13 – Kategorie Newcomer

1  Ines Pohl, Chefredakteurin „taz“:

Die Begründung der Jury: „…weil sie – obwohl sie in große Fußstapfen ihrer Vorgängerin Bascha Mika getreten ist – der „taz“ schon nach kurzer Zeit eine andere Handschrift verpasst hat, Mut und Meinungsstärke zeigte. Nun muss sie zeigen, dass sie halten kann, was sie verspricht.“

Die Laudatio (O-Ton) auf die ersten drei Preisträger am 14.01.2010 von Jury-Mitglied Markus Brauck, Medienredakteur des „Spiegel“:

Dritter ist Robin Meyer-Lucht. Er hat mit Carta.ínfo ein Autoren-Forum geschaffen, das Politik, Wirtschaft und Medien gleichermaßen beackert. Gerade für Fachleute finden sich dort immer wieder feine Beobachtungen.

Der zweiter Platz geht an Sonja Eismann, Chris Köver, Stefanie Lohaus, die gemeinsam das Wagnis eingingen, mit „Missy Magazine“ ein Pop-Magazin für Frauen zu starten. Weit weg von den Postillen der Großverlage und zugleich in souveräner Distanz zu „Emma“.

Und die Nummer eins unter den Newcomern ist Ines Pohl. Zwar muss sie ihr Fahrrad jetzt für mindestens zwei Jahre unter einem riesigen Penis-Denkmal anketten. Aber auch das wird sie mit Gelassenheit ertragen. Als sie anfingt, schrieb sie, dass „die Freiheit der Presse eben auch in Deutschland unter einem immer größer werdenden Druck steht.“ Und sie ist eine glaubwürdige Verteidigerin der Freiheit. Das geht sogar soweit, dass sie es kein Problem findet, wenn taz-Redakteure CDU wählen. Ihr selbst sagt das allerdings niemand nach. Wenn es um Grundhaltungen gehe, sei sie sehr humorlos, sagte sie mal. Auch dafür den Preis.

Die Replik von Ines Pohl

2  Sonja Eismann, Chris Köver, Stefanie Lohaus, Hrsg. „Missy Magazine“:

„…weil sie gemeinsam beweisen, dass eine emanzipierte Frauenzeitschrift auch modern sein kann und Feminismus nicht bei Alice Schwarzer aufhört. Und weil sie Ende 2008 trotz denkbar schlechter Bedingungen ihr Heft an den Kiosk brachten – und Ende 2009 immer noch da sind.“

3  Robin Meyer-Lucht, Gründer von carta.info:

„…für die gelungene Neugründung des Gruppen-Blogs und Alternativmediums carta.info. Das US-Vorbild, die „Huffington Post“, hat er zwar bis jetzt noch nicht erreicht, ist aber auf gutem Wege. Ein wichtiger Schritt dahin ist bereits getan: Mit Hartnäckigkeit und Kreativität hat Meyer-Lucht schon viele gute Autoren um sich geschart.“

4  Ansbert Kneip, Bettina Stiekel, „Dein Spiegel“:

„… weil sie mit dem Nachwuchsheft die alten „Spiegel“-Tugenden zu neuen Ufern führen. Junge Leser – Kinder zumal – heutzutage noch an ein Printprodukt zu binden ist eine nicht zu unterschätzende Leistung.“

5  Ingo Zamperoni. Moderator „Nachtmagazin“, ARD:

„… für den angenehm lockeren, aber niemals unseriösen Ton, den er in der spätesten Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen anschlägt. Die Entdeckung im Nachtprogramm.“

6  Simone Schlindwein, freie Afrika-Korrespondentin:

„… weil sie recherchiert, wo es für viele zu unbequem ist: im Herzen Afrikas. Und weil sie Zusammenhänge herstellt, für die sich Medien sonst kaum noch Zeit nehmen. Bestes Beispiel war 2009 der „taz“-Schwerpunkt über den Chef einer ruandischen Hutu-Miliz. Der Mann wurde kurz nach ihrem Bericht in Deutschland verhaftet.“

7  Leo Fischer, „Titanic“:

„… für seinen Mut, ein schweres Erbe anzutreten, für seinen Erfolg, die mangels Zigarettenreklame nahezu völlig werbefreie „Titanic“ über Wasser zu halten – und für seinen kometenhaften Aufstieg vom Praktikanten zum Chefredakteur.“

8  David Schraven, „Welt“, „WamS“, „ruhrbarone.de“:

„… für seine exklusiven (Landes-)Geschichten, die weit über Nordrhein-Westfalen hinauswirken. 2009 hat Schraven mit gleich drei Geschichten über Rüttgers, Kraft und Co. auf sich aufmerksam gemacht – und betreibt (gemeinsam mit Kollegen) mit „ruhrbarone.de“ einen der unterhaltsamsten Blogs im Land.“

9  Stefan Tillmann, G+J-Wirtschaftsmedien

„… weil er schon kurz nach seinem Abgang von der DJS in Capital „Die Autolüge“ entlarvte – dass nämlich nicht jeder siebte Arbeitsplatz von der Autoindustrie abhängt – und in der FTD enthüllte, wie viele Stasi-Mitarbeiter in den öffentlichen Dienst übernommen wurden. Nebenbei recherchierte er für den „stern“ über schwule Fußballer – und und und.“

10  Boris Herrmann, stv. Sportchef „Berliner Zeitung“:

„… weil er seit seinem direkten Aufstieg vom Volontär zum stellvertretenden Sportchef nicht nur über Fußball, die Leichtathletik-WM oder Sportpolitik auf extrem hohem Niveau berichtet, sondern auf Seite 3 auch die großen gesellschaftlichen Themen verhandelt – stets mit distanziertem und doch liebevollem Blick auf den Kern der Dinge.“

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