Daniel Laufer: „Freiberufler? Zu viel Papierkram!“

Nadeln im Heuhaufen zu suchen, kann eine fürchterlich frustrierende Aufgabe ohne Aussicht auf Erfolg sein. Der Investigativreporter Daniel Laufer hat schon einige gefunden. Jetzt setzt er die Suche bei Paper Trail Media fortInterview von Senta Krasser, erschienen in der Ausgabe 02/25.

Investigativjournalist bei Papertrail Media, Daniel Laufer (c) Simon Veith

Investigativjournalist bei Paper Trail Media: Daniel Laufer
Foto: Simon Veith


Als Daniel Laufer 2019 von „medium magazin“ zu den „Top 30 bis 30“ gewählt wurde, äußerte er den Wunsch, in zehn Jahren in einem Investigativteam zu arbeiten, „vermutlich bei einem Internet-Medium“. Es ging schneller: Seit März arbeitet der 35-Jährige als Senior Investigative Reporter für Paper Trail Media. Journalismus lernte er in seiner Heimat Südbaden. Er war Volontär im Funkhaus Freiburg, danach Redakteur bei der „Badischen Zeitung“. 2019 ging er nach Berlin zu netzpolitik.org, 2021 zum ARD-Magazin „Kontraste“, wo er in der Causa Schlesinger recherchierte. 2024 testete er das Freiberuflersein aus, u. a. für „ZDF Magazin ­Royale“. In seiner Freizeit komponiert Laufer Filmmusiken.

Wie ist es so bei Paper Trail?

Daniel Laufer: Ich bin erst seit März hier, also noch am Ankommen. Ich wurde mit offenen Armen empfangen – und bin nach den ersten Wochen wirklich beeindruckt, was hier an Können und Erfahrung zusammenkommt.

Wie schlimm war die Zeit beim rbb?
Sie meinen die Schlesinger-Krise? Für mich nicht so schlimm wie für Kolleg:innen, die teils seit Jahrzehnten für den rbb tätig sind und erschüttert waren. Ich war recht neu und fand das vor allem schade.

Welche Titelmusik würden Sie für einen Film über die rbb-Krise komponieren?

Wahrscheinlich ein Moto-perpetuo-Stück ohne Zeit zum Durchschnaufen, mit Streicherläufen, die auf und ab kreisen wie der Paternoster im Haus des Rundfunks. Irgendwann nervt’s.

Drei Eigenschaften, die gute Investigativreporter auszeichnen?

Sie sollten integer sein. Sie sollten Zweifel zulassen, vor allem an der eigenen These. Sie sollten nicht gleich eingeschüchtert sein, nur weil ihnen irgendwer droht – zum Beispiel mit dem Anwalt.

Was können Sie überragend gut?

Ich denke, ich bin ganz gut darin, Nadeln in Heuhaufen zu finden. Leider ist das jedes Mal eine fürchterlich frustrierende Aufgabe ohne Aussicht auf Erfolg. Bis man dann Erfolg hat. Dann ist es das Beste.

Verraten Sie auch Ihre Schwächen?

Nein, wozu das denn?

Ihr größter Scoop bisher?

Mit „Kontraste“ und „Spiegel“ habe ich recherchiert, wie eine Gruppe die Polizei als Waffe einsetzt. Sie hat zig Bombendrohungen verschickt und wohl Hunderte falscher Notrufe ausgelöst, um Menschen zu quälen.

Was ist besser für Konto und Seele: Freiberufler oder Angestellter?

Als Freiberufler hatte ich zum Glück genügend Aufträge. Aber sein eigener Chef zu sein, fand ich nur so lange schön, bis ich gemerkt habe, was es heißt, das eigene Büro zu leiten. Zu viel Papierkram!

Warum wurden Sie im Hauptberuf Journalist und nicht Komponist?

Hätte ich mich dafür entschieden, im Hauptberuf Komponist zu werden, wäre ich heute im Hauptberuf vermutlich Musiklehrer und sehr, sehr unglücklich. Dagegen klingt sogar Journalismus wie Nummer sicher.

Freiburg oder Berlin: Wo ist es schöner?

Freiburg ist schöner, genau der Ort für eine unbefristete Anstellung. Die habe ich gekündigt und bin nach Berlin gegangen aus Angst, ich könnte etwas verpassen. Ich denke, das war berechtigt.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag die Rolle tauschen?

Mit meinen ehemaligen Kolleg:innen der „Badischen Zeitung“. Meine Freundin Carolin Buchheim wurde gerade Chefredakteurin. Das verpasse ich nun leider wirklich.


Medium Magazin 02 2025 Cover mit Florian HagerDer Fragebogen mit Daniel Laufer ist im neuen „medium magazin“ erschienen. Lesen Sie dort jetzt das Titel-Interview mit dem neuen Vorsitzenden Florian Hager und seinem Plan für die ARD. In der neuen Ausgabe erfahren Sie auch, wieso „Stern“-Chefredakteur Gregor Peter Schmitz „Elon Musk sofort interviewen“ würde und warum Donald Trump zwar schlecht für die Demokratie, aber gut für das Business sei. Außerdem: Wie kommt der Klimajournalismus aus der Sackgasse? Woran krankt die Nahost-Berichterstattung? Hat die Branche zu schnell mit dem Etikett „Verschwörungstheorie“ um sich geworfen, Stichwort Labor-These? Und warum arbeitet Daniel Laufer jetzt bei Paper Trail? Das und wie immer jede Menge Praxis-Tipps jetzt im „medium magazin“ 02/2025 – digital oder als Printausgabe hier erhältlich oder im ikiosk.

Um Praxis geht es auch in der neuen „Journalisten-Werkstatt“ von Patrick Große zum Recherchieren mit KI. Die „Werkstatt“ liegt im „medium magazin“-Abonnement gratis bei. Einzeln ist sie zudem im Shop erhältlich.