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Die Medium Magazin Lesetipps: Der „publizistische Sonderfall“ Sport, die PM als meist genutztes Instrument der PR und ein „Aufruf zur Professionalisierung des Onlinejournalismus“, vorgestellt von Bernd Stößel

Dabei sein ist alles

Thomas Horky / Thorsten Schauerte / Jürgen Schwier, Sportjournalismus, UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2009, 326 S., 29,90 Euro

Beim Sportjournalismus handelt es sich um ein spezielles Spielfeld, was die Autoren des Praxis-Buches von einem „publizistischen Sonderfall“ sprechen lässt. Der häufig direkte Kontakt der Sportreporter zu den Sportlern kann zu Rollenkonflikten führen, Trainerentlassungen in der Fußball-Bundesliga finden in der Regel unter medialem Trommelfeuer statt. Der erste Teil befasst sich mit den Grundlagen des Sportjournalismus, zum Beispiel mit seiner Historie. Während hier für Österreich und die Schweiz Überblicksdarstellungen vorlägen, fehle bis zum heutigen Tage ein Standardwerk über den Sportjournalismus in Deutschland. Im zweiten, etwa zwei Drittel des Buches einnehmenden Teil, geht es dann in die Praxis. Neben dem Blick auf die verschiedenen Mediengattungen von Agenturen bis Internet kommt auch das Thema Sportfotografie zur Sprache – „kicker“-CvD Jörg Jakob bezieht in einem längeren Interview Stellung zu Bildmanipulation und zunehmender Gängelung durch Vereine. Von besonderem Interesse sind die Kapitel über den freien und über den investigativen Sportjournalismus.

Zwischen den Stühlen

Cathrin Christoph, Textsorte Pressemitteilung. Zwischen Wirtschaft und Journalismus, UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2009, 253 S., 29 Euro

Pressemitteilungen als meistgenutztes Instrument der PR stoßen mit ihren werblichen Aussagen bei Journalisten auf eine gesunde Skepsis. Cathrin Christophs Arbeit, mit der sie an der Universität Greifswald promovierte, analysiert eine Textsorte, die das Interesse des Absenders mit journalistischen Ansprüchen kombiniert – bzw. kombinieren sollte. Es komme darauf an, die Interessenlage des Journalisten vorauszuahnen. Ohne den eigenen Anspruch auf Verkaufsförderung und Imagegewinn zu verhehlen. Die Verfasserin, selbst als PR-Beraterin tätig, kommt aufgrund von Textanalysen zu dem Schluss, dass Onlinemedien im Vergleich zu Printmedien die Textbearbeitung vernachlässigten. Daher lieferten sie schlechtere journalistische Qualität. Grundsätzlich wissen beide Seiten, welchen Zweck Pressemitteilungen verfolgen. Für die klare Trennung zwischen redaktionellen Inhalten und PR seien die Medien verantwortlich. Erfolg versprechende PR formuliere gewinnend und nur maßvoll wertend, dabei stets auch die Bedürfnisse der journalistischen Seite im Auge behaltend.

Online, gewusst wie

Thomas Holzinger, Martin Sturmer, Die Online-Redaktion. Praxisbuch für den Internetjournalismus, Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 2010, 194 S., 34,95 Euro

Die inhaltliche Entwicklung des Internets halte mit der technologischen nicht mit, so die Ausgangsthese von „Die Online-Redaktion“. Selbige entpuppe sich als „Strafkolonie für unliebsame Mitarbeiter“. Da tut ein Aufruf zur Professionalisierung des Internetjournalismus not. Die Autoren sprechen von einem „Handbuch für einen unterschätzten Beruf“. Klar sei, dass die klassischen Erzählstrukturen aus Print und Rundfunk zu kurz, respektive zu lang griffen. Nicht jeder liest mit Vergnügen eine Reportage von 10.000 Zeichen auf dem Bildschirm. Füllwörter wie „eigentlich“ oder „jedoch“, die schon gedruckt nerven, haben online erst recht nichts zu suchen. Treffend heißt es schon zu Beginn: „Die Möglichkeiten des Web sind grenzenlos, bloß die Geduld der User ist endlich.“ Einen zwingenden inhaltlichen Aufbau vermisst der Leser leider auch bei dem Buch. Die Kapitelüberschriften lauten „Vorspeise“ „Wurst“, „Knäckebrot“, „Pfefferoni“ und „Nachtisch“. Bemüht flotte Formulierungen wie „Das Internet ist das Sodom des Datenschutzes.“ zeugen von einer häufig anzutreffenden Geschwätzigkeit. Die wünschenswerte Straffheit eines Handbuchs bleibt somit auf der Strecke.