Medium Magazin 03/25
EDITORIAL / Frederik von Castell, Chefredakteur
Und die Moral von der Geschicht’ …
… mancher will auf Moral verzichten, wir ganz sicher nicht. Und: Wir feiern unsere „Top 30 bis 30“ des Jahres 2025!
Ihn nerve schon lange, dass der Journalismus „so brutalst moralisch aufgeladen“ sei, erzählt er, dem Namensschild nach bei einem großen Medienhaus, einer Kollegin. Die scheint nur mit einem Ohr zuzuhören – macht ihm aber nichts aus: Der Anti-Moral-Apostel ist einer von etlichen Lautsprechern auf der Re:publica Ende Mai in Berlin. Nur für eine der zahlreichen Bühnen hat es offenbar nicht gereicht. Also jagt er in der Schlange vor dem Foodtruck lautstark seiner steilen These von „Pseudo-Problemen“ hinterher: Er könne „das Gelaber nicht mehr hören“, jeder hier „jammere über Hatespeech“ oder fordere „Elfenbeinturm-Initiativen für Sichtbarkeit“. Als er sich auch noch radebrechend und nicht frei von Ironie an Brecht („Erst kommt das Fressen, dann die Moral“) versucht, wacht seine Begleitung auf: „Ich glaube, ich hol mir da drüben einen Kaffee.“
Ein Panel hatte der sich ereifernde Kollege besonders auf dem Kieker: Victoria Reichelt sprach mit Gästen wie Mirko Drotschmann über den Einsatz von KI in Dokus. Die Technologie wird genutzt, um historische Szenen nicht mehr aufwendig mit Schauspielenden vor Kulissen nachstellen zu müssen. Das hat den Lautsprecher aber gar nicht gestört. Sondern, dass es bei dem hervorragenden Panel auch um die Gefahren („Rumgeheule“) ging, wenn man mit KI etwa Nazi-Größen wieder zum Leben erweckt.Was dem einen zu viel ist, ist wiederum unsere Leitlinie: Weder flüchten wir uns in Doomsdaying noch mutieren wir zu blinden Enthusiasten und ignorieren die – ja! – moralischen Risiken. Dazu folgen wir unserem Anspruch, Ihnen wo immer möglich Nutzwert für Ihre Arbeit zu bieten. Schauen Sie gerne, wie uns das beim Thema Deepfake-Dokus mit KI gelungen ist. Und darüber, wie Journalistinnen wie Sophia Maier gegen Hatespeech vorgehen, berichten wir ebenfalls.
„Top 30 bis 30“ und „Hidden Stars“
Wie jedes Jahr haben wir eine Auswahl an vielversprechenden journalistischen Talenten zusammengetragen. Möglich gemacht haben das Hunderte engagierte Einreichungen – vielen herzlichen Dank allen Nominierenden! Wir haben uns die vielen Talente im Team angesehen und einzeln debattiert. Bei all der Freude über die zahlreichen Talente war die Auswahl viel Arbeit – aber sie hat sich gelohnt, sehen Sie selbst ab Seite 20 im neuen „medium magazin“ 03/25!
Jetzt machen wir uns auf die Suche nach den „Hidden Stars“. Sie kennen heimliche Heldinnen und Helden in Ihrer Redaktion? Nominieren Sie sie doch!
Eine letzte Bitte: Lassen Sie uns wissen, was Sie an dieser Ausgabe gut fanden und was wir besser machen müssen (über die Socials oder an redaktion[at]mediummagazin.de). Sie wissen: Lob tut gut. Kritik bringt uns weiter.
Herzlich
Ihr Frederik von Castell

Lesen Sie jetzt im neuen „medium magazin“ alles über die „Top 30 bis 30“ des Jahres 2025. In der neuen Ausgabe erfahren Sie auch, wie Journalistinnen wie Sophia Maier gegen digitale Gewalt vorgehen, wie man an geheime Unterlagen aus Russlands Propaganda-Schmiede kommt, wie KI die Vergangenheit mit Deepfake-Dokus erobert und welche Chancen und Risiken das für Doku-Formate birgt, und was Fotografin Herlinde Koelbl dachte, als sie als erste Angela Merkels Raute festhielt. Außerdem: 10 Profi-Tipps für Moderations-Einsteiger, alles zur rechtlichen Lage für Freie bei der Nutzung von KI und die Debatte über die PR-Übermacht in der Fußball-Berichterstattung. Dazu wie immer jede Menge Praxis-Tipps jetzt im „medium magazin“ 03/2025 – digital oder als Printausgabe hier erhältlich oder im ikiosk.
Um Praxis geht es auch in der neuen „Journalisten-Werkstatt“ von Peter Linden zu Sensibler Sprache. Die „Werkstatt“ liegt im „medium magazin“-Abonnement gratis bei. Einzeln ist sie zudem im Shop erhältlich.