Fragen an 11 Freunde-Chefredakteur Phillip Köster

Phillip Köster ist Gründer, Chefredakteur und Herausgeber von „11 Freunde – dem Magazin für Fussballkultur“ (Berlin), das sich seit 2000 allen Marktwidrigkeiten zum Trotz behauptet. Das liegt nicht nur an der geballten Sachkompetenz, sondern auch der gehörigen Brise Humor im Blatt und im Liveticker der Spielkommentare. dafür gab es auch jüngst den Henri-Nannen-Preis, Kategorie Humor. Köster, geboren 1972 in Bobingen, hat nach Studium der Geschichte und Germanistik in Bielefeld und Bonn 1998/99 bei der Deutschen Universitätszeitung volontiert und gleich darauf „11 Freunde“ gründet. Daneben ist er erfolgreicher Buchautor, jüngst „Viererkette auf der Doppelnull“ (2010).

1. Warum sind Sie Journalist geworden?
Gedrucktes hat mich schon immer fasziniert. Im Jibi-Markt in der Bielefelder Luisenstraße hatte ich beim Personal den Spitznamen »Der Leser«, weil ich mich ganze Nachmittage durchs Zeitschriftenregal gewühlt habe. Heute mach ich das Gleiche im Rewe-Markt in der Schivelbeiner Straße in Berlin.

2. Wie kamen Sie an Ihren ersten Beitrag?
In unserem Arminia-Bielefeld-Fanzine »Um halb vier war die Welt noch in Ordnung« habe ich einen extrem schlecht gelaunten Artikel über den geplanten Neubau eines Stadions in Bielefeld geschrieben. Aus dem ist gottlob nichts geworden. Was allerdings nicht an meinem Artikel lag.

3. Ihre Vorbilder im Journalismus?
Sammy Drechsel

4. Drei Eigenschaften eines guten Journalisten?
wacher Blick, menschenfreundlich, uneitel

5. die Herausforderungen für den Journalismus in 140 Zeichen?
Den Leser stets aufs Neue zu überraschen, mit Leidenschaft, harter Arbeit, Humor und neuen Einblicken

6. Wie wichtig ist Klatsch?
Ist manchmal lustig, manchmal nervig. Im Fußball letzteres.

7. Mit welchem Ihrer Merkmale würde man Sie am treffendsten karikieren oder parodieren?
Leicht vorgebeugte Haltung beim Gehen. »Sieht aus, als würdest du gleich umkippen!«, sagt die Gattin immer.

8. Wo haben es Frauen im Journalismus schwerer und was sollte man dagegen tun?
Ich bin sicher, das werden die Frauen schon selber erledigen.

9. Ihre persönlichen Stärken und Schwächen?
Stärke: Rechtschreibung. Schwäche: Kommasetzung

10. Was macht Sie wütend oder ungeduldig?
Früher formulierte man ja allgemein: »Krieg, Hass, saurer Regen«. In der täglichen Arbeit ist es eher die allgemeine Bequemlichkeit – bei mir und bei anderen.

11. Welche sozialen Medien und/oder Netzwerke nutzen Sie und wofür?
Kein Mitglied, nirgendwo. Ansonsten ist Twitter oft amüsant und Facebook fürs Heft eine praktische Sache.

12. Welchem Thema würden Sie ein Buch widmen, und wie würden Sie es titeln
Ich würde vor der WM 2006 noch schnell das hundertste Buch über Fußballsprüche auf den Markt werfen, den Verlag um einen stattlichen Vorschuss bringen und dann machtlos mitansehen, wie es innerhalb von zwei Wochen auf Amazon-Verkaufsrang 104.234 rutscht.

13. Mit wem würden Sie gerne mal einen Tag die Rolle tauschen?
Mit Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff. Und dann schnell die Einmalzahlung auf mein Konto umbuchen.

14. Auf welchen Beitrag sind Sie besonders stolz?
»Showorchester Ungelenk« – ein Meinungsbeitrag über die peinlichen Jubelposen erwachsener Profikicker nach geschossenen Toren.

15. Ihr größter Flop?
Mein Tipp im Saisonheft zur Bundesliga 2009/2010: Hertha BSC wird Dritter.

16. Welche Medieninnovation schätzen Sie besonders?
Radio

17. Was lesen/ hören / schauen Sie morgens als erstes?
Radio 1 vom RBB. Und ob zwischen 2.06 und 5.55 Uhr wichtige neue Mails eingetroffen sind.

18. Generell: Ihre drei Lieblinge unter den Zeitungen, Sendungen und Websites?
ARD-Schlusskonferenz am Samstag Nachmittag. Die fröhliche Weizenbierrunde vom DSF-Doppelpass und die Sportschau natürlich.

19. Ihr liebstes Hobby?
Fußball.

20. Welche berufliche Entscheidung würden Sie rückblickend anders treffen?
Germanistik zu studieren. Und das auch noch in Bonn.

21. Sind Sie Mitglied einer Partei – und wenn ja warum, bzw. wen nein, warum nicht?
»Das Mindestalter, um Mitglied der SPD zu werden, beträgt 16 Jahre«, schrieb mir einst der Ortsverein Bielefeld-Mitte milde, als ich mit 13 in die Partei eintreten wollte. Später wurde ich zwar Mitglied, aber durch diverse Umzüge ging der Kontakt irgendwie verloren. Sympathisiert wird aber nach wie vor.

22. Im nächsten Leben werden Sie …?
Erfolgscoach bei Arminia Bielefeld.

23. Welcher Rat (und von wem) hat Ihnen auf Ihrem beruflichem Weg besonders geholfen?
„Ketchup haben wir zuhause«, sprach Stefan Stricker, Kollege beim Bielefelder Fanzine, als bei uns nach dem Verkauf der ersten Ausgabe der Größenwahn ausbrach und wir uns von den Einnahmen doch tatsächlich vier Portionen Pommes rot-weiß gönnen wollten.

24. Was sollte Ihnen später einmal nachgesagt werden?
Guter Vater. Konnte auch nichts dafür, dass die Jungs Hertha-Fans geworden sind.