Dieser Text bringt 900 Euro

Gute Ideen, tolle Recherchen, spannende Themen, alles wichtig. Aber seien wir ehrlich, eine Sache ist für Freiberufler besonders relevant: Geld. Der vollständige Beitrag ist im „medium magazin“ 04/2025 erschienen.
Text: Marius Elfering
Die Frage war, ob ich offen über Geld schreiben könnte. Ich kann! Als freiberuflicher Journalist ist das Thema wichtig und es ist notwendig, dass wir offen darüber sprechen. Also, lasst uns keine Zeit verlieren und direkt rein ins Thema, denn Zeit ist Geld und natürlich will ich auch das Honorar für diesen Text (900 Euro) möglichst schnell verdienen.
Als Freie verkaufen wir Ideen, keine fertigen Produkte. Das bedeutet auf der einen Seite: Mach keine Recherche, schreib keinen Text, kein Skript, ohne dass du einen konkreten Auftrag dafür erhalten hast. Auf der anderen Seite bedeutet das: Du musst einen Plan haben, wie viel Aufwand deine Reportage oder dein Radio-Feature brauchen wird, damit du kalkulieren kannst. Am Ende sollte das Ziel klar sein: Du willst gut vom freien Journalismus leben können.
Dazu gehört nicht nur, die Miete und die Steuern zahlen zu können – sondern auch den Urlaub, die Altersvorsorge und alle anderen Ausgaben, aber auch potenziellen Einnahmequellen, an die manche gar nicht denken (siehe Seite 30). Wie das mit dem Kalkulieren funktioniert, will ich an einem Beispiel aus meiner Praxis als Freier erklären:
2023 habe ich eine Recherche angefangen, es ging dabei um Kerstin Seifert. Sie war in der DDR aus politischen Gründen inhaftiert und später vom Westen freigekauft worden. Jahrzehnte später kämpfte Kerstin Seifert um die Anerkennung der gesundheitlichen Folgeschäden, die aus ihrer Haftzeit in der DDR herrührten. Ich wollte ihre Geschichte erzählen.
MARIUS ELFERING ist freier Journalist in Köln. Zu seinen Auftraggebern gehören vor allem DLF und WDR. Kern seiner Arbeit sind Langzeitbegleitungen, unter anderem von Menschen in besonders herausfordernden Lebenssituationen. In der neuen Journalisten-Werkstatt „Frei arbeiten und gut leben“ zeigt er, warum sich freiberuflicher Journalismus, finanzielle Sicherheit und ein geordneter Arbeitsalltag nicht ausschließen.. Die „Werkstatt“ liegt im „medium magazin“-Abonnement gratis bei. Einzeln ist sie zudem im Shop erhältlich.
Das Problem: Von vornherein war klar, dass die Gespräche zwischen ihr und mir sehr schwierig werden würden. Ihre posttraumatische Belastungsstörung machte es für sie extrem hart, über ihre eigene Geschichte zu sprechen. Wir entschieden uns dafür, uns viel Zeit zu nehmen – und damit auch dafür, viele einzelne Termine für unsere Gespräche zu vereinbaren. Letztlich zogen sich unsere rund zehn Treffen und Vor- und Nachbesprechungen über ein ganzes Jahr hinweg.Wie plant man die Recherche so, dass sie sich am Ende noch rechnet? Zunächst musst du einen Überblick haben, wie viel Zeit sie dich kosten wird:
- Für die Anrecherche und den ersten Pitch habe ich zwei Tage angesetzt.
- Kerstin Seifert wohnt in Bonn, ich in Köln. Die zehn Termine waren also mit Hin- und Rückfahrt jeweils an einem Tag machbar. Ergibt zehn Tage.
- Außerdem habe ich noch weitere Termine mit Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern geplant; macht fünf zusätzliche Arbeitstage.
- Gespräche planen, später die Transkripte lesen, Strukturarbeit für die Sendungen und Texte, die daraus entstehen sollen – Vor- und Nachbereitung brauchen natürlich auch Zeit, hier: sieben Tage.
Macht also insgesamt 24 Arbeitstage, um die Geschichte von Kerstin Seifert wirklich tiefgehend erzählen zu können. Bei anderen Recherchen wäre diese Rechnung vermutlich geringer ausgefallen, weil man weniger, dafür längere Termine für Gespräche planen könnte. Aber genau darum geht es: jede Recherche für sich individuell und klar zu kalkulieren, um am Ende nicht mehr Aufwand als Ertrag zu haben.
Thema Ertrag: Hier kommt sie nun, die ganze Wahrheit. Ich zeige euch im Detail, was ich mit dieser Recherche tatsächlich verdient habe:
[…] Den gesamten Beitrag inklusive nützlicher Tipps, wofür Freie Geld zurücklegen sollten und wo Geld für sie liegt, gibt’s im neuen „medium magazin“.
Lesen Sie jetzt im neuen medium magazin 04/25:
Titelthema: An der Kette. Befristete Verträge werden zur Regel. Dabei zermürben sie vor allem Talente.
Medien und Beruf: Unbezahltes Praktikum. 55 Prozent der Medien zahlen für Praktika: nichts. Wie Oskar Vitlif das herausgefunden hat. Geld. Wie man als Freier kalkuliert und was man pro Tag und Text verdient? Darüber redet kaum einer. Also tut es Marius Elfering. Klima. Die Branche hinkt ihrer Verantwortung hinterher. Dabei kann jede und jeder einen Beitrag leisten. Patreon. Medienschaffende zeigen, wie sie die Plattform nutzen und was sie verdienen. AI Overviews. Wie sehr schaden Googles KI-Zusammenfassungen den Verlagen? Mit welchen Strategien reagieren US-Publisher? EPC. KI dominiert die Innovations-Trends in Europas Redaktionen. Rückhalt. Was es braucht, damit Protagonisten nicht zur Zielscheibe werden.
Rubriken: Kurz & bündig und Köpfe & Karrieren. Das tut sich in der Branche. Quellencheck. Ist Köln echt einsame Spitze? Presserecht. Welche Quellen sind privilegiert sind? Innovationscheck. Das ist CampfireFM. Kiosk. Welche Medien Freie suchen. Kurznachrichtendienst. Gavin Karlmeier kommentiert, was sich bei Meta, X und Co tut. Einerseits … andererseits. Sollten „User Needs“ wirklich im Mittelpunkt stehen? Fragebogen. Dominik Stawski: „Gutes Geschäft, guter Journalismus.“
Praxis: Zeigt her eure Prompts! KI-Tricks für besseres Arbeiten. Toolbox. Finde die Tippfehler. Texte retten. 10 Hacks vom Profi David Selbach. ChatGPT als Factchecker. Werkstatt-Interview mit Patrick Bernau (FAS).
Um Praxis geht es auch in der neuen „Journalisten-Werkstatt“ von Marius Elfering Frei arbeiten und gut leben. Die „Werkstatt“ liegt im „medium magazin“-Abonnement gratis bei. Einzeln ist sie zudem im Shop erhältlich.