Du willst moderieren? 5 Gos

Fotos: ZDF/Dennis Weissmantel (Drotschmann), WDR/Annika Fußwinkel (Häusler), Lukas Frontzek (Jantsch), ORF (Fässlacher), RTL/Maya Claussen (Ilski)
Fünf Profis empfehlen ihre Gos und No-Gos beim Moderieren: Tobias Häusler, Peter Fässlacher, Sabrina Ilski, Carina Jantsch, Mirko Drotschmann
Fotos: ZDF/Dennis Weissmantel (Drotschmann), WDR/Annika Fußwinkel (Häusler), Lukas Frontzek (Jantsch), ORF (Fässlacher), RTL/Maya Claussen (Ilski)

Ob beim Live-Event oder im eigenen Format: Immer mehr Journalistinnen und Journalisten brauchen Moderations-Skills.  5 Gos von Profis für Einsteiger. Dieser Beitrag ist zusammen mit den No-Gos der Experten im „medium magazin“ 03/2025  erschienen.

Text: Johannes Meyer


1. Sei fit in deinen Inhalten!

Recherche steht an erster Stelle – inhaltlich fit zu sein, ist Voraussetzung für jedes journalistische Format. Gerade in Live-Situationen ist man oft auf sich allein gestellt.

Mirko Drotschmann (c) ZDF/Dennis-Weissmantel
Mirko Drotschmann
Foto: ZDF/Dennis Weissmantel 

„Schlagfertig sein und auch mal ohne Vorlage Sätze formulieren können gehört natürlich zum guten Moderieren dazu. Aber wer dauerhaft Erfolg vor der Kamera haben möchte, sollte inhaltlich fit sein. Zu einer gelungenen Moderation gehört deshalb ein breites redaktionelles Fundament. Trainiert nicht nur eure Präsenz im On, sondern auch eure Kompetenz im Off.“

Mirko Drotschmann
(Moderator)
Er hat schon vor dem Volo die ZDF-Kindernachrichten „Logo!“ moderiert. Bekannt wurde er aber vor allem mit seinem Youtube-Kanal „MrWissen2go“ (seit 2012). Auch für „Terra X“ steht der 39-Jährige seit 2020 vor der Kamera.

 

2. Sei präsent!

Präsenz auf der Bühne beginnt mit einer bewussten, offenen und aufrechten Körperhaltung. Wer sich aufrichtet, strahlt automatisch mehr Selbstsicherheit aus.

Carina Jantsch (c) Lukas Frontzek
Carina Jantsch 
Foto: Lukas Frontzek 

„Schultern runter, Schulterblätter etwas näher zusammenführen, dadurch öffnet sich der Brustraum. Halte deinen Kopf aufrecht, auch beim Blick auf die Moderationskarten. Lieber die Karten etwas höher halten als den Kopf senken und im Blick nach unten an Präsenz verlieren. Mein Tipp: Mit Yoga und Tanzen lässt sich die Aufrichtung gut erspüren, mit Krafttraining lässt sich besser halten.“

Carina Jantsch
(Freie Moderatorin)
Sie ist Journalistin, Business-Coachin und moderiert auf Bühnen, u. a. für Bundesministerien und Marken wie Netflix oder Hugo Boss. Sie ist außerdem als Dozentin und Trainerin für Moderation und Bühnenpräsenz tätig.

 

3. Nimm dir den Druck!

Lampenfieber gehört gerade am Anfang einfach dazu – und bei vielen bleibt es die ganze Karriere über bestehen. Wie gehen gestandene Moderatoren damit um? Sie nutzen die Aufregung als Energiequelle! Stellt man es richtig an, kann man so gar große Nähe zum Publikum aufbauen.

