frauentag grüßt Friedrich Merz alle Frauen, die er kennt. Markus Söder isst auf Instagram eine ganze Packung Mon Chéri – als kleinen Dank an „unsere lieben Frauen“.
27. März: Im Luftraum über Südspanien werden russische Drohnen gesichtet. Sicherheitsexperten sind alarmiert. Im Kreml gibt man jedoch Entwarnung: Man habe nur mal schauen wollen, wie die Hotelsituation in Torremolinos so ist, bald sei ja Urlaubssaison.
Dezember
Anne Will

Foto: Maximilian Frisch
6. Dezember: ProSieben hat aus dem Problem Wehrpflicht eine Show gemacht: „Wer stiehlt mir die Lebenszeit“. Boris Pistorius muss gegen Joko und Klaas um Männer im wehrpflichtigen Alter würfeln. Die Sache mit der Freiwilligkeit war witzig, brachte aber nichts.
7. Dezember: Beim Weihnachtssingen vorm Adenauer-Haus formuliert Friedrich Merz im ersten Anlauf, was ihn stört: Migranten UND Frauen. „Was wollen die am Bahnhof? Sollten die nicht zu Hause auf die Kinder aufpassen?“ Apropos CDU: Sie findet, ein kleiner Krötenzaun zur AfD reiche. Spahn kann günstig Zäune organisieren und greift wie gewohnt selbst zum Hörer. Carsten Linnemann implodiert vor lauter Stress. Dass er fehlt, merkt man erst Monate später.
23. Dezember: Die SPD orakelt weiter über ihre Identität. Lars Klingbeil will zusätzliche Posten übernehmen. Kompetenz ist für ihn kein Argument. Dafür fährt die Deutsche Bahn plötzlich bundesweit pünktlich. Heizung, Klimaanlage und Bordbistro laufen tadellos. Anke Engelke hat einfach alles selbst gemacht.
Außerdem im neuen medium magazin 06/25:
JdJ 2025: Die Journalistinnen des Jahres. Isabell Beer und Isabel Ströh berichten im Interview von ihren Recherchen in Vergewaltiger-Netzwerken. Alle Journalistinnen & Journalisten des Jahres 2025. Die Ausgezeichneten in sämtlichen Kategorien. Die Unbestechliche. Cathrin Kahlweit erhält den Preis für ihr Lebenswerk.
Medien und Beruf: Top 30 bis 30. So war die Konferenz in München. Meinen die das ernst? Medienschaffende prognostizieren das Jahr 2026 Monat für Monat. „Ein schreckliches Jahr“ für den Journalismus – das sagt Bernhard Pörksen über 2025. Warum sich der Journalismus nicht selbst retten kann, erklärt der Medienforscher im Zukunfts-Interview.
Rubriken: Kurz & bündig und Köpfe & Karrieren. Was sich in der Branche tut. Im Gedenken. Wer 2025 von uns ging. Kiosk. Diese Medien suchen Freie. Presserecht. Wie Medien von Demos berichten und rechtliche Risiken vermeiden können. Innovationscheck. Was und wer hinter „Gerda“ aus Gera steckt. Kurznachrichtendienst. Gavin Karlmeier kommentiert, was sich bei X und Co tut. Einerseits … andererseits. Geht’s bei True Crime überhaupt noch um Journalismus? Tanjev Schultz kontert Pascal Biedenweg. Der reagiert. Fragebogen. Friederike Hofmann: „Keine Entscheidung gegen die ARD …“
Praxis: Sie fanden Jan Marsalek. Weltweit per Haftbefehl gesucht, spürten ihn Journalisten in Moskau auf. Werkstatt-Gespräch mit Jörg Diehl aus dem „Team des Jahres“. 8 Hacks für Telegram. Im „Darknet für die Hosentasche“ finden sich starke Geschichten und Quellen – wenn man weiß, wie. Toolbox. Schick mal schnell: Dateien und Texte auf kurze Distanz von Gerät zu Gerät senden – ganz ohne Kabel und Plattformen.
Um Praxis geht es auch in der neuen „Journalisten-Werkstatt“ von Marius Elfering: Die Langzeit-Recherche. Die „Werkstatt“ liegt im „medium magazin“-Abonnement gratis bei. Einzeln ist sie zudem im Shop erhältlich.

