Buchtipps für Journalisten

Handwerk und Theorie

Stephan Ruß-Mohl, Journalismus. Das Lehr- und Handbuch, F.A.Z.-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen, Frankfurt 2010, 302 S., 29,90 Euro

An Einführungen in den Journalismus herrscht kein Mangel. Stefan Ruß-Mohl möchte mit seinem Lehr- und Handbuch eine Lücke schließen und operiert an der Nahtstelle von Praxis und Wissenschaft. Eine seiner Prämissen lautet, Journalismus und PR seien eng aufeinander bezogene Berufs- und Arbeitsfelder – nicht jeder Journalist wird dies unterschreiben. Herausgehoben sei das Kapitel „Ethik und professionelle Normen“, in dem der Autor von „falsch verstandener Kollegialität“ im Journalismus spricht. Schnell entstehe beim Publikum der Eindruck, dass Journalisten über Kollegen viel milder urteilten als über Politiker oder Wirtschaftsführer. Was das Thema Qualitätssicherung betrifft, weist Ruß-Mohl auf die Bedeutung von Journalistenpreisen hin: in den USA würden journalistische Spitzenleistungen öffentlich ganz anders gewürdigt als in Deutschland. Beim Medienjournalismus gebe es noch deutlichen Verbesserungsbedarf: er könnte die Rolle einer Art „fünften Gewalt“ spielen, welche der vierten Gewalt auf die Finger schaut. Medienleute seien bekanntlich „äußerst dünnhäutig“ und schätzten es nicht, wenn an ihnen „herumgenörgelt“ werde.

Durch die Hintertür

Dominik Bartoschek / Volker Wolff, Vorsicht Schleichwerbung!, UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2010, 163 S., 17,90 Euro

Zu den eisernen Grundsätzen eines seriösen Journalismus gehört die strikte Trennung von redaktionellem Teil und Werbung. In der Medienkrise werden hier zunehmend Zugeständnisse gemacht und für zusätzliche Einnahmen die Glaubwürdigkeit geopfert. Dominik Bartoschek und Volker Wolff zeigen in ihrem Buch anhand konkreter Beispiele, welche Trojanischen Pferde zum Einsatz kommen. Die Sittenwidrigkeit ist das eine, doch kritisieren die Autoren auch den Deutschen Presserat als für die Ächtung Zuständigen. Dessen Bestimmungen zur Kennzeichnungspflicht von redaktionell gestalteten Anzeigen seien „äußerst auslegungsbedürftig“, eine Präzisierung daher dringend erforderlich. Innerhalb von zwei Jahrzehnten habe sich die Zahl von Beschwerden wegen Verstoßes gegen Ziffer 7 des Pressekodex vervielfacht. Ein besonders fruchtbares Biotop für Schleichwerbung stellt die Wirtschafts- und Finanzmarktberichterstattung dar, die in eigenen Kapiteln beleuchtet wird. Anliegen des Buches ist es, durch die Identifizierung klarer Kriterien dabei zu helfen, der Ausbreitung der Schleichwerbung Einhalt zu gebieten.

Fallstricke des Netzes

Eva Appel (Hrsg.), 43. mainzer tage der fernsehkritik, Neue Wahrheiten – Wer traut wem in der vernetzten Welt?, ZDF, Mainz 2010, 243 S., 13 Euro

Bestellung bei Marion Räder: Raeder.M@zdf.de

Die 43. Mainzer Tage der Fernsehkritik widmeten sich im März 2010 der Frage der Herausforderungen, mit denen der klassische Journalismus in der digitalen Welt konfrontiert ist. ZDF-Intendant Markus Schächter plädierte dafür, dass die Öffentlich-Rechtlichen im Netz auf möglichst vielen Plattformen Präsenz zeigen müssten. Die neuen Netzwerke könnten den professionellen Journalismus nicht ersetzen. ARD und ZDF verfolgten nicht das ihnen oft unterstellte Ziel, die Printkonkurrenz im Netz zu verdrängen. Die Qualitätsmedien sollten sich mithin nicht gegenseitig bekämpfen, sondern eine „Allianz gesellschaftspolitischer Verantwortung“ bilden. Ein Podiumsgespräch beschäftigte sich mit der philosophischen Frage „Wie echt darf Wirklichkeit aussehen?“. In einem der drei Teile geht es um Medien als „Vertrauensagenturen“: „Wem oder was glauben wir (noch)?“. Ergänzend zur Dokumentation in Buchform finden sich unter zdf.de in der ZDF-Mediathek („Mainzer Tage der Fernsehkritik“) acht Beiträge.

Autor: Bernd Stößel, freier Journalist in Frankfurt