Tobias Häusler (c) WDR/Annika Fußwinkel
Tobias Häusler
Foto: WDR/Annika Fußwinkel 

„Gerade am Anfang wirken Studios steril: viel Technik, kein Gegenüber, keine Reaktion. Leg in dir den Schalter um: Stell dir eine Person vor, die dich kennt und mag. Zu der sprichst du. Du stellst dich nicht neu vor, sie kennt dich ja. Diese Person wartet nicht auf Fehler, sondern freut sich, dich zu hören. Wenn du sie in dir verankerst, klingst du automatisch natürlich – und nimmst dir den Druck.“

Tobias Häusler
(Moderator)
Tobias Häusler (45) moderiert nicht nur die landesweiten Nachrichtenmagazine im WDR-Fernsehen und im Radioprogramm WDR 2 – obendrein arbeitet er als Sprecher und als Coach für Moderatorinnen und Moderatoren.

 

4. Nutze die „Stimmt das?“-Frage!

Ab einem gewissen Bekanntheitsgrad eines Interviewgasts gibt es kaum Fragen, die dieser nicht schon mal gehört hat und entsprechend souverän beantwortet. Zwar sollte ein Moderator immer aufmerksam zuhören, um spontan nachhaken zu können. Neue und interessante Antworten bekommt man bei solchen „Interviewprofis“ – auch mit Nachhaken – leider selten.

Peter Fässlacher (c) ORF
Peter Fässlacher
Foto: ORF 

„Was erstaunlich gut funktioniert, ist das Hinterfragen bereits bekannter Fakten und Anekdoten des Gastes. Und zwar so: ‚Ich habe gelesen, dass Sie (…)‘ und dann anschließen: ‚Stimmt das?‘ Ich bin selbst erstaunt, welche wirklich spannenden Antworten ich auf diese simple Frage schon bekommen habe.“

Peter Fässlacher
(Moderator)
Der 39-jährige Kulturjournalist moderiert die werktägliche Sendung „Kultur Heute“, interviewt in den „ORF III Künstlergesprächen“ prominente Persönlichkeiten und führt außerdem durch große Kulturveranstaltungen.

 

5. Probe Pech und Pannen!

Wer moderiert, macht irgendwann einen Fehler oder wird aus dem Konzept gebracht. Zunächst einmal gilt: Schlimmer geht immer! Es gibt nichts, das die Welt nicht schon gesehen hätte.

Sabrina Ilski (c) RTL/Maya Claussen
Sabrina Ilski
Fotos: RTL/Maya Claussen 

„Live-Pannen sind kein Weltuntergang. Wenn du dich verhaspelst, bleib locker und lass dich nicht stressen. Ein kurzer Lacher oder ein ehrliches ‚nochmal von vorn‘ machen sympathisch. Zuschauer mögen Menschen, keine Roboter. Authentisch zu bleiben schafft Nähe.“

Sabrina Ilski
(Moderatorin
)
Seit August 2024 moderiert sie im Wechsel mit Katja Burkard „Punkt 12“ (RTL). Zuvor war sie als Reporterin und Autorin für verschiedene RTL-Formate wie „Punkt 12“, „Explosiv“, VOX und ntv tätig.

 

Und der souveräne Umgang mit Pannen lässt sich sogar gezielt trainieren! Damit einen Überraschungen im Ernstfall weniger aus dem Konzept bringen, hilft es, entsprechende Situationen vorher schon einmal durchgespielt zu haben. Zum Beispiel, indem du dich Freunden in kleinen Impro- Situationen stellst und dich beim Übungssprechen bewusst herausfordern lässt.

„Je besser man sich vorbereitet und geplant hat, desto schwerer fällt es einem auszuhalten, wenn die Dinge nicht so laufen: Ein Glas fällt runter. Ein Gast beginnt zu husten oder zu weinen. Ein Handy klingelt. Man verspricht sich. Merk dir: Störungen haben immer Vorrang! Es kostet genau so viel Energie, eine Störung zu ‚übersehen‘ wie sie anzusprechen. Statt zu hoffen, dass niemand die Panne bemerkt, adressier sie einfach und weiter geht’s.“

Peter Fässlacher (Moderator)

 


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TOP 30 BIS 30: FRITZ SCHAEFER ist 28, Moderator, Autor und unter den Top-Talenten im Journalismus. Foto: WDR 

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