12 – Kategorie Unterhaltung

1  Kai Diekmann, Chefredakteur „Bild“ und „Videoblogger-in-chief“:

Die Begründung der Jury: „…für seinen 100-Tage-Blog www.kaidiekmann.de, in dem er außergewöhnliche Selbstironie zeigte. Mit seinem Blog setzte er, jenseits des Schlagabtauschs mit der taz, satirisch-unterhaltsame Maßstäbe im Web. Und weil sich nur wenige exponierte Journalisten solche Experimente trauen, die auch vor persönlichen Blamagen nicht haltmachen.“

Die Laudatio (O-Ton) auf die ersten drei Preisträger am 14.01.2010 von Jury-Mitglied Markus Brauck, Medienredakteur des „Spiegel“:

„Kritiker denken häufig, dass wir uns in den Medien zu Tode amüsieren. Doch in Wahrheit ist es gar nicht so leicht, uns zu unterhalten. Deshalb haben wir in dieser Kategorie drei sehr unterschiedliche Preisträger.

Auf dem dritten Platz: Martin Sonneborn. Er war „Titanic“-Chefredakteur und ist nun wahrhaft multimedial als Satire-Marke präsent. Online, im Kino, im Fernsehen. Sein Humor sorgt manchmal für Ärger, zuletzt beim ZDF und den Chinesen. Auch dafür den Preis.

Platz zwei ist für Ina Müller: Nicht jedem liegt der norddeutsche Humor. Doch wenn bei Ina Müller ein Männerchor Shantys im strömenden Regen singt, dann verstehen auch Süddeutsche, was Hamburg ausmacht.

Und an erster Stelle heute Abend: Kai Diekmann. Es ist für mich eine seltene Übung, den „Bild“-Chefredakteur zu loben. Der Blog, den er im letzten Jahr begonnen hat und in diesem angeblich beenden wird, ist tatsächlich ein äußerst gelungener Ort der Selbstdarstellung und der Selbstironie. Mit einem beinahe unheimlichen Aufwand an Technik und persönlichem Einsatz lässt uns der Video- und Textblogger Diekmann teilhaben an der täglichen Inszenierung seiner selbst. Er scheut auch keine Kosten. Auf seiner Seite findet sich ein Zähler, der anzeigt, wie hoch die Rechtskosten sind, die auflaufen. Stand heute nachmittag (14.1., Anm.d.Red.) : 7689,74. Da geht noch was“.

(Anm.d.Red: Kai Diekmann hatte die Entgegennahme des Preises im Vorfeld öffentlich abgelehnt und auf die Teilnahme an der Feier verzichtet, s. www.kaidiemann.de“)

2  Ina Müller, Moderatorin NDR:

„… weil sie 2009 „Inas Nacht“ erfolgreich in die ARD gebracht hat. Mit Müller, die Chanson und Kabarett gleichermaßen beherrscht und zudem das Plattdeutsche pflegt, hat der NDR einen echten Glücksgriff getan – und ihr 2009 mit „Stadt, Land, Ina!“ gleich die nächste Sendung anvertraut. Müller ist zudem die erste nicht-peinliche Trägerin des Deutschen Comedypreises.“

3  Martin Sonneborn, freier Autor und Herausgeber der „Titanic“:

„… weil niemand die Grenzen der Satire so exakt auszutesten vermag wie er. Sonneborn bringt den täglichen Wahnsinn des Unterhaltungsgewerbes bestens auf den Punkt – und die Kollegen von „Zimmer frei!“ ebenso souverän in Bedrängnis wie den Bundeswahlleiter, der Sonneborns „PARTEI“ die Teilnahme an der diesjährigen Bundestagswahl verwehrte.“

Die Replik (O-Ton) von Martin Sonneborn

4  Christoph Süß, Moderator „quer“ (BR):

„… weil er Woche für Woche beste Unterhaltung auf höchstem Niveau liefert und – ungewöhnlich genug beim BR – immer gegen den Strich bürstet. Wandlungsfähig und bitterböse.“

5  Henryk M. Broder, „Der Spiegel“:

„… für seine unterhaltende Einlassung, doch nicht Präsident des Zentralrats der Juden werden zu wollen, und den erkenntnisfördernden Hang, jedes Fettnäpfchen präzise anzusteuern.“

6  Peter Zudeick, Autor (u.a. ARD / WDR5):

„… weil man dank Zudeick dem Medium Radio wieder aufmerksam zuhört – und sogar noch was zu lachen hat. Seine genialen Wochenrückblicke auf die politische Gemengelage machen ihn zu einem Satiriker erster Güte.“

7  Hans Zippert, freier Autor, „Die Welt“:

„… für seine tägliche Kolumne „Zippert zappt“ – die eine der witzigsten in deutschen Tageszeitungen ist und bleibt. Einen solchen täglichen Output an Humor, und das seit Jahren auf konstant hohem Niveau, erreicht sonst niemand.“

8 Peter Lückemeier „FAZ / FAS“:

„… weil er mit seiner „Herzblatt“-Kolumne in der FAS, die jetzt seine Nachfolger schreiben, Maßstäbe für intelligente Unterhaltung gesetzt hat – und weil er es darin schaffte, den Altherrenhumor der Knallpresse lustvoll vorzuführen.“

9  Peter Richter, Autor „Richterspruch“, FAZ.NET:

„… für seine meinungsstarken, gebildeten und gut gelaunten Texte über Kunst Kreuzberg, Minarette und Twitter – und für seine neue Rolle als Harald Schmidts Feuilleton-Sidekick, in der er den angeblichen Altmeister mitunter blass aussehen lässt.“

10  Dirk Grissemann / Christoph Stermann, Moderatoren / Autoren, Helga; RadioEins, FM4, ORF:

„… weil sie ihren kompromisslosen Humor vom Radio ins Fernsehen gerettet haben – und sich von Anfeindungen von ganz Rechtsaußen – wie nach ihren Gags nach Haiders Unfalltod – sicher nicht aufhalten lassen.“

Zurück zu den Preisträgern, Begründungen und Laudationes