„RTL Direkt“-Aus: neue Aufgaben für Atalay
Die vor vier Jahren bei RTL ausgerufene Informationsoffensive ist offenbar in der Realität der andauernden Flaute bei Werbeeinnahmen und Fernsehquoten angekommen, nach denen das Privatfernsehen seine Finanzierung bemisst: Das teure Prestigeprojekt „RTL Direkt“ wird eingestellt.
Am 23. Juli läuft die letzte Ausgabe der Spätnachrichten um 22.15 Uhr. Sie waren im August 2021 in Konkurrenz zu den ARD-„Tagesthemen“ gestartet, mit Ex-„Tagesschau“-Sprecher Jan Hofer als Moderator. Wenig später wechselte auch Hofers ARD aktuell-Kollegin Pinar Atalay zu RTL.
Laut Pressemitteilung reagiert der Sender mit der „Optimierung der Primetime“ auf „massive Nutzungsveränderungen“; es werde immer wichtiger, „mögliche Umschaltimpulse“ zu reduzieren. Tatsächlich konnte „RTL Direkt“ im Entertainment-Umfeld beim Publikum nie richtig aus eigener Kraft punkten. Für Stephan Schmitter, CEO von RTL Deutschland und gelernter Journalist, war das Format ein Herzensprojekt, das er in seiner einstigen Funktion als Geschäftsführer von RTL News durchboxte.
Die in Berlin angesiedelte Redaktion wird geschlossen. Betriebsbedingte Kündigungen sind nicht ausgeschlossen. Bleiben darf in der RTL-Familie Pinar Atalay, die seit Jan Hofers Abschied alleiniger Anchor von „RTL Direkt“ ist. Ab Herbst soll die 47-jährige „erste Journalistin des Hauses“ eine neue Talkshow beim Nachrichtensender ntv moderieren, ebenso wie RTL-Politikchef Nikolaus Blome. Auch weitere Formate mit Atalay sollen in Planung sein.
Text: Senta Krasser

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