Fragebogen: Kerstin Jäckel

Kerstin Jäckel
Kerstin Jäckel

Kerstin Jäckel geboren am 27.11.1973 in Hilden bei Düsseldorf, hat nach ihrem Studium Politik, Soziologie und VWL und freier Mitarbeiter bei der NRZ, die Axel-Springer-Journalistenschule absolviert (Ausbildungsredaktion: „Bild“-Politik). Im Januar 2001 wurde sie Redakteurin bei „Bild“ (Mantel), wechselte ein halbes Jahr später zu „Bizz“ und im Februar 2002 zu „Bunte“ ins Hauptstadtbüro. 2004 wurde sie dort Vize-Chefin, im Okotober 2005 Leiterin.

In mediummagazin 4-5/2010 beantwortet sie  unseren traditionellen Fragebogen:

Wie kamen Sie an Ihren ersten Beitrag, und was war das Thema ? Neben meinem herausragenden Text mit der preisverdächtigen Überschrift „Unsere Schulfeier“ im kopierten Heftchen meiner Grundschule (um 1982), für den sich niemand anders gefunden hatte, war mein erster Einsatz als Praktikantin bei der NRZ Hilden im Jahr 1997. Titel meines Debüts: „Sie träumen vom Regenbogen“ Thema: Der Besuch von Kindern aus Tschernobyl-geschädigten Familien.

Warum sind Sie Journalistin geworden? Um Mitmenschen Situationen und Sachverhalte näherzubringen, die sie nicht selbst erleben oder begreifen können.

Ihre Vorbilder im Journalismus ? Alle, von denen ich viel lernen konnte – und die jetzt genau wissen, dass sie gemeint sind.

Drei Eigenschaften, die ein guter Journalist haben sollte?  Erlauben Sie mir vier: Herz-blut, Sorgfalt, eigener Schreibstil und Unabhängigkeit.

Wie wichtig ist Klatsch? Gegenfrage: Kennen Sie einen Journalisten, der beruflich oder privat nicht wenigstens einmal am Tag einen Satz mit „Hast du schon gehört“ oder „Stimmt es eigentlich, dass …“ beginnt? Die Grundlage fast jeder Nachricht ist das Gerücht – egal in welchem Nachrichtenfeld wir uns bewegen.

Mit welchem Ihrer Merkmale würde man Sie am treffendsten karikieren oder parodieren? Nach Einschätzung meiner Kollegen wäre das wohl: Mehrfache Wiederholung des Ausspruches „An die Geschichte müssen wir ran! Da kann man doch schon dran fühlen“ – flankiert mit entsprechender Handbewegung rechts (beim Stichwort „fühlen“).

Die Herausforderungen für den Journalismus in 140 Zeichen? Herzblut, Sorgfalt, Schreibstil und Unabhängigkeit bewahren – egal, woher der Wind bläst.

Nutzen Sie soziale Netzwerke? Facebook und Xing. Je nach Privatsphäreneinstellung, um in Kontakt zu bleiben oder heiße Gerüchte auszutauschen. (siehe auch: Klatsch).

Was macht Sie wütend? Ignoranz, Engstirnigkeit und Renitenz – besonders wenn alles zusammenkommt.

Welchem Thema würden Sie ein Buch widmen und es wie betiteln? „Unter Haien, Muränen und Clownfischen – ein Tauchguide für das Palancar Reef“

Auf welchen Beitrag sind Sie besonders stolz? Zwei. „Nahost: Ich stand im Steinhagel des Hasses“ („Bild“) über die Ausschreitungen in Israel. Und: „Liebe ist … ein Bestseller“ („Bunte“), für den ich Textpassagen aus den Autobiografien von Hillary und William J. Clinton gegeneinandergestellt habe.

Ihre Lieblinge unter den Print- und elektronischen Medien? 1. „Bild“, „SZ“, „Welt Kompakt“. 2. Magazine und „Tatort“. 3: bild.de, spiegel.de, www.kaisers.biz/lieferservice/login_berlin.php3.

Welche Medieninnovation schätzen Sie besonders? Mobiles Internet.

Mit wem würden Sie gerne mal einen Tag die Rolle tauschen? Bundeskanzlerin Angela Merkel, weil es gut ist, auch einmal die andere Seite mit all ihren Zwängen und Querschüssen zu erfahren.

Wo haben es Frauen im Journalismus schwerer und was sollte man dagegen tun?  Solange es Gründe gibt, diese Frage immer noch zu stellen, scheint es so zu sein. Vielleicht sollte einfach mal Normalität einkehren und zwar auf beiden Seiten. Im Rheinland würde man sagen: „Nit quake, make!“ Auf Hochdeutsch: „Nicht quatschen, einfach machen!“

Was sind Ihre persönlichen (handwerklichen) Stärken und Schwächen ? Stärken: Neugier, Ungeduld, Herzblut, Gewissenhaftigkeit, Hartnäckigkeit.
Schwächen: Neugier, Ungeduld, Herzblut, Gewissenhaftigkeit, Hartnäckigkeit – und ein schlechtes Zahlengedächtnis.

Ihr größter Flop ? Die Schlagzeile „Schussfahrt in die Klinik“ einer bayerischen Tageszeitung im Jahr 2004. Allerdings war die Zeile nicht VON mir, sondern ÜBER mich und der Auftakt zu einem Jahr an Krücken.

Was lesen/ hören / schauen Sie morgens als erstes? Morgenmagazin und Bild. Dann SZ und Welt Kompakt.

Ihr liebstes Hobby ? Tiefseetauchen an den entlegensten Riffen der Welt.

Welche berufliche Entscheidung würden Sie rückblickend anders treffen? Ich nehme den Telefonjoker.

Welcher Rat hat Ihnen auf Ihrem Berufsweg besonders geholfen? Jörg Quoos (im Volontariat): „Legen Sie die Unterlagen weg, schauen Sie mich an und erzählen mir die Geschichte. Und dann schreiben Sie sie genauso auf.“
Patricia Riekel: „Wer den Finger nicht hebt, wird nicht gesehen.“

Im nächsten Leben werden Sie…? Wieder Journalist. Oder Eishockey-Torwart. Aber auf jeden Fall ein Mann, sonst wird’s ja langweilig.

Was sollte Ihnen später einmal nachgesagt werden ? Sie hinterlässt eine große Lücke – journalistisch und menschlich.

Foto: Laurence Caperon